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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Ringlein, nicht mit dem baumelnden Kreuz.
    Das sah eher nach einem Statement aus.
    Galloway hatte er nicht gehört. Er hatte sich die Fotos noch mal angesehen – Galloway war mit einem Ring im Ohr gestorben. Und soweit Nate das mit einem Vergrößerungsglas hatte feststellen können, war Galloways anderes Ohr nicht durchstochen.
    Um sicherzugehen, würde er das mit dem Gerichtsmediziner abklären.
    Aber eigentlich war ihm klar, dass das, was er sich hier ansah, dem Mörder gehörte.
    Das kleine Gegenstück – wie nannte man das bloß – fehlte. Vor seinem geistigen Auge wurde diese gesichtslose Gestalt lebendig, sie holt mit dem Eispickel aus, und der kleine Ohrring fällt unbemerkt ab. Zieht den Eispickel nach unten, erledigt ihn.
    War er dort stehen geblieben und hatte Galloways entsetztes Gesicht betrachtet, als sein Freund kraftlos an der Eiswand nach unten glitt? Hatte er dort gestanden, gestarrt, studiert? Selbst entsetzt – oder froh? Erregt oder bestürzt? Was zählte das schon, überlegte Nate. Der Job war erledigt.
    Nimm das Gepäck, sieh es durch? Wozu die Vorräte zurücklassen – oder das Geld, sofern das Geld da drin war. Man musste praktisch denken. Er musste schließlich überleben.
    Wann war ihm aufgefallen, dass er den Ohrring verloren hatte? Zu spät, um zurückzukehren und nachzusehen, ein zu unbedeutendes Detail, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Aber es waren die Details, aus denen sich ein Fall aufbaute und der Käfig.

    »Nate?«
    Den Ohrring noch in der Hand, griff er nach dem Hörer der Gegensprechanlage. »Ja?«
    »Jacob ist hier, er möchte Sie sehen«, teilte Peach ihm mit.
    »Schicken Sie ihn zu mir.«
    Er erhob sich nicht, sondern lehnte sich in seinem Sessel zurück, als Jacob eintrat und hinter sich die Tür schloss. »Ich habe schon damit gerechnet, dass Sie heute vorbeikommen werden.«
    »Es gibt da ein paar Dinge, die ich gestern Abend nicht vor Meg sagen wollte.«
    Jacob trug ein Rehlederhemd über ausgeblichenen Jeans, und an der Perlenkette, die er um den Hals trug, hing ein polierter brauner Stein. Sein silbriges Haar trug er in einem langen Pferdeschwanz. Seine freien Ohrläppchen zeigten keinerlei Schmuck.
    »Setzen Sie sich«, lud Nate ihn ein. »Und sagen Sie es mir.«
    »Ich werde stehen bleiben und es sagen. Entweder beziehen Sie mich mit ein, bis die ganze Sache erledigt ist, oder ich werde allein weitermachen. Aber das muss ein Ende haben.« Er trat vor an den Schreibtisch, und zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft sah Nate unverhüllte Wut auf Jacobs Gesicht.
    »Sie ist mein Kind. Sie ist länger meins, als sie das von Pat war. Das ist meine Tochter. Was immer Sie auch über mich denken mögen, worüber Sie sich wundern, das müssen Sie wissen . Ich werde auf die eine oder andere Art und Weise dazu beitragen, herauszufinden, wer sie vergangene Nacht in Gefahr gebracht hat.«
    Nate schaukelte in seinem Stuhl vor und zurück. »Möchten Sie eine Dienstmarke?«
    Er sah Jacobs Hände sich zu Fäusten ballen, doch als die Wut unter einer rätselhaften Maske verschwand, öffneten sie sich ganz langsam wieder. »Nein. Ich glaube nicht, dass ich eine Dienstmarke haben möchte. Die wäre mir zu schwer.«
    »Also gut, dann bleibt es... unter uns, dass Sie für mich arbeiten. Ist Ihnen das lieber?«
    »Ja, das ist es.«
    »Diese Leute, denen Sie Fragen gestellt haben und die Ihnen von dem Geld erzählt haben? Wäre es möglich, dass man hier in Lunacy davon Wind bekommen hat?«

    »Das ist mehr als möglich. Die Menschen reden – Weiße ganz besonders.«
    »Und falls der Wind das hierher getragen hat, wäre dann der Schluss denkbar, dass Sie in Anbetracht der Beziehung, die Sie zu Galloway und zu Meg haben, mir diese Information weitergeben würden?«
    Jacob zog die Schultern hoch und ließ sie fallen.
    »Wieso bringt man nicht erst Sie zum Schweigen, bevor Sie es mir sagen können?«
    Jetzt lächelte Jacob. »Ich bin schon sehr lang auf dieser Welt und sehr schwer umzubringen. Sie nicht. Die Geschichte von gestern Nacht war schlampig und dumm. Warum schießt man Ihnen nicht in den Kopf, wenn Sie allein am See sind? Beschwert Sie mit Steinen und versenkt Sie? Ich würde das so machen.«
    »Danke. Er wählt nicht die direkte Annäherung. Nein, nicht einmal bei Galloway hat er das getan«, sagte Nate, als Jacob die Tafel betrachtete. »Das war ein Augenblick des Wahnsinns, der Gier, der Gelegenheit. Vielleicht alles drei. Es war nicht geplant.«
    »Nein.«

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