Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
Munk langte dabei tüchtig nach allen Seiten zu und dann waren Annegret, Herbert und Dieterchen wieder hinaus. Ach, es wurde so lange gewunken, bis der Bus in die nächste Straße einbog.
Kapitel 3
Unsere Vier waren schließlich fast die Letzten, die aussteigen mussten. Die Fahrt war ohne irgendwelche Komplikationen verlaufen, doch nun stand die Familie etwas verloren mit allem Gepäck an einer der ehemaligen Bushaltestellen und sah sich unsicher nach allen Seiten um. Überall waren Hochhäuser, ein ganz normales Viertel am südöstlichen Stadtrand also, wobei gar nicht mal die Tatsache störte, dass es derart hohe Häuser waren, die einen umgaben, sondern vielmehr die Art und Weise und die Eintönigkeit, in welcher sie einst erbaut worden waren. Es war eines der alten, öden und bedrückenden Wohnsilos, dieser Gettos, welche die Menschen früher immer so beklagt hatten. Heute war man wohl eher froh, dass man überhaupt noch eine Bleibe hatte, denn hier tummelte sich alles Leben.
Offenbar deswegen wartete nun auch der Busfahrer an dieser Haltestelle auf neue Fahrgäste. Er saß lässig auf der Bank im Wartehäuschen und zündete sich eine der wohl bei seiner Fahrt erhandelten Zigaretten an.
Bis zur richtigen Strasse hatte er unsere Vier nicht bringen können, denn diese befand sich in einer sehr großen, selbst beim besten Willen nicht befahrbaren Fußgängerzone. Muttchen hatte plötzlich wieder Beschwerden mit ihrem Rücken. Das lange Stehen im Bus und zuvor die viele Schlepperei waren ihr nicht bekommen, daher konnte sie ihr Gepäck kaum mehr tragen. Für Margrit allein war aber alles zu schwer, um es so weit zu schleppen. Die Strecke hatte ihnen der Busschaffner genau beschrieben, nachdem er Margrits Handschuhe erhalten hatte.
Sie hatten mit einer solchen Panne nicht gerechnet und besprachen nun aufgeregt miteinander, was wohl am Wichtigsten und gleichzeitig einigermaßen leicht war, um es fortzuschaffen, denn es schien unwahrscheinlich, dass man das, was man übrig ließ, später noch wiederfinden würde.
So schleppten Margrit, die Kinder und Muttchen schichtweise ihre Sachen erst einmal aus der Reichweite des Busfahrers, der schon einen unverhohlenen Blick darauf geworfen hatte, und aus der Sichtweite der Menschen, die hier anscheinend schon lange auf den Bus gewartet hatten.
Etwas weiter weg von der Haltestelle entdeckten die Vier, dass erstaunlich viele Würzburger von allen Seiten kamen. Ziemlich schnell wurden es noch mehr und zuerst fielen Margrit und Elfriede gar nicht die entsetzten, bleichen Gesichter jener Leute auf, auch nicht, wie sie aufgeregt miteinander tuschelten und dem erstaunten Fahrer unglaublich wertvolle Handelsgüter boten, wenn er sie nur mitnähme.
Fast alle warteten auf verspätete Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn oder Bekannte. Es war sagenhaft laut geworden. Stimmen riefen aus der Ferne einander angstvoll etwas zu, bald waren es mehr Fahrgäste als der Bus fassen konnte und plötzlich hatte es auch der Fahrer furchtbar eilig und war derart nervös, dass er die Packung mit den Zigaretten einfach auf der Bank liegen ließ.
Dies machte Margrit stutzig. Sie hörte auf, mit Muttchen darüber zu debattieren, ob lieber die zwei Wolldecken mitgenommen werden sollten oder die Winterstiefel, sondern beobachtete aufmerksam das seltsame Geschehen.
„Hajeps!“ krächzte sie plötzlich entgeistert. „Mein Gott, irgendetwas scheinen sie wieder im Schilde zu führen! Muttchen, Tobias, Jule – schnell in den Bus!“
Sie sah, dass noch andere Einwohner, die plötzlich aus den Straßen herbeigejagt kamen, den gleichen Gedanken wie Margrit hatten. Jemand musste die Menschen gewarnt haben, anders war das hektische Verhalten der Bürger nicht zu erklären. Etliche von ihnen fuhren bereits auf Fahr- oder Motorrädern mit ihrer wenigen Habe Richtung Süden davon, weil man in dieser Richtung am schnellsten aus der Stadt hinauskam und auch hoffte, dass die dichten, dort angrenzenden Wälder Möglichkeiten boten, sich vor Hajeps zu verbergen. Um Margrit herum tobte Hektik und Angst. Hunde bellten, Kinder weinten, alte Frauen hinkten mit Tränen in den Augen auf den Bus oder auf die wenigen, randvoll gepackten Autos zu, die jedoch ohne sie zu beachten an ihnen vorbeiknatterten.
Als unsere Vier ebenfalls zum Bus flitzten, leider ohne Gepäck, lediglich den Korb mit dem Kater ließen Muttchens knochige Finger nicht mehr los und die Kinder hatten ihre Schätze noch immer auf ihren Rücken,
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