Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
fügen würden. Auch darauf sind seine menschlichen Widersacher vorbereitet. Unlustigen Stieren rückt man jetzt mit Banderillas negras, mit schwarzen Banderillas, zu Leibe, die mit acht Zentimeter langen Widerhaken besetzt sind. Diese Spieße mit schwarzen Bändern gelten als Strafbanderillas für faule Stiere.
Der dritte Akt des zumindest für den Stier traurigen Spektakels geht jetzt relativ schnell zu Ende. Der strahlende Held, der Matador, tritt auf, tändelt einige Minuten tänzerisch um das schwer verletzte und kaum noch kampffähige Tier herum und sticht ihm dann seinen Degen tief zwischen die Schulterblätter. Wenn der Stich gut geführt ist, dringt er bis ins Herz und der Stier bricht dann meist zusammen. Das heißt allerdings nicht, dass er auch schon tot ist. Aber der umjubelte Matador hat seine Arbeit getan und kann dafür bei einer großen Corrida rund 50 000 Euroeinstreichen. Den Rest besorgen seine Helfer. Liegt der Stier noch nicht am Boden, veranlassen sie ihn zu ein paar Kopfbewegungen, die ihm dann den Rest geben. Wälzt er sich schließlich im Todeskampf am Boden, tötet ihn der Puntillero mit einem Dolchstoß in den Nacken. Oder er versucht es wenigstens. Gelingt es ihm nicht, darf ihm der siegreiche Matador trotzdem seine Trophäen abschneiden: ein Ohr, beide Ohren oder beide Ohren plus Schwanz; je nachdem, wie elegant er das ohnehin schon sterbende Tier niedergemacht hat. – Olé!
Subdermale Hörner
Von des Teufels Großmutter hört man gelegentlich. Goethe hat ihr in seinem Faust sogar literarisch ein Denkmal gesetzt. Aber hat der Teufel auch eine Frau? Im italienischen Welschtirol, heute offiziell Autonome Provinz Trient genannt, kursiert ein altes Volksmärchen, das davon erzählt, wie sich der Höllenfürst mit einem Trick die Gunsteiner Königstochter erschlich und sie heiratete. Aber die Ehe währte nicht lange, obwohl die junge Frau ihren satanischen Gatten in der kurzen Zeit sicher nicht betrogen hat. Fragt sich nur, warum er dann »der Gehörnte« heißt, denn dieser Titel kommt doch sonst im Allgemeinen den Ehemännern von fremdgehenden Frauen zu. Auch gehörnte Ehefrauen gibt es natürlich.
Hörnchen hat die junge Dame schon, jetzt übt sie den diabolischen Blick.
Wie immer man es dreht oder wendet, das Gehörntsein ist eigentlich alles andere als ein wünschenswerter Zustand. Entweder der eigene Partner betrügt einen oder man ist von Haus aus teuflisch oder, wenn man es schlicht biologisch sieht, man ist eben ein Rindviech oder ein dummes Schaf oder Ähnliches. Wer will das schon?
Dennoch scheint ein gewisser Reiz im Hörnertragen zu liegen. Sonst würden sich heute diesen Spaß nicht wenige Menschen etwas kosten lassen. Um zum Hornträger zu werden, muss man meist mehrere teure chirurgische Eingriffe über sich ergehen lassen. Zwei auf jeden Fall, denn nur ein einziges Horn auf der Stirn wirkt etwas jämmerlich. Zwei sollten es schon sein. Je länger, desto cooler. Also setzt der plastische Chirurg zwei Implantate unter die Haut, aus Silikon oder Teflon oder einem anderen körperverträglichen Material. Nur kann der Arzt nicht auf Anhieb die gewünschte Hornlänge auf die Stirn zaubern, denn Haut lässt sich nicht beliebig dehnen. So muss er zunächst mit ganz kleinen Hörnchen anfangen. Später dann, in einem Jahr oder so, lassen sie sich durch größere und noch später durch noch größere ersetzen. Die junge Frau auf unserem Bild ist in diesem Sinne noch ein ganz kleines Teufelchen.
Erfunden hat diesen Unsinn übrigens Steve Haworth, ein US -amerikanischer Spezialist für Body Modifications aus Phoenix in Arizona. Die Welt verdankt ihm noch eine Reihe anderer bizarrer Körperverunstaltungen, wie etwa den Lizard Man (Eidechsenmann) mit Schuppenmuster im Gesicht, subdermale Knollenreihen längs der fehlenden Augenbrauen, zugespitzte Zähne und eine gespaltene Zunge ( → Zungenspaltung) .
Subdermale Uhr
Haben Sie auch schon mal Ihre Armbanduhr verlegt, etwa beim Baden abgenommen und danach nicht mehr wiedergefunden? Damit ist jetzt Schluss. So jedenfalls will es ein US -Patent aus dem Jahr 1997: die subdermale Uhr. Das Prinzip ist ebenso einfach wie abartig. Ein Chirurg schiebt Ihnen dicht nebeneinander zwei kleine elektronische Bauteile unter die Haut, auf der Innenseite Ihres Handgelenks, und näht sie dort ein. Die Operationsnarbe sieht man nach dem Verheilen kaum. Das eine Bauteil ist eine Empfänger- und Steuerungseinheit. Sie enthält zum einen ein
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