Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Prisenschuss-Maschinen.
Schneckenrennen
Schnecken sind nicht gerade als Inbegriff der Schnelligkeit bekannt. Umso erstaunlicher ist die Erfindung des Schneckenrennens. Lassen Sie uns gleich mit dem besonderen Highlight dieser sportlichen Disziplin beginnen: In England (wo auch sonst) findet jedes Jahr das World Championship Snail Racing statt, die WM des Schneckenrennsports sozusagen. Austragungsort ist Congham, ein Kaff in der Grafschaft Norfolk, das außer einem herrschaftlichen Nobelhotel, einer alten Wehrkirche und eben des Schneckenrennens nichts wirklich Sehenswertes zu bieten hat.
In einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2011 erklärt der Veranstalter die Regeln dieses exotischen Wettbewerbs: Zugelassen sind nur die etwa 30 Gramm schweren Weinbergschnecken (Helix pomatia) . Fremdländische Großschnecken dürfen also nicht an den Start. Weil sich Weinbergschnecken wie ein Ei dem anderen gleichen, bekommen sie einen Aufkleber auf ihr Häuschen mit einer eigenen Hausnummer. Austragungsort im engeren Sinne ist ein Tisch mit runder Platte, auf der ein angefeuchtetes Tischtuch liegt. Schnecken mögen es feucht. Im Zentrum des Tisches ist ein schwarzer Kreis von 13 Zoll (33,02 cm) Durchmesser gezeichnet. Im Abstand von wiederum 13 Zoll umgibt ihn ein größerer Kreis. Die Rennschnecken starten im inneren Kreis, und zwar möglichst nahe des Umfangs, damit sie nicht in diesem inneren Kreis die Zeit vertrödeln. Ihre Herrchen oder Frauchen setzen die Tierchen in radiale Laufrichtung, damit die kleinen Schleimer nicht lange darüber nachdenken müssen, wohin sie eigentlich sprinten sollen. Dennoch verläuft sich bei der Aufregung des Wettkampfes die eine oder andere, obwohl das eigentliche Ziel doch ist, so schnell wie möglich den äußeren Kreis zu erreichen.
Offenbar sind Schnecken Einzelgänger. Sonst würden sie nicht so bereitwillig radial voneinander wegrennen.
Geleitet wird der Kampf durch den Snail Trainer. Auf sein Kommando »Ready, steady, SLOW !« rasen die Sohlengänger los. Sieger oder Siegerin (das nimmt sich hier nichts, weil jede Schnecke zweigeschlechtlich ist) wird, wer zuerst den äußeren Kreis überkrochen hat. Den Weltrekord hält die Rennschnecke Archie. Sie errang ihn 1995 in einer fantastischen Zeit von nur zwei Minuten, was immerhin einem Tempo von rund 0,01 km/h entspricht. 2011 trug die Schnecke Racer mit ihrer erst fünf Jahre alten Trainerin Sue den Sieg davon.
Nicht nur Sue, auch andere Schneckenbesitzer geben ihren Schützlingen sprechende Namen, darunter Speedy und Schumacher. Falls Sie sich einmal an einer Schnecken- WM beteiligen wollen, wählen Sie nicht irgendein x-beliebiges Weichtier aus Ihrem Salatbeet. Testen Sie alles, was Ihnen an Weinbergschnecken unter die Hand kommt. Es ist bei Schnecken nicht anders als bei menschlichen Sprintern: Es gibt talentiertere und trägere, und natürlich kommt es auf eine überragende körperliche Kondition an. Die kann man den manchmal sturen oder faulen Tieren nicht einfach antrainieren. Sie müssen aus sich heraus motiviert sein und üben, üben, üben.
S chneesturmschutz
Eine äußerst eigenwillige Idee versuchte ein Erfinder im frühen 20. Jahrhundert zu vermarkten: Schutzmasken gegen Schneestürme. Wie die wenig kleidsamen Objekte gedacht waren, lässt sich auf dem Bild erahnen, und offenbar hat ihr genialer Urheber sie nicht nur auf dem Papier entworfen, sondern auch angefertigt, sonst hätte er sie nicht fotografieren können.
Allerdings dürfen wir wohl kaum davon ausgehen, dass die beiden Damen diese eigenwilligen Spitzhauben fürs ganze Gesicht auch tatsächlich im Ernstfall erprobt haben. Es wäre ihnen vermutlich schlecht bekommen. Wer in einem tobenden Sturm unterwegs ist, kann nicht ganz entspannt sein. Er atmet stärker als in Ruhelage auf dem Sofa. Die Konstruktion lässt aber nicht erkennen, wo die notwendige Atemluft herkommen soll. Schmale Spalten im Stirn- und Kinnbereich dürften kaum vor erheblicher Hyperventilation oder gar dem Erstickungstod schützen. Aber das macht im Grunde auch gar nichts; denn bevor den Frauen die Luft ausgegangen wäre, hätten sie die Plastikschnäbel sicher schon lange abgenommen. Schneestürme zeichnen sich nämlich in der Regel durch Kälte aus. Man kann deshalb davon ausgehen, dass die transparente Plastiktüte von außen stark gekühlt wird. Das wiederum hat zur Folge, dass die feuchtwarme Atemluft an deren Innenseite im Ernstfall sofort kondensiert, woraufhin die Trägerinnen jeglicher
Weitere Kostenlose Bücher