Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
dieser ganz besonderen, nur in der südlichen Steiermark heimischen Form der Windmühle, die gar keine Wind mühle ist, weil sie schließlich nichts mahlt. Er würde die Klapotetz auf der Stelle für gefährliche Riesen halten und todesmutig bekämpfen. Der Klapotetz oder Klapotec, manchmal auch Clopotec genannt, ist alt. Erstmals erwähnte ihn 1797 eine Handschrift, und es ist bekannt, dass der österreichische Erzherzog Johann 1836 einen solchen besaß. Der Klapotetz (lokal in der Südsteiermark gelegentlich auch die Klapotetz) ist riesig. Der größte ist nicht weniger als 19 Meter hoch, wiegt 25 Tonnen und verfügt über ein Betonfundament, das neun Meter tief in den Boden reicht. Er steht auf einem Schlossberg nahe der steirischen Grenze zu Slowenien.
Der gigantische Bauaufwand wird lediglich betrieben, um ein paar Piepmätze zur Zeit der Traubenreife aus den Weinbergen zu verscheuchen. Das schafft der Klapotetz allerdings nicht durch seine Respekt einflößenden Ausmaße und auch nicht mitder bloßen Bewegung der 12 oder 16 Arme seines gigantischen Windrades, sondern durch einen ohrenbetäubenden Lärm, der vom harten Hämmern bis in den Ultraschallbereich hineinreicht, womit er allerdings nicht nur Vögel abschreckt, sondern auch harmlose Wanderer gehörig nervt. Schließlich leitet sich sein Name vom slowenischen Wort klopótec (Klapper) ab.
Ein Klapotetz bei Kaindorf an der Sulm in der südlichen Steiermark.
Technisch sind die Klapotetz raffiniert ausgeklügelt. Das betrifft nicht gerade den Windradmechanismus, denn der ist als solcher schon lange bekannt. Es betrifft die Klapper. Das ganze Gerät ist aus vier verschiedenen Holzarten gebaut. Die Flügelbretter des Rotors bestehen aus flexiblem Fichten-, Tannen- oder Lärchenholz. Ebenso die sich drehende Welle, die mit exzentrischen Klöppeln bestückt ist. Die werden beim ständigen Schlagen mechanisch stark belastet und sind deshalb aus hartem Buchenholz gefertigt. Das Schlagbrett muss, so lehrt die Erfahrung, aus Kirschbaumholz bestehen, sonst ist der Ton nicht laut und abschreckend genug und reicht auch nicht in den Ultraschallhinein. Der Block, in dem das Ganze gelagert ist, wird aus Esche oder Kastanie gefertigt, zähen und stabilen Hölzern, die mechanischen Dauerbelastungen gut widerstehen.
Damit sich der Rotor stets von selbst in den Wind dreht, ist die Welle an ihrem Ende mit einem langen Schwanzholz (wieder Fichte oder ein anderes Nadelholz) ausgestattet, das gleichsam als Windfahne hinten einen großen Buschen Birkenreiser trägt.
Wer nun meint, der Klapotetz erfülle, einmal montiert, jahrelang seinen Dienst, der kennt die traditionsverwurzelten Südsteirer nicht. Alles, was mit Arbeit in der Natur, mit Pflanzenbau und Ernte zu tun hat, ist irgendwie mit dem Kirchenjahr gekoppelt. Und deshalb wird jeder Klapotetz zu Allerheiligen (1. November) oder am Martinitag (11. November) abgebaut und zerlegt und erst im Folgejahr zu Jakobi (25. Juli) wieder neu montiert.
Mit einer Phonoanlage und einem schlichten Lautsprecher oder mit Platzpatronen-Schussanlagen, die hin und wieder laut knallen, ginge das Vogelvertreiben viel leichter, und so wird es auch anderenorts praktiziert. Aber skurrile Erfindungen entwickeln mit der Zeit nicht selten ihr ganz besonderes, fast mystisches Fluidum, und wer weiß, was alles passieren kann, wenn man sie einfach durch simple pragmatische Technik ersetzt. Naturgerecht wäre das nicht, und die Geister des Platzes »mögn’s a net«. Die sind halt eher an die alten Klapotetzen gewöhnt. Viele Vögel übrigens auch.
Knallgas in der Luftmatratze
Irgendwann Anfang der 1970er-Jahre ereigneten sich auf Campingplätzen in Deutschland, Österreich, Italien und anderen Urlaubsländern zunächst unerklärliche Explosionen:Luftmatratzen und Aufblasbadetiere flogen ihren ahnungslosen Besitzern mit einem gewaltigen Knall um die Ohren. Es gab Schwerverletzte.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Ursache offenbar wurde. Da hatte sich ein deutscher Tüftler und begeisterter Camper das Leben einfacher machen wollen und eine epochale Idee in die Praxis umgesetzt, die es ihm ersparte, Luftmatratzen, Schlauchboot, Schwimmringe und verwandte Freizeitartikel in zeitraubender Arbeit mit einer kraftzehrenden Hand- oder Fußluftpumpe zu befüllen oder sie gar mit hochrotem Kopf mit dem Mund aufzublasen. Der findige Mann ging davon aus, dass man immer dort, wo man zeltet oder badet, auch ein Auto zur Verfügung hat. Und so ein Auto
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