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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Vor achtzehn Jahren, nach seiner ersten Scheidung, hatte er sich dann dafür entschieden, auf Dauer hier zu leben. Er hatte drei erwachsene Kinder in den Lower 48 und vier Enkel.
    Er hatte wieder geheiratet – eine Blondine mit einer Oberweite, die ihren IQ überstieg, wie Peach erzählt hatte -, sich aber nach zwei Jahren wieder scheiden lassen.
    Sowohl er als auch Bing hatten sich für die jetzt von Nate besetzte Position als qualifiziert genug betrachtet. Doch während Bing wegen der Entscheidung des Stadtrats, einen Outsider zu holen, stocksauer reagierte, hatte Otto – vielleicht weil er es eher gewohnt war, Befehle entgegenzunehmen – seinen Job als Deputy akzeptiert.
    Was Peach, seine Hauptinformantin, betraf, lebte diese seit über dreißig Jahren in Alaska, seit sie mit einem Jungen aus Macon durchgebrannt und nach Sitka geflüchtet war. Das arme Schaf starb ihr weg, verlor sein Leben auf einem Fischkutter auf See, weniger als sechs Monate, nachdem sie abgehauen waren.
    Sie heiratete wieder und ließ sich mit Ehemann Nummer zwei, einem strammen, gut aussehenden Grizzlybär von einem Mann, in der Wildnis nieder, wo sie von den Erträgen ihres Bodens lebten und gelegentlich in die noch in den Kinderschuhen steckende Stadt Lunacy einfielen.
    Als auch er starb – er durchquerte das Überschwemmungsgebiet
des Sees und fror sich zu Tode, ehe er ihr Blockhaus erreichte -, packte sie ihre Sachen zusammen und zog nach Lunacy.
    Sie heiratete wieder, aber das war ein Fehler, und so schickte sie den betrunkenen, ehebrecherischen Esel wieder zurück nach North Dakota, woher er gekommen war.
    Einer vierten Heirat war sie durchaus nicht abgeneigt, sollte der richtige Kandidat auftauchen.
    Peach weihte ihn in die Besonderheiten der anderen ein. Ed Woolcott wäre gern Bürgermeister, müsse sich aber zurückhalten, bis Hopp entscheide, dass sie genug hatte. Seine Frau Arlene sei überheblich, aber da sie aus einem geldigen Haus stamme, überrasche das nicht.
    Wie Peter habe auch Bing sein ganzes Leben hier verbracht, er sei der Sohn eines russischen Vaters und einer norwegischen Mutter. 1974 sei seine Mutter mit einem Pianisten durchgebrannt, Bing sei damals dreizehn gewesen. Sein Vater – dieser Mann konnte einen halben Liter Wodka auf einen Zug leeren – sei etwa zwölf Jahre danach wieder nach Russland zurück und habe Bings jüngere Schwester Nadia mitgenommen.
    Es habe Gerüchte von einer Schwangerschaft gegeben, und man habe gemunkelt, der Vater des Kindes sei verheiratet.
    Roses Ehemann David arbeite als Bergführer – ein verdammt guter – und sei sich für keine Arbeit zu schade, wenn er Zeit dafür hatte.
    Harry und Deb hätten zwei Kinder – der Junge mache ihnen Schwierigkeiten -, und Deb habe das Heft in der Hand.
    Da war noch mehr. Peach hatte regelmäßig mehr auf Lager. Nate ging davon aus, dass er in ein, vielleicht auch zwei Wochen alles wusste, was er über Lunacy und seine Bevölkerung wissen musste. Dann würde auch seine Arbeit zur Routine, zu einem angenehmen Trott.
    Aber wann immer er an seinem Fenster stand und die Sonne über den Bergen aufgehen und sie mit ihrem Gold bescheinen sah, fühlte er in sich diesen Funken glimmern. Dieses kleine Leuchtfeuer, das ihm sagte, dass noch Leben in ihm war.
    Aus Angst, es könnte sich ausbreiten, drehte er dann sein Gesicht der nackten Wand zu.

    An seinem dritten Tag hatte Nate es mit einem Autounfall zu tun, an dem ein Kleinlaster, ein Kombi und ein Elch beteiligt waren. Der Elch kam dabei am besten weg, denn er stand fünfzehn Meter von dem ineinander verkeilten Metall entfernt, als wolle er das Schauspiel beobachten.
    Da es der erste Elch war, den Nate sah – größer und hässlicher als in seiner Vorstellung -, war sein Interesse daran größer als an den beiden Männern, die sich offenbar gerade stritten und einander die Schuld in die Schuhe schoben.
    Es war zwanzig nach acht Uhr morgens und pechschwarz auf der Straße, die von den Einheimischen Lake Drive genannt wurde.
    Er hatte es mit dem stellvertretenden Bürgermeister und einem Bergführer namens Harlow zu tun, die gerade aufeinander losgehen wollten. Außerdem mit einem Ford Explorer, der in einen Graben gekippt und dessen Radstand im Schnee eingegraben war, die Kühlerhaube zusammengeschoben wie ein Akkordeon, und einem Chevy Kleinlaster, der auf der Seite lag, als wolle er ein Nickerchen halten.
    Beide Männer hatten Blut im Gesicht und Blutlust in ihren Augen.
    »Beruhigen Sie sich.«

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