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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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viel.«
    Arschawin sah ihn von der Seite her an, als wäre er etwas, von dem man sich besser fernhielt. Was ja hinkam. Was quatschte der Typ bloß? Er war schon die ganze Zeit so komisch. Arschawin hingegen war ganz aufgekratzt. Der Überfall auf die Frau war verdammt geil gewesen. Er kam sich vor wie der Hauptdarsteller in seinem eigenen Film. In seinem Hosenbund steckte eine Glock. Er hatte zwei Waffen besorgt, eine für den Eismann und eine für sich selbst.
    »Man wählt einen Ort aus, um an diesem zu sterben. Früher war das so. Und heute? Ich weiß es nicht«, sagte Grischa.
    Er redet gar nicht mit mir, dachte Arschawin. Was war los? Todesahnungen? Schamanengeschwätz? Altersdebilität?
    »Das Töten«, sagte Arschawin ärgerlich. »Ich rede vom Töten.«
    Grischa hingegen vom Sterben.
    Der Park der Tempelhofer Freiheit ist weitläufiger als der New Yorker Central Park, eine gigantische Steppe inmitten der Stadt, so groß wie fünfhundert Fußballfelder zusammen, umgeben von drei Ortsteilen, Tempelhof, Neukölln und Kreuzberg. Einst starteten und landeten hier Flugzeuge, bis 2008 nichts mehr ging. Das Feld existierte von da in seiner eigenen Zeit, in seinem eigenen Raum, eine magische Leere, ein unwirklicher Ort. Unmöglich für Hinterhalte und Überraschungen.
    Am Südrand zog eine S-Bahn vorbei, am Nordrand Menschen wie kleine schwarze Punkte über den Columbiadamm.
    Der Winter hatte sich wie ein Gigant zum Schlafen auf diese titanische Fläche gelegt, sie mit dichten, harten Eisplatten überzogen, hier herrschte immer Wind, und dieser war so kalt wie die Männer, die sich in und mit ihm bewegten.
    Dem Eismann gefiel es hier.
    Er dachte, dass dies ein guter Ort war.
    Sie brachten Selina zu einer dichten Baumgruppe im Norden, stellten den Passat dahinter ab. Außer ihnen setzten sich nur wenige Menschen dieser Witterung aus, und sie waren so weit ausholend verstreut, dass sie wie Spielzeugfiguren wirkten.
    Sie warteten.
    Robert und Mikosch redeten kein Wort auf der Fahrt in die Falle. Es gab nichts zu bereden. Mikosch drückte die Tasche mit dem gestohlenen Geld an sich. Robert lenkte den BMW über die stillgelegte zwei Kilometer lange Rollbahn und dann nach Norden zu der Baumgruppe, die Arschawin ihm beschrieben hatte.
    »Haben sie den Revolver noch?«
    »Ja.«
    »Die werden uns beide durchsuchen.«
    »Glauben Sie, die lassen Selina laufen?«
    »Nein.«
    »Sie sind ehrlich.«
    Robert sagte: »Es tut mir leid. Ich hätte niemals hierherkommen dürfen.«
    »Nein. Ich bin derjenige, der schuld ist. Nagy hätte dann eben jemand anderen geschickt.«
    Ja.
    Robert dachte an Frank. Seine Entscheidung – ich halte ihn raus. Was auch geschieht, dachte er, es geschieht mir. Er konnte es nicht ertragen, seinen kleinen Bruder in Gefahr zu sehen. Einen Augenblick lang hatte er erwogen, Frank Bescheid zu geben, damit dieser mit der großen Kavallerie anrückte. Aber dann hatte er sich dagegen entschieden – um die Konsequenzen wissend. Er war noch nicht am Ende. Er musste nur mit Nagy sprechen, und dies würde nur über Arschawin laufen. Es hatte keinen Sinn, das Mädchen zu töten. Das würde er Nagy klarmachen. Robert hatte schon vor Jahren Dinge zusammengetragen, die Nagy bei den Steuerbehörden in Großbritannien belasteten. Alles lag bei einem Notar – im Falle seines Verschwindens an die Behörden zu senden. Robert meldete sich einmal im Monat – gab ein Lebenszeichen ab; öfter als bei deinem eigenen Bruder, dachte er. Die Unterlagen und Datenträger waren jetzt sein Pfand, um Selinas Leben zu retten. Was mit ihm geschah – nun, was auch immer, er hatte es verdient, wahrscheinlich.
    Irgendwann zahlen wir alle auf dieser Seite der Nacht.
    »Da sind sie.«
    Arschawin entdeckte den BMW als Erster.
    Grischa wählte Roberts Nummer an.
    »Wo ist Mikosch?«
    »Bei mir. Mit dem Geld.«
    »Stellen Sie den Wagen ab. Den Rest des Weges gehen Sie zu Fuß.«
    Es war kein weiter Weg von Charlottenburg zum Tempelhofer Flugfeld. Kleber, der die Handyortung von Roberts Handy organisierte, dirigierte Abraham in dessen Richtung. Abraham fuhr auf das Gelände des Tempelhofer Flugfeldes.
    Wo bist du, Robert?
    »Die Tasche auf den Boden«, befahl Grischa.
    Mikosch warf sie ihm vor die Füße. Robert suchte Selina, fand sie zwischen den Bäumen, halbnackt, zitternd, unter dem Bademantel blutend, verbrannt. Er nickte ihr beruhigend zu.
    »Das wird böse enden«, sagte Arschawin, als er in Selinas Haare griff und sie hinter sich herzog.

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