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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Stifte, zerknülltes Papier, eine Haarklammer auf.
    »Ich habe was getrunken. Gleich darauf kamen Meg und Otto rein, und als alle sich ein wenig beruhigt hatten, spielten wir Poker. Als Sie kamen, waren wir noch dran.«
    Nate nickte und steckte das Notizbuch weg, das er herausgeholt hatte.
    John warf das Papier in den Papierkorb und legte die anderen Sachen in einen Schuhkarton auf seinem Pult. »Ich kann mir nicht vorstellen, wer so etwas einem Hund antut. Ausgerechnet Yukon.«
    »Das scheint sich keiner vorstellen zu können.« Nate sah sich im Klassenzimmer um. Es roch nach Kreide. Und diesem Teenagerduft aus Kaugummi, Lipgloss und Haargel. »Nehmen Sie sich unter dem Schuljahr auch mal ein paar Tage frei? Um eine Pause zu machen und einfach mal auszubrechen?«
    »Dafür war ich bekannt. Pausen für die geistige Gesundheit, nannte ich sie. Warum?«
    »Ich frage mich, ob Sie sich im Februar 1988 eventuell auch so eine Pause für die geistige Gesundheit gegönnt haben?«
    Die Augen hinter Johns Brillengläsern wurden kühl. »Schwer zu sagen.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Sollte ich einen Anwalt einschalten, Chief Burke?«
    »Das steht Ihnen frei. Ich versuche nur, mir einen Überblick zu verschaffen, wo jeder war, was jeder machte, als Patrick Galloway umgebracht wurde.«
    »Sollte sich nicht die Staatspolizei diesen Überblick verschaffen?
Und hat die, wenn ich nicht falsch informiert bin, nicht bereits ihre Schlussfolgerungen gezogen?«
    »Ich ziehe meine Schlussfolgerungen lieber selbst. Es ist doch sicherlich kein Geheimnis, dass Sie lange Zeit, sagen wir, eine Schwäche für Charlene gehabt haben?«
    »Nein.« Nachdem John seine Brille abgenommen hatte, zog er ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und fing an, sie zu putzen. »Ich würde nicht behaupten, dass das ein Geheimnis ist.«
    »Und hatten auch eine Schwäche für sie, als sie noch mit Galloway zusammen war.«
    »Ich hegte Gefühle, sehr starke Gefühle für sie, ja. Die mir nichts gebracht haben, denn sie heiratete einen anderen, weniger als ein Jahr nachdem Galloway verschwunden war.«
    »Ermordet worden war«, korrigierte Nate ihn.
    »Ja.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Ermordet worden war.«
    »Haben Sie um ihre Hand angehalten?«
    »Sie hat nein gesagt. Sie hat jedes Mal nein gesagt, wenn ich sie gefragt habe.«
    »Aber sie hat mit Ihnen geschlafen.«
    »Jetzt werden Sie aber sehr persönlich.«
    »Sie schlief mit Ihnen«, fuhr Nate unbeirrt fort, »aber sie heiratete einen anderen. Schlief mit Ihnen, während sie mit einem anderen verheiratet war. Und das nicht nur mit Ihnen.«
    »Das ist privat. So gut das an einem Ort wie diesem möglich ist. Darüber werde ich nicht mit Ihnen sprechen.«
    »Auch Liebe ist eine Art Ehrgeiz, oder?« Nate tippte mit dem Finger auf die Ausgabe von Macbeth, die auf Johns Pult lag. »Die Menschen töten deswegen.«
    »Menschen töten. Und die halbe Zeit benötigen sie keine Ausrede dafür.«
    »Das ist unbestritten. Manchmal kommen sie damit davon. Weitaus öfter nicht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie versuchten, sich zurückzuerinnern, wo Sie in jenem Februar waren, und es mich wissen ließen.«
    Er war schon auf dem Weg zur Tür, wandte sich jedoch noch einmal um. »Ach, was ich mich gefragt habe, haben Sie eins der Bücher gelesen, die Max Hawbaker begonnen hat?«

    »Nein.« Trotz seiner ruhigen Stimme stand gedämpfte Wut in seinen Augen. »Er ging sehr geheimnistuerisch damit um. Das geht vielen aufstrebenden Schriftstellern so. Ich hatte den Eindruck, er redete mehr übers Bücherschreiben, als dass er tatsächlich schrieb.«
    »Aber er hat ein paar angefangen. Ich habe die Manuskripte. Sie kreisen alle um ein und dasselbe. Ein Thema, kann man wohl sagen.«
    »Auch das ist nicht untypisch bei einem Jungschriftsteller. Selbst einer mit Erfahrung möchte ein Thema aus verschiedenen Standpunkten angehen.«
    »Bei ihm scheint es um Menschen zu gehen, die in der Natur überleben – und einander überleben. Oder nicht überleben. Es endet immer mit drei Männern, egal welchen Anfang er wählt, es sind am Ende immer drei. Im umfangreichsten Manuskript geht es um drei Männer, die einen Berg besteigen. Im Winter.«
    Nate klimperte mit seinem Kleingeld, das er in der Tasche hatte, John schwieg.
    »Es sind nur ein paar Kapitel vollständig, aber für den Rest existieren Notizen, eine Art Umriss oder vereinzelte Szenen, die er noch einbauen wollte. Drei Männer steigen auf einen Berg. Nur zwei kommen

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