Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Ausdruck verleihen«, sagte er in einem Interviewmit dem US -Fernsehsender CNN , »und Teig kann alles sagen. Menschliche Körperteile zu backen, zeigt dem Betrachter, wie flüchtig Brot und auch Leben
ist. Außerdem: Mein Brot ist Brot, ganz egal, wie es aussieht.« Dennoch ist es gewöhnungsbedürftig, ein paar Zehen von einem blutverschmierten Fuß zu
beißen oder einen Kopf zu essen, der einen noch kurz zuvor mit glasig toten Augen angestarrt hat.
Man kann Kittiwat Unarroms eigenwillige Brotschöpfungen tatsächlich essen. Aber will man das wirklich?
Hutradios
Etwa zeitgleich präsentierten der Russe Alexander Popow und der Italiener Guglielmo Marconi ihre Erfindungen des Radios, Ersterer am
7. Mai 1895 in Sankt Petersburg, Letzterer im Juni 1896. Es dauerte dann allerdings noch eine ganze Weile, bis Radiogeräte Einzug in die ersten Haushalte
hielten, denn schließlich mussten zunächst leicht bedienbare Geräte entwickelt werden, und dann galt es natürlich, Sendestationen aufzubauen, die zunächst
wenigstens stundenweise Programme ausstrahlten.
»Het draagbare Radio« nannte der geistige Vater dieses Hutempfängers seine Erfindung vor dem Zweiten Weltkrieg …
Die ersten Radios arbeiteten samt und sonders mit einfachen Kopfhörern. Erst um 1920 kamen Wohnzimmergeräte mit eingebauten Lautsprechern hinzu. Nicht wenige äußerten heftigen Protest: Dann ist ja jeder im Raum gezwungen, sich das Gedudel mit anzuhören, das muss einem doch auf die Nerven gehen!
… und fand einige Nachahmer noch in den frühen 1950er- Jahren.
Aber es gab auch schon damals Zeitgenossen, die gar nicht genug Geräuschkulisse um sich herum haben konnten. Sie wollten auf ihr geliebtes Radio niemals und nirgends verzichten, auch nicht unterwegs. Und so erfand denn ein cleverer niederländischer Tüftler und Geschäftsmann schon vor dem Zweiten Weltkrieg het draagbare Radio , eingebaut ausgerechnet in einen Herrenhut, denn einen solchen trug damals ohnehin jeder Mann auf dem Kopf, wenn er etwas auf sich hielt. Etwas grotesk wirkte das Ganze schon, und der Empfang war bei diesem mobilen Modell noch schlechter als schlecht, denn die Antenne war richtungsabhängig, was bei Kopfdrehungen zu erheblichen Lautstärkeschwankungen führte, und das ganze Gerät war darüber hinaus extrem erschütterungsanfällig. Dafür kratzte der Ton nicht direkt in den Ohren, sondern quoll aus einer metallenen Konstruktion, die aussah wie eine Kreuzung aus einem alten Hörrohr und einer Sherlock-Holmes-Pfeife. Am Markt durchgesetzt hat sich das Wunderding nicht, aber es fand noch bis um 1950 hier und dort Epigonen, wie das Sonnenhutradio des US -Amerikaners Victor T. Hoeflich, das einem Tropenhelm ähnelte, mit einem Kopfhörer arbeitete und über eine »Dachantenne« in Form eines Ölkannengriffs verfügte.
K
Kangbashi
Normalerweise entwickeln sich Städte dynamisch, und moderne Großstädte wuchern gelegentlich regelrecht. Nicht so Kangbashi. Diese chinesische Metropole mitten im wüstenartigen Nichts der Inneren Mongolei wurde von der Regierung und ihren Architekten zwischen 2000 und 2003 am Reißbrett entworfen und dann ab 2004 gebaut. Fertig ist sie bis heute noch nicht. Doch gab es in Kangbashi 2010 bereits Nobelwohnungen für rund 300 000 Menschen, und in den nächsten Jahren soll die Kapazität noch bis zu einer Million aufgestockt werden.
Das alles ist ebenso beeindruckend wie wahnwitzig. Da finden sich nicht nur riesige, komfortable Wohnblockviertel mit Luxusappartements, da gibt es auch
ganze Stadtteile in europäisch wirkendem Retrolook, durchzogen von einem Netz moderner vierspuriger Autostraßen. Da entstanden riesige
Parkanlagen, einerseits solche mit Bäumen, andererseits solche für Autos, eindrucksvolle Plätze mit riesigen Statuen, großzügige Sportanlagen, kleine Seen
(die immer nachgefüllt und gepflegt werden müssen, weil ihr Wasser im Wüstenklima rasch verdunstet) und sogar eine Reihe von Fünf-Sterne-Hotels. Selbst
ein hypermodernes, gigantisches Museum ist im Bau, und das ebenso futuristisch anmutende Opernhaus ist bereits fertiggestellt. Umgerechnet zwei Milliarden
Euro sollen die Regierung und private Investoren allein bis 2010 in Kangbashi investiert haben.
Die monumentalen Gebäude der Stadtverwaltung von Kangbashi werden nur von Hausmeistern und einer Handvoll Wachpersonal bevölkert.
Das alles klingt wie ein Traum, ist aber ein Albtraum, denn bisher ist Kangbashi eine Geisterstadt ohne Schulen,
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