Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
ist ein gar nützliches Ding, denn es liefert mechanische Arbeit. Mit der könnte man natürlich auf irgendeine Weise auch eine Luftpumpe betreiben. Doch halt: Es geht noch einfacher. Das Auto hat ja in seinem Motor gleich vier Kolbenpumpen eingebaut! Damit die Maschine im Stand rundläuft, genügen eigentlich auch drei. Mit der vierten Kolbenpumpe lässt sich doch direkt die Luftmatratze aufblasen, dachte sich der schlaue Erfinder. Man braucht zu diesem Zweck nur die Zündkerze aus einem Zylinder zu schrauben und statt ihrer einen mit einem Gewindeendstück versehenen Schlauch zu montieren. Das geht im Handumdrehen. Das andere Ende des Schlauchs hat ein Rückschlagventil und einen Nippel, der sich in die Blasöffnung der Luftmatratze stecken lässt. Sobald der Automotor anläuft, wird die Matratze rasch aufgepumpt. Sogar ein größeres Schlauchboot lässt sich auf diese Weise in kurzer Zeit befüllen.
So weit, so gut. Allerdings verliert das Wort Luftmatratze bei diesem zeit- und kraftsparenden Prozedere seine Bedeutung. Die aufgeblasene Gummiliege wird nämlich zur »Knallgasmatratze«, denn was da per Kolbenhub aus dem Motorzylinder gepustet wird, ist eben keine Luft, sondern ein zündfähiges, hoch explosives Gasgemisch mit einem hohen Anteil an verdampftem Benzin, das direkt aus dem Vergaser in den Zylinder gesaugt wird.
Mit einem Zündkerzenschlüssel lässt sich die Kerze leicht entfernen, und fertig ist die Knallgaspumpe.
Nun schläft man auf einer Knallgasmatratze nicht schlechter als auf einer Luftmatratze. Nur wenn man die Matratze wieder einpacken will und das Gas ablässt, riecht’s halt etwas nach Motor. Was macht’s?, dachte sich der technikfreundliche Erfinder. Und richtig, es macht gar nichts, wenn, ja wenn man beim Entleeren der Matratze oder des Schlauchboots nicht gerade eine brennende Zigarette in der Hand hält. Dann macht’s puff!
Nun war der Erfinder entweder Nichtraucher oder er hatte einen besonderen Schutzengel, denn seine Entwicklungsarbeiten und auch seine ersten eigenen Anwendungen überstand er ohne jeglichen Knalleffekt oder gar schwere Verletzungen. Also befand er, seine Erfindung sei marktreif, gründete eine kleine Firma, bot die unaufwendige Armatur, die aus nichts mehr alseinem Schlauch mit Ventil und einem Zündkerzenschlüssel bestand, per Annoncenkampagne in Camping-, Freizeit- und Tageszeitungen an und pries mit großen Worten deren Vorzüge. Offenbar versetzte das niemanden in Unruhe. Die Dinger wurden sogar in erklecklicher Stückzahl verkauft und bescherten ihrem geistigen Vater ein nettes Zusatzeinkommen, bis, ja bis es dann hier und da auf Campingplätzen überraschend puff machte, und das teilweise mit recht fatalen Folgen, vom Waldbrand bis zu einem Todesopfer.
Konferenzfahrrad
Wer ein kreisförmiges Fahrrad erfindet, auf dem acht Leute Platz nehmen können, von denen aber nur ein Einziger strampelt und lenkt, muss entweder ein etwas weltfremder Künstler sein oder ein eigenbrötlerischer Tüftler, der den Sinn des Straßenverkehrs nicht recht begriffen hat – oder ein cleverer Geschäftsmann, der eine Marktlücke wittert und dem es gelingt, selbst aus dem Absurden Profit zu schlagen.
Bei der Entwicklung des Konferenzfahrrads – die Urheber nennen es ConferenceBike – kamen einige der gerade genannten Voraussetzungen zusammen. Eigentlicher Erfinder des merkwürdigen Gefährts ist der in Amsterdam lebende US -amerikanische Pop-Künstler Eric Staller, dessen Lebensinhalt es ist, urbane Gebiete mit ungewöhnlichen Objekten und Installationen zu bereichern, die – wie das bei Kunstaktionen häufig der Fall ist – im Grunde ziemlich sinnlos sind (zumindest auf den ersten Blick). Vor allem mit skurrilen Lichteffekten und regelrechten Lichtskulpturen beglückt die künstlerische Frohnatur graue Großstädte. Ihm selbst kommt es dabei offensichtlich darauf an,kreativ das logisch Undenkbare denkbar zu machen. Und was wäre unlogischer als ein (von oben gesehen) kreisförmiges Fahrrad? Allerdings ist Staller kein Ingenieur, und so geriet denn das vor etlichen Jahren von ihm entwickelte ConferenceBike etwas wuchtig, ja, zu wuchtig, um es von einem einzigen Fahrer durch seine Muskelkraft in Bewegung zu setzen.
Ein Blickfang im Straßenverkehr ist dieses Gefährt allemal, ein Verkehrshindernis aber wohl auch.
Doch ein Freundeskreis tüftelnder Techniker in Hannover nahm Stallers Grundgedanken im Sommer 2001 dankbar auf und entwickelte im Hobbykeller
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