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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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hatte. Verdammt, dachte er, wieso hast du sie hier nicht rausgeholt? Wieso hast du’s nicht einfach getan?
    Doch dann sagte Kleber: »Es sind zwei Tote.«
    Das veränderte alles.
    Markowitz und seine Frau. Beide tot.
    »Levy ist unterwegs, die Spurensicherung auch«, informierte ihn Kleber, als sie die Wohnung betraten. Einen Moment lang zögerte Abraham, über die Schwelle zu treten. Er versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen, die wie welkes Herbstlaub von einem Sturm in alle Winde verstreut waren. Doch sobald er über die Schwelle stieg und damit einen Mordschauplatz betrat, schaltete er automatisch wieder in den Bullen-Modus.
    Blut, überall Blut, das Blut zweier Menschen, vermischt, tote, entstellte Körper, zerfetzte, zerstörte Körper. Die Welt ist nichtin Ordnung, wenn so etwas geschieht, dachte Abraham, etwas läuft hier völlig schief, wie tief sinken wir noch?
    Der Mörder hatte mit einem Messer gearbeitet. Es lag zwischen den beiden Toten wie ein Totem. Ein Schlachtermesser, aus einer Küchenschublade entwendet oder vom Täter mitgebracht? Scharf und lang und brutal. Abraham stellte sich vor, wie das Messer sich in das weiche, verletzliche, ungeschützte Fleisch bohrte, sich seinen vernichtenden Weg zu den lebenswichtigen Organen hindurchschnitt, er sah, dass sowohl Markowitz’ als auch Co Baos Hände zerschnitten waren, typische Abwehrverletzungen, ein ungleicher Kampf, Hand gegen Messer, ein verlorener Posten von Anfang an.
    Ein Messer, befanden sich dort Fingerabdrücke?
    Das würde alles erleichtern.
    Tiefe Wunden klafften im Gesicht der jungen Frau, Knochen lagen bloß, die Wangen waren zerfetzt, Zähne schimmerten freigelegt in ihrem Blut. Ihr Unterleib war regelrecht ausgeweidet, in rasender, triebhafter Wut entstellt. Abraham zwang sich, hinzusehen, Lohmanns Stimme in seinem Kopf: Sieh hin, sieh immer hin, schau nicht weg, auch wenn es dich bis in deine Träume verfolgt. Aber du bist es ihnen schuldig. Sie so zu sehen, wie der Tod sie zurückgelassen hat. Weil du nur diesen Eindruck von ihnen bekommst. Weil du sie immer nur im Tod kennenlernst.
    Hier aber war es anders. Er war erst gestern noch bei ihnen gewesen. Was zum Teufel war geschehen? War Markowitz am Ende doch durchgedreht und hatte seiner Frau dies hier angetan? Sich dann selbst gerichtet? Auf solch eine grausige Weise?
    Das finale katastrophale Ende eines verpfuschten Lebens? Oder waren die beiden Zufallsopfer? Hatten einen Einbrecher überrascht, was auch immer.
    Abraham glaubte nicht an Zufälle, und ein Gefühl in ihm, in der Art einer inneren Warnblinkanlage, meldete sich. Aber er blickte noch nicht durch. Stocherte in einem blutigen Nebel herum.
    Das Türschloss war augenscheinlich in Ordnung. Markowitz hatte seinem Mörder die Tür selbst geöffnet. Sprach dafür, dass er ihn kannte. War etwas gestohlen worden? Ein missglückter Raub? Aber hier? Was gab’s hier schon zu holen? Markowitz lag nicht weit von seiner Frau entfernt. Hatte er versucht, sie zu beschützen, als der Killer sie attackierte? Oder war er zuerst getötet worden? Er lag näher an der Wohnungstür, das Blutbad hatte wohl schon dort begonnen.
    Der Killer klopft, Markowitz öffnet die Tür, und dann geht es los. In seiner Kehle klaffte ein tiefer Schnitt, der Kopf war unnatürlich weit zurückgebogen, fast abgetrennt. Wie viel auch körperliche Kraft so etwas erforderte. Also einen jungen, kräftigen Mann? Keine Chance, sich zu wehren. Der Killer kommt wie eine Naturgewalt über ihn. Mit der Frau allerdings lässt er sich mehr Zeit. Und das obwohl ihm klar sein muss, dass deren Schreie gehört werden. Dünne Wände hier. Wände mit Ohren. Aber das stört dich nicht. Es ist dir egal. Du scheißt drauf. Das hier ist etwas, das du tun musst.
    Co Baos Verletzungen – dafür brauchte er nicht mal Levys Expertise – waren verheerend, Markowitz hingegen war einfach nur erledigt worden. War Co Bao das Ziel gewesen? Ein Mann aus ihrer Vergangenheit vielleicht, ein verschmähter Liebhaber, eine vertrackte Beziehungskiste.
    Aber dann dachte Abraham wieder an das gestrige Gespräch. Markowitz hatte ihm nicht alles erzählt.
    Zum Beispiel über Eddas ominösen Begleiter.
    Kleber sagte: »Carla hat eine erste mögliche Täterbeschreibung, ein Kerl, rannte aus der Wohnung, Blut an seinen Klamotten – und er trug eine Sturmhaube!«
    »Was?«
    »Ja.«
    Ein Maskenmann.
    Was war hier los?
    »Boss, hier liegt deine Karte.«
    Tatsächlich, blutverschmiert, halb unter dem

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