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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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seinem Bier. »Genießen Sie Ihr Abendessen, Chief.«
    »So...« Charlene drehte ihren Körper so, dass ihre Brüste Nates Arm berührten. »Und welche Frau wäre das?«
    »John erzählte mir, wie es dazu kam, dass Cissy für Sie arbeitet.«
    »Oh?« Sie leckte mit ihrer Zunge über die frisch angemalten Lippen. »Dann haben Sie also ein Auge auf meine Kellnerin geworfen, Nate?«
    »Nur in der Hoffnung, sie möge mir bald mein Essen bringen.« Er konnte nicht einfach abzischen, ohne dabei wie ein Idiot auszusehen und sich auch als solcher zu fühlen. Er konnte sich nicht rühren, ohne gegen irgendeinen Teil ihres Körpers zu stoßen. »Haben die Mackie-Brüder Ihnen den Schaden schon bezahlt?«
    »Sie sind vor etwa einer Stunde hergekommen und haben ihn beglichen. Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie sich meiner angenommen haben, Nate. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit zu wissen, dass Sie nur einen Anruf weit weg sind.«
    »Mit einer Doppelläufigen in der Küche dürften Sie sich allerdings auch ziemlich sicher fühlen.«
    »Na ja.« Sie ließ den Kopf sinken und lächelte. »Eigentlich ist die mehr zur Schau.« Sie rückte mit ihrem Leib näher, sodass ihr Komm-nimm-mich-Parfüm aus ihrem Ausschnitt emporzusteigen schien. »Es ist nicht einfach, als Frau so ganz allein an einem Ort wie diesem zu sein. Lange Winterabende. Sie werden kalt. Und sie sind einsam. Ich hab es gern zu wissen, dass ein Mann wie Sie unter demselben Dach schläft. Vielleicht könnten Sie und ich einander später ja Gesellschaft leisten.«

    »Charlene. Das ist… das soll wohl ein Angebot sein.« Ihre Hand glitt an seinem Schenkel hoch. Er packte ihre Hand und drückte sie auf die Tischfläche, obwohl er spürte, dass er hart und heiß wurde. »Lassen Sie uns hier mal eine Minute verweilen.«
    »Ich hoffe doch, es wird länger dauern als eine Minute.«
    »Haha.« Wenn sie diesen Körper noch länger so an ihm rieb und ihn daran erinnerte, wie lange er schon zölibatär lebte, schaffte er womöglich keine sechzig Sekunden. »Ich mag Sie, Charlene, und Sie sind auch wirklich eine Augenweide, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn wir beide… einander Gesellschaft leisten. Ich muss hier erst mal meine Fühler ausstrecken.«
    »Ich auch.« Sie wickelte eine Strähne seines Haars um ihren Finger. »Wenn Sie nachts die Unruhe packt, lassen Sie es mich wissen. Ich zeige Ihnen dann, was ich unter einer Einrichtung mit Komplettservice verstehe.«
    Sie ließ ihre babyblauen Augen auf ihm ruhen, als sie sich aus der Nische herauswand. Dabei schaffte sie es, ihm mit ihrer Hand wieder aufreizend über seinen Schenkel zu streichen. Nate wartete, bis sie powackelnd und hüfteschwingend den Raum durchquert hatte, und atmete dann pfeifend aus.
     
    Er schlief nicht gut. Das Mutter-Tochter-Wrestling-Team hatte ihn aufgewühlt und nervös gemacht. Und die Dunkelheit war so endlos und vollkommen. Eine primitive Dunkelheit, die einen Mann dazu drängte, in einer warmen Höhle bei einer warmen Frau Unterschlupf zu suchen.
    Er ließ noch lange das Licht brennen – las Stadtverordnungen durch, brütete und schlief dann doch ein, bis der Wecker schrillte.
    Er begann den Tag, wie er den zuvor auch begonnen hatte, indem er mit dem kleinen Jesse frühstückte.
    Routine war ihm wichtig. Er suchte einen Trott, bei dem er nicht denken musste, einen, der sich zunehmend tiefer eingrub, sodass er nicht sehen musste, was dahinter lag. Hier hatte er die Möglichkeit, mechanisch seine Arbeit zu verrichten, kleinere Auseinandersetzungen zu schlichten und sich wie in einer Endlosschleife die Tage mit den immer gleichen Gesichtern, den immer gleichen Stimmen, den immer gleichen Aufgaben zu vertreiben.

    Er könnte der Hamster in der Tretmühle sein. Und eventuell bewahrte ihn diese lächerliche Kälte vor dem Zerfall. Auf diese Weise würde niemand erfahren, dass er bereits tot war.
    Er genoss es, stundenlang in seinem Büro zu sitzen und die hereinkommenden Anrufe auf ihn, Otto und Peter zu verteilen. Wenn er gerufen wurde, nahm er einen seiner Deputies mit, um über sie an Hintergrundinformationen zu kommen und einen Rhythmus zu finden.
    Auf jeden Fall würde er sich auf seine Mitarbeiter stützen. Peter war dreiundzwanzig, hatte sein ganzes Leben hier verbracht und schien jeden zu kennen. Offenbar wurde er auch von allen gemocht, die ihn kannten.
    Otto – Stabsleutnant und verabschiedeter US-Marine – war des Jagens und Fischens wegen nach Alaska gekommen.

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