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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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vorbereitet. In der Küche gab es schon genug zu tun, nachdem das ganze Hotel und alle Cottages belegt waren, aber seit die Leiche geborgen worden war, sogar noch mehr. Mrs. Morrison hatte uns informiert, daß morgen der Sheriff aus Herkimer herüberkommen würde. Und der Untersuchungsrichter. Außerdem wurden Journalisten von den Stadtzeitungen erwartet. Die Köchin war entschlossen, daß es im Glenmore an nichts fehlen sollte. Sie hatte genügend Brot und Brötchen gebacken, um alle, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in der Gegend zu füttern. Dazu ein Dutzend Pasteten, sechs Torten und zwei Schüsseln Reispudding.
    Weaver verschwindet in den Keller. Im gleichen Moment höre ich Gewehrschüsse vom See, drei hintereinander.
    Ada und Frannie treten zu mir. »Wenn er noch am Leben wäre, hätte man ihn doch jetzt schon gefunden«, sagt Fran und spricht aus, was wir alle denken. »Oder er hätte selbst zurückgefunden. Die Schüsse sind ja weit zu hören.«
    Â»Ich hab im Fremdenbuch nachgesehen«, flüstert Ada. »Ihre Familiennamen waren nicht gleich. Sie sind zusammen gereist, aber ich glaub nicht, daß sie verheiratet waren.«
    Â»Ich wette, sie sind durchgebrannt«, sage ich. »Ich hab sie beim Mittagessen bedient und gehört, wie sie über eine Kapelle geredet haben.«
    Â»Wirklich, Matt?« fragt Ada.
    Â»Ja, wirklich«, antworte ich. »Vielleicht konnte Grace Browns Vater Carl Grahm nicht leiden«, füge ich hinzu. »Vielleicht hatte er kein Geld. Oder vielleicht war sie einem anderen versprochen, liebte aber Carl Grahm. Also sind sie in die North Woods geflohen, um dort zu heiraten …«
    Â»â€¦ und haben beschlossen, zuerst eine romantische Kahnfahrt zu machen, um sich auf dem See ihre Liebe zu gestehen …«, fügt Ada wehmütig hinzu.
    Â».und vielleicht hat er die Hand ausgestreckt, um ein paar Wasserlilien für sie zu pflücken …«, sagt Frannie.
    Â»â€¦ und das Boot ist gekentert, sie sind rausgefallen. und er hat versucht, sie zu retten, hat es aber nicht geschafft. Sie ist ihm entglitten …«, sage ich.
    Â»Ach, es ist so traurig, Mattie. So traurig und so romantisch!« ruft Ada aus.
    Â». und dann ist er auch ertrunken. Er hat nicht mehr gekämpft, weil er nicht mehr leben wollte, als er sah, daß sie weg war. Und jetzt sind sie für immer vereint. Unglückliche Liebende wie Romeo und Julia«, sage ich.
    Â»Für immer vereint …«, spricht mir Frannie nach.
    Â»â€¦ am Grund des Big Moose Lake. Mausetot«, wirft die Köchin ein. Sie hat ein unglaublich scharfes Gehör und die Lauscher immer aufgestellt, vor allem dann. wenn man es nicht erwartet. »Das soll dir eine Lektion sein, Frances Hill«, fügt sie hinzu. »Mädchen, die mit Jungs durchbrennen, nehmen ein schlimmes Ende. Hast du verstanden?«
    Fran sieht sie mit Unschuldsmiene an. »Warum. Mrs. Hennessey, ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.« Sie ist eine so ausgezeichnete Schauspielerin, daß sie zur Bühne gehen könnte.
    Â»Da bin ich mir aber ganz sicher. Wo warst du denn die vorletzte Nacht? Um Mitternacht?«
    Â»Natürlich hier. In meinem Bett.«
    Â»Du bist nicht zufällig ins Waldheim rübergeschlichen, um Ed Compeau zu treffen?«
    Frannie erstarrt und wird puterrot. Eigentlich erwarte ich, daß ihr die Köchin eine gehörige Standpauke hält, aber sie greift ihr nur ans Kinn und sagt: »Wenn ein junger Mann irgendwo mit dir hingehen will, erklär ihm, daß er dich in aller Form abholen oder es lassen soll. Hast du mich verstanden?«
    Â»Ja, Ma’am«, murmelt Fran, und aufgrund des Ausdrucks in ihrem und Adas Gesicht weiß ich, daß beide angesichts der Milde von seiten der Köchin genauso beunruhigt sind, wie ich es bin. Ich fühle mich sogar noch schlechter, als sie sich auf dem Weg zur Kellertreppe über die Augen wischt. »Weaver!« bellt sie nach unten. »Bringst du jetzt den Kaffee oder pflanzt du ihn erst an? Beeil dich!«
    Ich blicke auf den schmalen Goldring mit dem Opalsplitter und den zwei matten Granaten an meiner linken Hand. Ich habe ihn nie für schön gehalten, aber plötzlich bin ich froh, sehr froh, daß Royal ihn mir geschenkt hat. Und froh, daß er mich immer an der Küchentür des Glenmore abholt, wo jeder ihn sehen kann.
    Ich drehe wieder an der Kurbel der

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