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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auslöst, dem wir großmäulig den Spitznamen Heldenmut geben – wird da an
     den Eselschindern nicht eine Art Rache verübt? »Einst«, könnte das Grautier sagen, »hast du mich über Berg und Tal getrieben,
     und ich musste es dulden. Doch nun, da ich tot bin, ist aus diesen dumpfen Klopfern, die auf den Landstraßen kaum hörbar waren,
     eine aufwühlende Musik an der Spitze der Brigade geworden. Für jeden Hieb, den du meinem alten Kittel versetzt, wirst du einen
     Kameraden stolpern und fallen sehen.«
    Nicht lange nachdem die Trommeln am
café
vorüber waren, begannen die Kapitäne der
Cigarette
und
Arethusa
müde zu werden und brachen auf zum Hotel, das nur ein oder zwei Häuser weiter lag. Obwohl wir Landrecies ein wenig gleichgültig
     begegneten, war Landrecies uns gegenüber keineswegs gleichgültig. Wir erfuhren, dass den ganzen Tag lang zwischen den Sturmböen
     Leute herbeigelaufen waren, um unsere Boote zu besichtigen. Hunderte Personen, so sagte man uns, obwohl dies nicht so ganz
     zu unserem Bild von der Stadt passte – Hunderte Leute hätten sie in dem Kohlenlager inspiziert, in dem wir sie untergebracht
     hatten. Wir wurden Berühmtheiten in Landrecies, während wir in der Nacht zuvor noch Hausierer in Pont gewesen waren.
    Und dann, als wir das
café
verließen, wurden wir von keinem Geringeren als dem
Juge de Paix
verfolgt und an der Hoteltür eingeholt: einem Funktionär, der, soweit ich dies feststellen konnte, etwa den Rang eines schottischen
     Hilfssheriffs innehatte. Er reichte uns seine Karte und lud uns auf der Stelle zum Essen ein, sehr freundlich, sehr würdevoll,
     so wie Franzosen solche Dinge handhaben. Zu Ehren von Landrecies, sagte er; und obwohl wir sehr wohl wussten, wie wenig Ehre
     wir diesem Ort machen konnten, wäre es doch flegelhaft gewesen, eine derart höflich vorgebrachte Einladung abzulehnen.
    Das Haus des Richters war ganz in der Nähe. Es war eine schön eingerichtete Junggesellenwohnung mit einer kuriosen Sammlung
     alter Wärmepfannen aus Messing an den Wänden. Einige waren überaus kunstvoll verziert. Für einen Sammler schien es eine malerische
     Idee. Man musste einfach daran denken, wie viele Nachtmützen vergangener Generationen über diesen Wärmepfannen hin und her
     gewedelt worden waren, was für Scherze man gemacht und Küsse entgegengenommen hatte, als sie ihren Dienst taten, und wie oft
     sie nutzlos in Sterbebetten Einzug gehalten hatten. Wenn sie nur sprechen könnten – bei welchen absurden, unschicklichen und
     tragischen Szenen sie wohl Zeuge gewesen sind!
    Der Wein war ausgezeichnet. Als wir dem Richter bezüglich der Flasche Komplimente machten, sagte er: »Ich werde Ihnen nicht
     meine schlechteste öffnen.« Ich frage mich, wann die Engländer diesen gastfreundlichen Charme beherrschen werden. Es lohnt
     sich, ihn zu erlernen. Er hebt sich vom Alltag ab und macht aus gewöhnlichen Augenblicken etwas Besonderes.
    Es waren zwei weitere Personen aus Landrecies anwesend. Einer war Sammler von diesem oder jenem, ich habe vergessen, wovon.
     Der andere, sagte man uns, war der Chefnotar des Ortes. So erfuhren wir, dass wir alle mehr oder weniger dem Gesetz folgten.
     Unter diesen Umständen musste sich das Gespräch geradezu fachlichen Themen zuwenden. Der Kapitän der
Cigarette
dozierte gekonnt akademisch über die Armengesetzgebung. Und kurz darauf fand ich mich bemüßigt, Erläuterungen über das schottische
     Gesetz zu unehelichen Geburten abzugeben, von welchem ich glücklicherweise keine Ahnung habe. Der Sammler und der Notar, die
     beide verheiratet waren, beschuldigten den Richter, einen Junggesellen, das Thema aufgegriffen zu haben. Er wies die Anschuldigung
     mit einer überzeugten, zufriedenen Miene zurück, die ich schon bei vielen Männern beobachtet habe, gleich ob Engländer oder
     Franzosen. Wie seltsam, dass wir uns alle, in unseren unbedachten Momenten, gern ein klein wenig als schurkische Frauenhelden
     ansehen lassen!
    Als der Abend verstrich, wurde der Wein immer besser. Die Stimmung erwies sich als dem Wein überlegen, die Gesellschaft war
     geistreich. Während der ganzen Reise erreichten wir keinen höheren Grad an allgemeiner Beliebtheit. Immerhin waren wir im
     Haus eines Richters zu Besuch, hatte diese Ehrung da nicht beinahe etwas Offizielles? Und so wurden wir der Gastfreundschaft
     voll und ganz gerecht, indem wir daran erinnerten, was für ein großes Land Frankreich ist. Landrecies lag seit langem im Tiefschlaf,
    

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