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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Amundsen-Scott-Base hingen, entgegenfuhr.

13
    „Warum hast du mich belogen?“
    „Schätzchen, hilf mir doch mal.“ Olivia schob sich mit zwei großen Papiertüten voller Einkäufe durch die Haustür. Umständlich klemmte seine Mutter eine Cornflakes-Packung mit dem Kinn ein, damit sie nicht aus der Tüte fiel. Da sie keine Hand frei hatte, stieß sie die Tür mit dem Hintern ins Schloss. „Kannst du das mal nehmen?“
    Ian kam zu ihr, machte aber keine Anstalten, ihr die Cornflakes abzunehmen.
    „Was ist denn?“, fragte Olivia und drängte sich an ihm vorbei in die Küche. „Im Wagen ist noch ein Kasten Wasser, holst du den bitte?“
    Mit Mühe und Not schaffte sie es zum Tresen und ließ erschöpft die Tüten fallen.
    „Warum hast du mich angelogen? Papa ist gar nicht bei einem Verkehrsunfall gestorben“, platzte Ian wütend heraus.
    „Der Kasten Wasser ist halbvoll mit …“ Sie brach ab, hatte erst jetzt verstanden, was Ian gefragt hatte. „Dein Vater? Wie kommst du denn …? Wieso angelogen?“
    Ohne eine Erklärung warf Ian eine Kopie der Zeitung auf den Küchentresen. Zusammen mit Bpm hatte er die Mikrofiche-Seite in der Bibliothek ausgedruckt.
     
    Selbstmord in Richmond-Villa
    Gestern Morgen starb Bankier T. Boroughs bei einem Brand in seiner Villa im Londoner Stadtteil Richmond. Die Hintergründe sind unklar, jedoch geht die Polizei von einer Selbsttötung aus. Der Bankier wurde von seiner Frau am frühen Morgen aufgefunden, die sofort die Polizei alarmierte. Dr. Thomas Boroughs hinterlässt einen Sohn. Weitere Untersuchungen …
     
    „Ich –“ Olivia zog den Kühlschrank auf, starrte hinein, hatte aber offenbar vergessen, was sie wollte. „Hol bitte das Wasser rein“, sagte sie schließlich und griff nach einer Milchflasche. „Ich erklär dir alles.“ Mit einem kräftigen Schluck leerte sie die Milch bis zur Hälfte und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    Stirnrunzelnd griff sie nach dem Artikel. Ian hätte nicht sagen können, ob im Blick seiner Mutter Trauer oder Abscheu lag. Vielleicht von beidem etwas, gut gemischt mit einer Portion Überraschung.
    Es dauerte einen Moment, bis Olivia sich wieder gefangen hatte. Ian stellte das Wasser hinter dem Tresen ab und schenkte ihr ein Glas ein. Während seine Mutter hastig trank, stupste Zero sie unentwegt mit der Nase an, damit sie das Gummihuhn für ihn warf.
    „Ist ja gut, Zero.“ Sie streichelte seinen Rücken und schob ihn behutsam beiseite.
    „Komm her, komm …“, forderte Ian Zero auf und hielt ihn am Hals fest. Liebevoll tätschelte er dem Setter den Kopf.
    Olivia ließ sich seufzend neben ihn auf einen Küchenstuhl fallen. Sie trank ihr Wasser in gierigen Schlucken aus und stellte es entschlossen ab. „Er hat sich verbrannt. Ich habe dir das niemals erzählen wollen, weil … weil … Es war – es ist – so grausam. Vielleicht hätte ich es dir erzählt, wenn …“ Sie suchte nach Worten. „Wenn du erwachsen gewesen wärst. Sagt man das so?“
    „Er hat sich umgebracht?“
    „Ja. In seinem Arbeitszimmer. Eines Morgens.“ Olivia schluckte.
    „Aber … aber warum?“
    „Ich weiß es nicht, Ian.“ Seine Mutter blickte auf ihr leeres Wasserglas, dann beugte sie sich vor, um Zeros rotweißes Fell zu kraulen. Ian beobachtete sie genau. In der wortlosen Stille konnte er förmlich spüren, dass sie ihm noch immer etwas verschwieg.
    Er hat sie auch gesehen.
    Warum hatte sie Peter in ihre Geheimnisse eingeweiht und ihn nicht? Hatten diese Geister etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun?
    „Er hatte Visionen, oder?“, fragte er und riss seine Mutter aus ihren Gedanken.
    „Woher weißt du …“
    Er versuchte ein Lächeln.
    „Peter?“ Olivia seufzte und strich sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht. „Nun. Ich glaube, du bist alt genug, um alles zu erfahren.“ Sie legte ihre Hände auf Ians, als wäre er noch immer ihr kleiner Junge. „Dein Vater, Ian, hatte Visionen, wenn du es so nennen willst.“ Sie räusperte sich. „Er hat Dinge gesehen. Einmal ist er kreidebleich von der Arbeit nach Hause gekommen und hat was von Lichtern gestammelt. Von einem … einem Geist, der ihn heimgesucht hätte. Er …“
    Sie verstummte und einen kurzen Moment lang dachte Ian, seine Mutter würde anfangen zu weinen.
    „Es hat ihn wahnsinnig gemacht. Er hat sich bedroht gefühlt von diesen … diesen Gespenstern. Eines Abends hat es gewittert und als er nach Hause kam, waren sein Mantel, seine Jeans – alles war voller Blut.

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