Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
Dennoch zwang man sie vorwärts. Irgendjemand von ihnen hatte wohl gerade etwas Ähnliches wie einen Elektroschock erhalten, denn er stieß einen entsetzlichen Schmerzensschrei aus, stolperte fast durch die gusseiserne Pforte hindurch und tapste dann schwankend den Gartenweg entlang. Die kleine Gruppe folgte ihm apathisch, die dunkelgrünen, krausgelockten Köpfe tief gesenkt.
Der Puls jagte in Margrits Ohren, als sie inmitten dieser gequälten Geschöpfe leider den fünften jener tapferen Trowes, das Kind, entdeckte. Er war so klein, dass er zwischen all diesen wuchtigen Leibern fast verschwand. Ein bitterer Geschmack trat plötzlich auf ihre Zunge, denn sie erkannte, als die Trowes näher kamen, dass auch das Kind anscheinend schwer misshandelt worden war. Seltsamerweise weinte der kleine Trowe nicht. Margrit schluckte. Er blickte nur starr vor sich hin, verlor oft fast das Gleichgewicht, stieß sich überall, hatte wohl keine Tränen mehr.
Die Hajeps machten weiterhin Platz, gingen im engen Garten zur Seite. Je mehr die Trowes vorrückten, umso deutlicher erkannte Margrit: Der Kleine war blind! Man hatte ihn geblendet! Wohl um auf diese Weise die erwachsenen Trowes zu Geständnissen zu zwingen. Danox war gewiss hierfür der Grund gewesen. Verdammt, hätte sie das gewusst, hätte sie Danox den Trowes zurückgegeben!
Ihr Mund wurde zu einem harten Strich. Verdammt, warum hatte sie das nicht getan, warum hatte sie daran denn nie gedacht? Ihr Kinn bebte und ihr Magen rumpelte. Tränen ließen das furchtbare Bild vor ihren Augen auf und nieder zucken. Aber ... was wäre dann geschehen? Wäre die Welt dann nicht für immer verloren gewesen?
Sie schluckte und kniff sich in die Wange, um den Tränen, die so drückten, nicht doch noch Freiraum zu geben. Gab es noch eine Chance für die Menschheit, da Margrit Danox besaß? Gehörte Danox eigentlich noch den Menschen? Oder besaßen ihn die Hajeps etwa bereits? Wo war Danox? Verdammt, verdammt, warum musste denn dieses unschuldige Kind für alles herhalten, diese Angst ertragen, diesen Wahnsinnsschmerz und dann auch noch diese Erkenntnis, für alle Zeiten blind zu sein! Nie mehr die Sonne zu sehen, nie mehr ... und plötzlich konnte Margrit nicht mehr anders, stumm und hilflos begann sie um dieses Kind zu weinen, ihre Schultern zuckten. Silbern rieselten die kleinen Rinnsale über ihre Wangen, blieben kurz am Kinn als Tröpflein haften, liefen bis tief in den Ausschnitt ihres Hemdes hinein.
Und wieder merkte sie, dass sie fasziniert, ja, völlig entgeistert angestarrt wurde, von ihm natürlich, der hinter ihr stand, von ihm, von dem sie eigentlich noch immer nicht wusste, wer er denn wirklich war. Verstohlen versuchte sie deshalb, mit den Fingern die Tränen wegzuwischen.
Er hielt plötzlich ihre Hand von hinten fest.
“Don't take away!” wisperte er. „It's sooo wonderfull!“ Er betrachtete – wohl verzückt oder was? – den kleinen, schimmernden Tropfen auf ihrem Handrücken. „I've never seen anything like that all my life!” flüsterte er weiter. „Oh, no! Wrong!” Er brach plötzlich ab, machte eine kleine nachdenkliche Pause. „I've usually seen it, if human are crying about themselves!“ Wieder kam eine kurze Pause und seine Miene hatte sich noch immer um keinen Millimeter verändert. „But you ... you're doing that only ...” er holte tief Atem, „… only for this little Trowe!”
Seine letzten Worte hatten einen winzig kleinen Hauch von Verwirrung preisgegeben. Aber es konnte auch sehr gut sein, dass sich Margrit diesen Hauch nur eingebildet hatte. Zornig entzog sie ihm ihre Hand, wischte die Träne an ihrer Hose ab und er? Er machte deswegen eine bedauerliche Miene. Oder irrte sie sich schon wieder? Eigentlich war es ein graues Gesicht aus Stein. Hatte dieser Mensch denn keine Seele? Wo blieb sein Mitleid? Margrit blickte nun zornig und blitzenden Auges zu ihm empor und er? Er schaute schnell weg. Völlig ausdruckslos und einfach in eine andere Richtung.
‚Feigling!’ dachte sie und dann wanderte ihr Blick wieder zu den Trowes. Direkt hinter denen ging nämlich ein Mann daher, der etwas anders gekleidet war als die übrigen Jimaros. Er trug ein bescheidenes, knielanges Gewand über den Pumphosen und in seinem breiten Gürtel, der auch noch über seiner Brust gekreuzt war, steckten keinerlei Waffen, sondern nur flaschenähnliche Gebilde oder Tuben. Was es wirklich war, konnte Margrit leider von hier aus nicht so recht erkennen. Auch
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