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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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elektrisierend, dass du glaubst, nach oben greifen und ein Stück dieses schimmernden Grüns für dich als Batterie mitnehmen zu können, dann weißt du, dass du nirgendwo anders mehr leben möchtest.
    Wir kommen nur langsam voran, aber wir geben unser Ziel nicht auf, den Gipfel zu erreichen. Lawinentrümmer haben uns aufgehalten. Ich habe mich gefragt, wie viele wohl hier kampiert haben mochten, die jetzt auf ewig begraben sind, und wie bald der Berg ins Rutschen geraten oder zu tanzen anfangen wird, um
die Schneehöhle zu verschütten, die wir mühsam hineingehackt haben.
    Es war zu einem kurzen, lautstarken Streit gekommen, wie sich diese Trümmer umgehen ließen. Ich übernahm die Führung. Um hindurch und darum herum zu kommen, brauchten wir die Dauer zweier Leben, und es hätte keinen schnelleren Weg gegeben, egal was andere denken mögen. Es ist eine gefährliche Gegend, bekannt als Quicksand Pass, weil sich der Gletscher unter dir bewegt. Du kannst es nicht sehen, kannst es nicht spüren, aber sie rutscht unter dir davon und entgleitet dir. Und sie kann dich hinunterziehen, denn unter dieser weißen Welt warten Spalten nur darauf, dich als Sarg aufzunehmen.
    Wir bahnten uns mit klirrenden Eispickeln unseren Weg hoch zum Lonely Ridge, die Wimpern vom Frost verklebt, und nachdem wir uns um den Satan’s Chimney gekämpft hatten, machten wir Brotzeit auf einem Picknicktuch unberührten Schnees.
    Die Sonne war ein Ball goldenen Eises.
    Ich riskierte es, ein paar Fotos zu schießen, fürchtete aber, die Kamera könnte bei der Kälte zu Bruch gehen.
    Wenig Anmut, aber jede Menge Leidenschaft zeichnete unseren Aufstieg nach dem Mittagessen aus. Vielleicht war das zum Dessert verspeiste Speed schuld daran, aber wir traten um uns und fluchten – auf den Berg und aufeinander. Stundenlang schlugen wir unsere Tritte in den Schnee, während der goldene Ball zu sinken begann und ein boshaft violettes Orange annahm, das den Schnee entzündete. Dann ließ er uns in mörderischer Dunkelheit zurück.
    Wir setzten unsere Kopflampen ein, die uns genügend Licht gaben, um eine Kante für das Zelt aus dem Eis zu hacken. Jetzt kampieren wir hier, lauschen dem Wind, der wie eine Sturmwoge durch die Nacht pfeift, und lindern unsere Erschöpfung mit hervorragendem Gras und dem Erfolg dieses Tages.
    Wir sind dazu übergegangen, einander mit Decknamen aus Star Wars anzusprechen. Wir sind Han, Luke und Darth. Ich bin Luke. Zu unserer Unterhaltung stellen wir uns vor, auf dem Eisplaneten Toth zu sein, mit der Mission, dort einen Stützpunkt des Imperiums zu zerstören. Das bedeutet natürlich, dass Darth gegen uns arbeitet, aber das macht es nur umso lustiger.

    Hauptsache, wir bleiben bei der Stange.
    Heute sind wir recht weit gekommen, aber langsam werden wir nervös. Es war ein gutes Gefühl, meinen Eispickel in den Bauch von No Name zu hauen, als ich mich an ihm hocharbeitete. Aber es wurde viel geschrien und beleidigt – anfangs begründet, aber als dann Eisklumpen runterregneten, wurde der Ton schärfer. Darth bekam welche ins Gesicht und verfluchte mich dafür die ganze folgende Stunde.
    Eine Minute lang dachte ich heute, er würde die Nerven verlieren und mir mein Gesicht blutig schlagen, wie ich das mit seinem getan hatte. Selbst jetzt spüre ich noch seine Verbitterung und den gelegentlichen, gehässigen Blick, den er mir in den Hinterkopf bohrt, während Han mit dem Wind um die Wette schnarcht.
    Er wird darüber wegkommen. Wir sind ein Team, und jeder hält das Leben der anderen in den Händen. Also wird er sich beruhigen, wenn wir wieder mit dem Aufstieg beginnen.
    Vielleicht sollten wir auf Speed verzichten, aber ein paar Pillen putschen so schön auf und helfen einem, Kälte und Müdigkeit abzuschütteln.
    Es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt. Das blendende Funkeln des Schnees, der Klang der sich ins Eis treibenden Pickel oder das quietschende Geräusch, wenn dieser durch Schnee geht, das Kratzen der Steigeisen auf dem Fels, der wunderbare freie Fall des Seils und das Beobachten des Eisfeuers bei Sonnenuntergang.
    Selbst jetzt, da wir im Zelt kauern und ich dies schreibe und mein Magen sich gegen das Mittagessen aus gefriergetrocknetem Eintopf auflehnt, mein Körper vor Überanstrengung schmerzt und die Angst vor Erfrierung und Tod sich wie eine Ratte in meinem Gehirn einnistet, möchte ich nirgendwo anders sein.
     
    Um sieben Uhr fand Nate, dass sein Tag lang genug gewesen war. Er hatte ein Funkradio dabei. Sollte

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