Das Leuchten des Himmels
wenn ich mich eingrabe, dann backe ich gern, denn das verhindert, dass ich mich in Selbstmitleid bade.«
»Du backst Brot.« Er roch daran. »Ich kenne keinen, der Brot backt. Oder Flugzeuge fliegt. Oder den Motor eines Schneemobils richten kann.«
»Wie gesagt, ich bin eine Frau mit seltsamen und vielseitigen Fähigkeiten. Nach dem Abendessen zeige ich dir ein paar davon. Im Bett. Schenk bitte Wein nach. Wir sind fertig hier.«
Vielleicht lag es an der Atmosphäre, vielleicht an der Frau, jedenfalls konnte er sich nicht erinnern, jemals so entspannt gespeist zu haben.
Sie hatte behauptet, nicht vernünftig zu sein, aber in ihrer ganzen Lebensweise und der Art, wie sie sich um ihr Zuhause kümmerte, erkannte er eine klare Linie. Auch darin, wie sie mit Entsetzen, Trauer, selbst mit Wut umging.
Jacob hatte gesagt, sie sei stark. Und Nate glaubte langsam, dass sie die stärkste Persönlichkeit war, die ihm je begegnet war.
Und die mit sich selbst am zufriedenste.
Sie erkundigte sich, wie sein Tag gewesen war. Es fiel ihm nicht leicht, darauf einzugehen. Während seiner Ehe hatte er sich angewöhnt, seinen Job außen vor zu lassen.
Aber sie wollte davon erfahren, kommentieren, tratschen und lachen.
Doch bei aller Ungezwungenheit im Umgang mit ihr war der Schauder der Erregung zu spüren, diese sexuelle Erwartung, die sein Blut erhitzte, wann immer sie in seiner Nähe war.
Er sehnte sich danach, seine Hände in ihr Haar schieben, seine Zähne an ihren Nacken zu bringen, den der kürzere Haarschnitt jetzt bloßlegte. Er brauchte nur daran zu denken, es sich vorzustellen, und schon verspannte sich sein Unterleib, und er spürte, wie ihm des Tages Last von den Schultern fiel.
Irgendwann streckte er sich, legte ihre Füße in seinen Schoß, und sie lehnte sich zurück, um Wein zu trinken. Sein Mund wurde trocken, sein Kopf benebelte sich.
»Ich habe in Läden auch schon was mitgehen lassen.« Sie warf jedem der Hunde ein Stück Brot zu, und er musste sofort daran denken, wie seine Mutter bei einer solchen Aktion ausgerastet wäre.
Und wie gern er den Hunden dabei zusah, wie sie das Brot auffingen, wie ein paar Außenfeldspieler, die sich einen Hochschuss abjagen.
»Du... du hast gestohlen.«
»Also, ich würde es nicht als Diebstahl bezeichnen, wenn man im Laden was mitgehen lässt.«
»Du nimmst was mit, ohne dafür zu bezahlen.«
»Okay. okay.« Sie verdrehte die Augen. »Aber das war wirklich eher ein Initiationsritus, jedenfalls für mich. Und ich war viel zu wendig, um mich erwischen zu lassen. Nicht so wie bei den Kindern, die ihr heute erwischt habt. Ich habe auch nie was mitgenommen, das ich hätte brauchen können. Es ging vielmehr um das: Mal sehen, ob es klappt. Dann versteckte ich die Beute in meinem Zimmer und holte sie am Abend hervor, um mich hämisch darüber zu freuen. Binnen weniger Tage habe ich wieder alles zurückgebracht, und das war nicht weniger gefährlich und aufregend. Ich glaube, ich wäre eine gute Kriminelle geworden, wenn ich anderswo gelebt hätte, denn ich habe begriffen, dass es nicht so sehr darum geht, was du dir holst, sondern dass du es dir holst.«
»Aber du gehst jetzt nicht mehr...«
»Nein, aber da du es jetzt ansprichst, es wäre schon lustig, herauszufinden, ob ich’s noch immer kann. Und wenn man mich erwischt, dann habe ich ja einen Chief of Police im Haus.« Sie ließ ihre Füße fallen und beugte sich über ihn, um ihm auf den Schenkel zu klopfen, während er sie aus seinen ernsten grauen Augen musterte. »Sieh mich nicht so besorgt an. In der Stadt wissen alle, dass ich verrückt bin, und keiner würde mir einen Vorwurf daraus machen.«
Sie stand auf. »Lass uns das Geschirr abräumen. Und lass du schon mal die Hunde raus. Um diese Tageszeit brauchen sie ihren Auslauf.«
Als die Küche nach ihren Anordnungen aufgeräumt war und die Hunde mit ein paar Fleischknochen in der Größe von Schienbeinen
auf dem Boden lagen, wanderte sie ins Wohnzimmer, um ihre CD-Liste durchzugehen.
»Ich glaube, Puccini wäre nicht die richtige Tonlage für den folgenden Teil des Abends.«
»War das, was du eben gehört hast, Puccini? Dieses Opernzeug?«
»Ja, ich glaube, das beantwortet die Frage nach deiner Meinung zu dieser Musikrichtung.«
»Ich weiß einfach nichts darüber. Als ich ankam, hat es mir gefallen. So voll und seltsam und herzzerreißend.«
»Dann besteht ja noch Hoffnung für dich. Hm, ich könnte jetzt Barry White auflegen, aber das wäre zu
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