Das Leuchten des Himmels
offensichtlich. Was hältst du von Billy Holiday?«
»Ah, die tote Bluessängerin?«
Sie wandte sich zu ihm. »Also gut, was kennst du denn für Musik?«
»Ach, alles Mögliche. Was im Radio läuft, na ja, du weißt schon.« Unter ihrem amüsierten Blick steckte er die Hände in die Taschen. »Ich mag Norah Jones.«
»Dann also Norah Jones.« Sie fand ein Stück und programmierte ihre Anlage, um es auszuwählen.
»Und Black Crow«, ergänzte er zu seiner Rechtfertigung. »Und auch die neue CD von Jewell finde ich wirklich gut. Springsteen ist immer noch der Boss. Und dann gibt es da noch...«
»Jetzt übertreib mal nicht.« Sie lachte und nahm ihn an der Hand. »Jones ist in Ordnung für mich.« Sie zog ihn die Treppe hoch. »Wenn du mich richtig behandelst, höre ich ohnehin meine eigene Musik.«
»Setz mich bloß nicht unter Druck.«
»Das packst du schon.« Auf dem oberen Treppenabsatz drehte sie sich zu ihm herum und schob ihn durch eine Tür. »Jetzt pack mich, Chief. Ich habe mich auch nach dir gesehnt.«
»Ich musste ständig an dich denken. Zu den unpassendsten Gelegenheiten.«
Sie schlang ihre Arme um seine Taille. Sie brauchte ihn, sie wollte ihn. So speziell jemanden zu brauchen und zu wollen, war seltsam für sie. »Wie etwa?«
»Wie etwa, dass ich mir dich nackt vorgestellt habe, als ich mit Peach den wöchentlichen Turnus durchging. Das kann beunruhigend sein.«
»Ich mag es, wenn du dir vorstellst, ich sei nackt, vor allem wenn es unpassend ist.« Sie strich mit ihren Zähnen über sein Kinn. »Warum bringst du mich nicht in diesen Zustand?«
»Ich mag dich ebenfalls angezogen. Nur dass du’s weißt«, erwiderte er, als er den Pullover hochschob.
Es war ein wunderbares Gefühl, ihren Körper unter seinen Händen zu spüren und Schicht für Schicht abzustreifen, ehe er Haut erreichte. Wie warm ihre Haut war, wie glatt. Und trotz Webpelz und Wolle und Baumwolle, trotz all dieser praktischen Dinge, war darunter dieser geheimnisvolle, erregende Duft.
Sie berührte ihn, streifte ihm, ungezwungen und voller Ungeduld, die einzelnen Schichten ab, wie er das bei ihr tat. Und entzündete dabei etwas in ihm, das mehr war als Lust. Etwas, das viel zu lange überwintert hatte.
Er konnte sich ihr hingeben, ohne sich verloren zu fühlen. Sich gehen lassen, ohne sich sorgen zu müssen, ob er wieder zurückfand. Als sein Mund sich über ihrem schloss, der sowohl nach Hingabe als auch nach Forderung schmeckte, hatte er alles, was er brauchte.
Sie kreisten um das Bett herum und legten sich darauf. Er hörte sie seufzen und fragte sich, ob sie so erleichtert oder womöglich auch so bedürftig war wie er. Sie zog ihn nach unten, bäumte sich ihm entgegen und bot sich ihm dar, als sein Mund ihre Kehle umkreiste, seine Zähne sich knabbernd auf ihren Nacken zubewegten. Er spürte ihr Herz leicht gegen seins schlagen und die festen, einladenden Streichelbewegungen ihrer Hände auf seinem Rücken.
Sie wollte, dass er sich nahm, was er brauchte. Das kam nur selten bei ihr vor, denn sie war eine Frau, die zuerst ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt haben wollte – und oft auch noch zuletzt. Aber sie wollte sich ihm hingeben, seine gequälten Augen von diesem Kummerfilm befreien. Und sie wusste, dass sie geben konnte und er sie dennoch nicht unerfüllt zurückließe.
In der Hitze seiner Lippen, der Gier seiner Hände war mehr als die Suche nach Befriedigung. Aber wenn sie sich deswegen in
einem geheimen Winkel sorgte, dann schob sie es beiseite. Zum Grübeln und Bedauern blieb später noch Zeit genug.
Also hob sie sich ihm entgegen, nahm sein Gesicht mit ihren Händen, mit ihren Lippen in Besitz und ließ Zärtlichkeit und Rausch miteinander verschmelzen.
Er rollte sich über sie, entlockte ihr Zuckungen, entzündete kleine Feuer und hielt schließlich ihre Hände fest, damit sie ihn nicht zu sehr und zu bald erregte.
Er wollte sie kosten. Diese Schultern, Brüste, diese wunderbaren schmalen Umrisslinien. Als seine Lippen sie berührten, schauderte sie, und ihr Atem wurde zu einem Stöhnen, während ihre Finger sich in seinen Händen verkrampften.
Er strich mit der Zunge über sie, fuhr in sie hinein und wühlte sie auf.
Sie kam im Galopp, und ihr Körper wurde heiß und feucht, als die Lust sie mit sich fortriss. Alles schrie vor Erlösung und ballte sich wieder, in der verzweifelten Suche nach mehr.
Er gab ihr mehr, mehr und immer mehr, bis sie fast gekratzt und gebissen hätte, um ihn zu bekommen,
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