Das Licht des Nordens
werdâs gleich tun.«
Und dann rief er â Carl oder Chester oder wie er sich nannte â vom Rasen aus nach ihr: »Billy, kommst du. Ich hab ein Boot!«
Ich steckte die Briefe in meine Tasche und dachte nicht mehr daran, bis ich später am Tag nach oben ging. um eine frische Schürze anzuziehen. Ich stopfte sie unter meine Matratze und beschloÃ, mit dem Verbrennen zu warten, nur für den Fall, daà Grace Brown es sich anders überlegte und sie zurückhaben wollte. Gäste sind manchmal so. Sie reagieren verärgert, wenn man ihnen Pudding mit Zuckerguà bringt, wie sie es bestellt haben, weil sie inzwischen Schokolade wollen. Und irgendwie ist es immer deine Schuld, wenn ihre Hemden zu steif sind, obwohl sie extra darum gebeten haben, sie besonders intensiv zu stärken. Ich wollte nicht, daà sich Grace Brown bei Mrs. Morrison beschwerte, weil ich ihre Briefe verbrannt hatte. obwohl es nicht ihre Absicht gewesen sei, aber Grace hatte es sich nicht anders überlegt. Oder sich beschwert. Und jetzt würde sie das auch nie mehr tun.
Gleich nachdem Graceâ Leiche hereingetragen worden war, lief ich nach oben, um die Briefe zu holen. und seitdem wartete ich auf einen Moment, daà die Köchin mir einmal den Rücken zuwenden würde. Inzwischen war es fast fünf. In einer Stunde würden wir das Abendessen servieren, und ich wuÃte, daà ich dann keine Zeit mehr hätte, in den Keller zu laufen. selbst wenn ich eine Gelegenheit dazu bekäme.
Die Tür vom Speisesaal geht auf, und Frannie Hill marschiert mit einem leeren Tablett auf der Schulter herein. »Mein Gott! Ich versteh nicht, wie man einen solchen Kohldampf kriegen kann, wenn man bloà auf seinem Hintern sitzt und sich Lichtbilder von französischen Schlössern anschaut«, sagt sie. »Es sind doch bloà langweilige alte Fotos in einer Laterne, die einer hochhält.«
»Ich hab doch mindestens sechs Dutzend Plätzchen auf das Tablett gelegt. Und die haben sie alle gegessen?« fragt die Köchin.
»Und zwei Kannen Kaffee, einen Krug Limonade und eine Kanne Tee getrunken. Und jetzt wollen sie noch mehr.«
»Es sind die Nerven«, sagt die Köchin. »Leute essen zuviel, wenn sie nervlich angespannt sind.«
»Paà an Tisch sechs auf, Matt. Er legtâs wieder drauf an«, flüstert Fran im Vorbeigehen. Das ist unsere Bezeichnung für Mr. Maxwell, einen Gast, der im Speisesaal immer Tisch sechs nimmt, weil er in einer dunklen Ecke steht. Er hat Schwierigkeiten, seine Hände bei sich zu behalten.
Erneut knallt die Tür auf. Es ist Ada. »Der Mann von der Boonville-Zeitung ist hier. Mrs. Morrison sagt, ich soll ihm Kaffee und Sandwiches bringen.«
Weaver folgt ihr auf den Fersen. »Ich soll euch von Mr. Morrison ausrichten, daà er das Lagerfeuer und das Singen heute abend gestrichen hat, also braucht ihr dafür keine Erfrischungen herzurichten. AuÃerdem hat er die Wanderung zum Dartâs Lake morgen früh abgesagt, ihr braucht also kein Picknick vorzubereiten. Aber er möchte morgen nachmittag für die Kinder Eiscreme servieren lassen, und die Suchtrupps sollen Sandwiches kriegen, wenn sie heute abend vom See zurückkommen.«
Die Köchin wischt sich mit dem Handrücken den Schweià von der Stirn. Sie stellt Wasser auf und öffnet auf der Theke neben dem Herd einen Metallkanister. »Weaver, ich hab dir doch gesagt, daà du heute morgen Kaffee mit raufbringen solltest. Hört mir denn keiner zu?« grollt sie.
»Ich hol ihn!« schreie ich fast. Der groÃe Jutesack mit Kaffeebohnen wird im Keller aufbewahrt.
Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. »Du bist ständig darauf aus, in den Keller runterzugehen, stimmtâs? Was willst du denn da?«
»Vielleicht hat sie Royal Loomis da unten versteckt«, sagt Fran grinsend.
»Der steht hinter der Kohlenkiste und wartet auf einen Kuë, sagt Ada kichernd.
»Und kratzt sich am Kopf und fragt sich, wer das Licht abgedreht hat«, fügt Weaver hinzu.
Ich werde rot.
»Du bleibst da und machst die Eiscreme fertig«, sagt die Köchin zu mir. »Weaver, du holst den Kaffee.«
Ich öffne den Deckel der Eismaschine und sehe hinein. Noch nicht mal halbwegs fertig. Dabei habe ich so lange gekurbelt, daà ich dachte, mir würde der Arm abfallen. Weaver hat bereits eine Gallone Erdbeeren durchpassiert und Fran die Vanille
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