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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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Auflösung begriffen. Er befand sich nicht mehr in der Nähe des Tatortes, seine Beine hatten die Flucht ergriffen und ihn an einen sicheren Ort gebracht, derweil sich sein Nervenkostüm in Unordnung befand.
    Disparate Teile von ihm drifteten auseinander, er befand sichin echten Schwierigkeiten. Nicht die beiden Morde hatten ihn erschüttert – sie waren notwendig gewesen, keine Frage, er dachtean die Zeichnung seines Gesichtes, das kleine Miststück hatte gerade die Hälfte geschafft, als er wie ein Albtraum über sie kam – sondern ihre Ausführung. Von allem zu viel, dachte er. Aber er hatte sich nicht zurückhalten können, seine zerstörerische Energie direkt ins Messer geleitet und war dann nur noch der Schneide gefolgt. Als er auf die Asiatin losging, glühend heiße Wut in ihm, weil sie es wagte, ihn zu bannen – er war allergisch gegen sein eigenes Bild, weil es eine Fälschung war und nichts mit dem zu tun hatte, was er war –, hatte sie nach ihrer Mutter gerufen. Zumindest redete er sich das ein, ein fremder, exotischer Name, der noch auf ihrer Zunge lag, als er sie ihr bereits abschnitt. Hatte er den Pisser Markowitz noch rein geschäftsmäßig geschlachtet, im Andenken an Edda, so hatte er sich bei der Frau gehen lassen und sie zusätzlich verstümmelt. Dabei war er gekommen – mit dem Messer ebenso wie in seiner Hose, was ihm wieder einmal klarmachte, worum es bei all dem Töten eigentlich ging und warum er davon niemals ablassen würde. Sicher, es war nur ein Aspekt, aber er war nicht zu unterschätzen; Töten und Ficken, Schwanz und Messer, diese zwei Aspekte seiner Persönlichkeit reisten nie alleine.
    Manchmal vergaß er das Wesentliche. Und manchmal, in letzter Zeit allerdings zu oft, war ihm auch alles furchtbar egal. Dann steckte er in einer lahmarschigen Phase – man hätte ihn verhaften oder schlachten können; einerlei.
    Schuld daran waren unter anderem Depressionen, unter denen er genauso litt wie alle anderen, nur dass er nicht wie die anderen war und nie sein würde; er war tot, und sie lebten, und weil er das nicht ertragen konnte, sorgte er dafür, dass die geeigneten Leute die Seite wechselten, so wie die anderen automatisch die Straßenseite wechselten, wenn sie ihm in seiner speziellen Stimmung begegneten; dann strahlten die Gewalt und Mordlust wie die Hitze einer anderen Sonne von ihm ab. So wie jetzt gerade auch.
    In seinem Rachen klebte noch ein störrisches Stück von ihm,er hatte sein Porträt nach den Morden hastig verschlungen, es sich einverleibt, mit einem Glas Wasser wäre es sicherlich besser gerutscht, aber dafür war keine Zeit gewesen, das hochwertige Zeichenpapier und der Geschmack des Zeichenstiftes brannten in seiner Kehle.
    Hastig sah er sich nach dem AUGE DES VERFOLGERS um – dessen lauernde Gegenwart sollte ihn nun nicht wirklich erschüttern, denn es war nicht das erste Mal, dass der ihn bei einem Mord beobachtete. Seltsamerweise war er in diesem Fall gar nicht befangen und auch seine Paranoia hielt sich in Grenzen – denn wenn er drauf und dran war und gut dabei, hatte er vor nichts und niemandem Angst außer vor sich selbst, wenn er eines seiner eigenen Opfer gewesen wäre. O ja, ich hätte vor mir Angst, dachte er so nebenbei, der Gedanke erfüllte ihn mit Stolz. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, bei seinen Untaten gesehen zu werden – als würde er für ein ausgewähltes Publikum killen wie einst Gladiatoren in der Arena. Natürlich würde dies tatsächlich nur eine Phantasie bleiben, denn ein Publikum bestand aus Zeugen, und Zeugen hatten ihn schon einmal in den Knast gebracht, damals, als er diesen Arsch in der Kneipe totschlug, und dorthin würde er nicht mehr gehen.
    Beck entledigte sich seiner besudelten Kleidung, der Sturmhaube und seiner Handschuhe. Stopfte alles ordentlich getrennt in einen Altpapier-, sowie einen Glascontainer. Er trug eine zweite Schicht Kleider am Leibe. Schade um das Messer, dachte er, es hatte gut und tief geschnitten. Er überlegte, dass, wenn die Bullen den rechtmäßigen Besitzer des Messers aufspüren sollten, der sich, um aus dieser für ihn wahrlich unangenehmen Sache herauszukommen, an Polly erinnern würde. Vielleicht hatte er auch schon Anzeige erstattet. Ja, das konnte ein Problem werden. Er war es nicht mehr gewohnt, im Team zu arbeiten – sorry, Doc, these days are gone. Alleine hätte er den Alten erledigt. Ein Mord mehr oder weniger, wen störte das schon außer den Bullen?
    Sirenen heulten die Straßen

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