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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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wieder von so merkwürdigen Dingen wie Energieleistung, und Esoteriker verschiedenster Prägung verwenden von ihnen erfundene Begriffe wie Lebenskraft und Lebensenergie kurzerhand gleich, obwohl es im physikalischen Sinne beides nicht gibt und Kraft und Energie zwei unterschiedliche Paar Stiefel sind, die sich auch nicht ineinander umrechnen lassen: Energie ist das Produkt aus einer Kraft und einem Weg, längs dessen sie auf einen Körper einwirkt.
    Zwar dreht sich das ominöse Rad wirklich, aber das ist ein ganz normaler physikalischer Effekt, der auf statischer Elektrizität beruht.
    Hamlet hatte also durchaus recht, als er manche Dinge zwischen Himmel und Erde außerhalb des Schulwissens und auch außerhalb der Naturwissenschaften ansiedelte. Viele Esoteriker versuchen nun merkwürdigerweise, Hamlets Erkenntnis genau auf den Kopf zu stellen und Dinge, die sich naturwissenschaftlich weder begründen noch verstehen und schon gar nicht messen lassen, in das enge Korsett der exakten Naturwissenschaften zu zwängen. Dieses Vorhaben ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es lässt sich indes darüber streiten, wer an diesem unseligen Bedürfnis der Esoteriker Schuld hat. Die Naturwissenschaftler sagen natürlich, die Esoteriker selbst, denn ihre pseudowissenschaftlichen Aussagen widersprechen einander. Nur geben die Naturwissenschaftler ihrerseits nicht zu, dass Hamlet eben doch recht hatte, und kippen das Kind mit dem Bade aus. Was sie nicht exakt in Ursache und Wirkung definieren, mit dem Begriff Größe versehen und messen können, ignorieren sie kurzerhand. Kein Wunder, dass sich so mancher Esoteriker dadurch ebenfalls ignoriert sieht. Er bemüht sich deshalb, zur Gang der Naturwissenschaftler dazuzugehören, und versucht sich deren Sprache zu bedienen. Das nimmt man ihm wiederum übel, denn Lebenskraft ist nun einmal keine physikalische Kraft und damit für den Physiker überhaupt keine Kraft und deshalb inexistent. Gegen den naturwissenschaftlich nicht belegten Begriff Chi (Lebenskraft in der östlichen Philosophie) hat er dagegen nichts einzuwenden, denn dieser konkurriert nicht unzulässig mit einem Terminus aus seiner Fachsprache.
    Doch das Dilemma geht weiter. Weil die Physiker dem Esoteriker die sinnentfremdete Verwendung von Begriffen wie Kraft oder Energie am liebsten verbieten würden, versuchen nun die Esoteriker nachzuweisen, dass es sich dabei eben doch um konkrete Größen handelt, und bemühen sich, dies durch physikalische Messungen nachzuweisen. Das muss zwar zwangsläufig zum Schiffbruch führen, doch gibt es immer wieder skurrile Scheinerfolge, die das Unmögliche real wirken lassen, wenn man nicht sehr genau hinsieht.
    Einer dieser Scheinerfolge ist das Egely Wheel, angeblich ein Messinstrument für Lebenskraft oder Lebensenergie. Es ist nach seinem Erfinder, dem ungarischen Maschinenbauingenieur und Esoteriker György Egely, benannt. Dass der es mit wissenschaftlicher Korrektheit nicht so ganz genau nimmt, geht schon daraus hervor, dass er sich als ehemaligen Professor des Central Research Institutes for Physics ( CRIP ) in Budapest bezeichnet, obwohl er diese Funktion niemals innehatte, geschweige denn einen Professorentitel besitzt.
    Egelys merkwürdiges Messinstrument ist nichts als ein sehr leichtes, flaches sechsspeichiges Rad von ca. 8 Zentimeter Durchmesser, das an seinem Umfang 72 Zähne hat. Es ist in der Mitte reibungsarm gelagert und beginnt sich zu drehen, wenn man sich ihm mit der Hand nur nähert. Zweifellos wirkt hier eine Kraft. Und genau diese interpretiert Egely mangels besseren Wissens als von der Hand auf geheimnisvolle Weise abgestrahlte Lebensenergie. Bei einer weiter entwickelten Form seines Rades tastet eine Elektronik über eine Lichtschranke und die Radzähnchen die Drehzahl ab und zeigt diese sowohl optisch mit kleinen LED -Lämpchen als auch akustisch an. Interessant ist die Skala, mit der dieser vorgebliche Vitalitätsmesser arbeitet. Während man heute international Kraft in der Einheit Newton (N) und Energie in Joule (Newton x Meter) misst, gibt Egely die Lebensenergie inProzent an, und zwar mit Werten zwischen 0 und 400. 100 Prozent, so postuliert er recht willkürlich, sei »normal«.
    Das kleine Instrument ist ein Renner bei Esoterikern, obwohl es alles andere misst als so etwas wie Vitalitätswerte. Aber die Verkäufer versprechen schließlich, dass man damit nicht nur die Lebenskraft bestimmen, sondern zum Beispiel auch die Auswirkung bestimmter

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