Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora

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passierte nicht. Ihrer Ansicht nach hatte ich alles vermasselt. Das machte mich eine Weile stocksauer, also vergrub ich mich in meine Arbeit und kam darüber hinweg.«
    »Und dann?«
    Er trat vom Fenster zurück und setzte sich wieder. »Rachel heiratete. Ich weiß nicht, warum mir das so an die Nieren gegangen ist, aber es hat mich ziemlich getroffen, und vermutlich hat man mir das auch angemerkt. Mein Partner, Jack, meinte, wir sollten ausgehen und uns ein paar Drinks genehmigen. Jack war ein Familienmensch. Er wäre nach Hause zu seiner Frau und seinen Kindern gegangen, aber ich war am Boden, und er war mein Partner, also setzte er sich mit mir auf ein paar Bier zusammen, damit ich mich abreagierte. Er hätte zu Hause sein sollen, anstatt mitten in der Nacht mit mir aus einer Bar zu kommen. Er hätte im Bett bei seiner Frau sein sollen. Aber das war er nicht. Also, wir kommen raus, und da sehen wir es, einen halben Häuserblock von uns entfernt. Drogen, die den Besitzer wechseln. Der Typ fängt zu schießen an, und wir nehmen die Verfolgung auf. In eine Passage hinein, und da erwischt es mich.«
    Angeschossen, überlegte sie. »Die Narben an deinem Bein und deiner rechten Seite.«
    »Ich gehe zu Boden, weil er mich ins Bein geschossen hat, sage Jack aber, dass ich in Ordnung bin. Ich rufe von meinem Mobiltelefon aus nach Unterstützung. Und ich hieve mich hoch, und da erschießt er Jack. Brust, Eingeweide. Jesus. Ich gelange nicht zu ihm. Schaffe es nicht, und der Schütze kommt zurück. Wahnsinnig, völlig aufgedreht. Absolut wahnsinnig, zurückzukommen, anstatt wegzulaufen. Er trifft mich ein zweites Mal, aber das ist nicht
mehr als ein Streifschuss. Nur ein heißer Pfeil unter den Rippen. Darauf feuerte ich meinen ganzen Ladestreifen auf ihn ab. Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber so hat man es mir erzählt. Ich erinnere mich noch, dass ich zu Jack kroch und ihn sterben sah. Ich weiß noch, wie er mich ansah, wie er meine Hand nahm und meinen Namen aussprach – als wolle er sagen, was soll’s? Und wie er dann, als er Bescheid wusste, den Namen seiner Frau sagte. Daran muss ich jede Nacht denken.«
    »Und dir Vorwürfe machen.«
    »Er wäre doch sonst nicht dort gewesen.«
    »Ich sehe das nicht so.« Sie hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und wie ein Kind gewiegt. Falsch für ihn und Luxus für sie. Also setzte sie sich neben ihn und legte nur ihre Hand auf seinen Schenkel. »Jede Entscheidung, die jemand trifft, führt einen irgendwohin. Du wärst doch auch nicht dort gewesen, wenn deine Frau zu Hause auf dich gewartet hätte. Also könntest du doch genauso leicht ihr die Schuld geben, ihr und dem Typen, mit dem sie zusammen war. Oder du könntest auch den Mann verantwortlich machen, der ihn erschossen hat, denn du weißt selbst irgendwo, dass er der Schuldige ist.«
    »Das weiß ich alles. Das habe ich alles schon gehört. Aber das ändert nichts daran, wie ich mich um drei Uhr morgens oder um drei Uhr nachmittags fühle. Oder wann immer es wieder über mich hereinbricht.«
    Jetzt konnte er ihr auch alles sagen, egal was es kosten mochte.
    »Ich fiel in ein Loch, Meg, ein großes, schwarzes, hässliches Loch. Ich habe versucht herauszuklettern, und manchmal bin ich ja fast draußen, bin schon am Rand. Dann greift von unten etwas hoch und zieht mich wieder runter.«
    »Warst du in Therapie?«
    »Das Department hat sich darum gekümmert.«
    »Medizin?«
    Er rückte wieder ab. »Die mag ich nicht.«
    »Besser leben durch Chemie«, sagte sie, doch ohne zu lächeln.
    »Ich werde dadurch gereizt oder nervös, oder ich bin nicht mehr ich selbst. Unter Medikamenten konnte ich nicht arbeiten, und wenn ich meinen Job nicht ausüben kann, bringt das alles nichts.
Aber ich konnte auch nicht in Baltimore bleiben. Konnte mich dem nicht jeden Tag stellen. Wieder eine Leiche, ein neuer Fall – der Versuch, die Fälle zum Abschluss zu bringen, die Jack und ich in Arbeit gehabt haben. Jemand anderen an seinem Schreibtisch zu sehen. Zu wissen, dass er eine Frau und Kinder zurückgelassen hat, die ihn liebten.«
    »Also bist du hierher gekommen.«
    »Um mich zu vergraben. Aber die Dinge haben sich verändert. Ich sah die Berge. Ich sah die Lichter. Nordlichter.«
    Er betrachtete sie und merkte an dem schwachen Lächeln auf ihrem Gesicht, dass sie ihn verstand. Er brauchte nicht mehr zu sagen. Und deshalb konnte er weitersprechen.
    »Und ich sah dich. Auf alles erfolgte die gleiche Reaktion. Etwas in mir wollte