Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
unterbrochen.
„Das frage ich mich auch, Chef!“ meldete sich Frank ebenfalls. „Denn wenn ihr die Kinder hier gehört habt, können sie nicht weit sein.“
„Stimmt, solche kurzen Kinderbeine kommen nicht weit!“ Trude hatte sich auch aufgerichtet, fiel aber sofort wieder in den Sitz zurück, da Jonas gerade wieder die Kurve nahm.
„Also, wieder zurück zur Dorfstraße?“ Jonas warf seinem Chef einen kurzen, fragenden Blick zu.
Mike schüttelte verärgert den Kopf, während er sich weiterhin umschaute.
„Wir fahren jetzt hier einfach ein bisschen hin und her! Dämliche Gören, einfach abzuhauen, und frech!“ murrte er. „Den armen Herbert hilflos in der Grube zu lassen! Na, wartet!“ Er schob sein kantiges Kinn vor und knirschte mit den Zähnen. „Das kostet euch wieder Hiebe! Da könnt ihr euch drauf verlassen! Da nehme ich sogar die Peitsche für ... für solch ein Vergehen!“
„Sehr gut, sehr gut Chef!“ riefen Frank und Trude wie aus einem Munde. „Wäre ja noch gelachter, wenn wir uns von zwei solchen Rotznasen auf der Nase herum tanzen lassen würden!“
Dadurch fühlte sich der blassgesichtige Mike nun doch ein wenig gestärkt. Er grinste nach hinten und dann fiel ihm auf, dass Jonas völlig still geblieben war.
„Und du?“ fragte er den kleinen, schmächtigen Mann stirnrunzelnd.
„Was soll mit mir sein, Chef?“ piepste der etwas ängstlich.
„Na, du bist so st ...“ In dem Moment wurde Mikes Hut vom Wind erfasst und weggeweht. Vergeblich hatten seine breiten, kräftigen Hände danach gehascht.
„He Chef, ich sehe dort einen Misthaufen“, meldete sich jetzt Trude aufgeregt von hinten. „Und darauf liegt ... äh ... tja ...“
„Scheiße, scheiße, mein Hut! Hör auf zu kichern und fahr lieber ran, Jonas!“ brüllte er den kleinen Kerl an.
„Puh, wie das stinkt, Chef!“ kreischten alle, direkt ein bisschen begeistert.
„Jemand hat hier frischen Mist zusammen gekehrt, Chef ... boah!“ Jonas warf dabei einen verstohlenen Blick nach Mikes sommersprossigem Gesicht. Dieser hatte die schmalen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst.
„Vielleicht haben sich die Gören ja auch hinter diesem Berg versteckt?“ bemerkte Trude ziemlich aufgeregt.
Mike hangelte schließlich, von seinen Leuten dabei angefeuert, mit langem Arm vom Jambo aus nach dem Hut und der Wind wuselte dabei durch sein rotgoldenes, schulterlanges Haar.
„Na Chef, wird es denn gehen?“ brüllte alles aufgeregt, denn er kippelte mächtig, da Jonas dabei im Kreis um den Misthaufen herum fuhr.
Nach mehreren Versuchen, bei denen Mike einmal beinahe aus Jambo direkt in den Misthaufen gestürzt wäre, hatte er sich seinen schwarzen, großen Hut endlich zurück erobert. Nun schnupperte er vorsichtig und mit angeekelter Miene an diesem. „Muss gereinigt werden!“ stellte er fest und warf den Hut einfach nach hinten in Trudes Schoß und diese quiekste leise und entsetzt, keuchte dann aber artig: „Wird gemacht, Chef.“
Er nickte, das markante Kinn dabei wieder vorgeschoben. Dann kurvten sie noch ein paar Runden um einzelne Büschlein und kurze Hecken herum. Aber da nichts außer viel Matsch, durch welchen sie es kaum hindurch schafften, zu sehen war, ließen sie es bald bleiben.
„Gut“, sagte Mike erschöpft, „biegen wir nun einfach nach links ab, da gibt es ein paar Häuser. Vielleicht können wir da Auskunft über zwei verloren gegangene Kinder“, er machte dabei ein trauriges Gesicht, „bekommen!“
„Gute Idee, Chef!“ brüllte alles von hinten. „Diese beiden kleinen Heulsusen werden bestimmt auf der Suche nach einer neuen Mammi sein!“
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„Puh, endlich sind sie weg!“ schnaufte Tobias erleichtert und dann hustete er, denn er hatte etwas Sand dabei eingeatmet. Dann schüttelte er wild den Struwwelkopf, damit der kleine, rote Blätterhaufen herunter fallen sollte.
„Hat aber arg lange gedauert, Tobi!“ Julchen kam neben ihm, dabei heftig nach Atem ringend, hoch und das bunte Laub um sie herum raschelte. Auch sie musste jetzt heftig niesen. „Du Tobi, du–huu?“ Sie schlackerte ebenfalls ihr Haar aus.
Er seufzte und zupfte sich ein paar Blätter aus dem Kragen. „Ja?“ fragte er.
„Du, ich ... ich dacht`, ich erstick` in diesem Graben.“ Sie schaute sich um. „So viele Blätter ... so, so viele!“ Sie schwang nun ihr inzwischen ziemlich steif gewordenes Bein über Rand des Grabens und krallte sich dabei an ein paar Grashalmen fest. Sie hatte große Mühe
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