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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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rausfinden, Alma. Denk an meine Worte.«
    Ich hatte genug gehört. Ich stieg wieder von der Trittleiter und schob sie durch den ganzen Raum zum Kamin. Der Kaminsims war vollständig mit Figuren zugestellt, und in der Mitte stand eine Bronzeuhr. die ich heftig zu polieren begann, weil ich außer mir war.
    Wo würde Emmie so viel Geld herkriegen?
fragte ich mich. Ich kannte die Antwort: Nirgendwoher. Jeder ihrer Nachbarn würde es ihr leihen, wenn er es hätte. aber sie hatten es nicht. Tante Josie jedoch hatte es. Sie hatte zwölf Dollar und siebzig Cent und noch viel mehr. Und wenn ihr Emmie Hubbard und die Kinder wirklich etwas bedeuten würden, hätte sie es ihnen geben können. Und wenn ich ihr etwas bedeuten würde, hätte sie mir helfen können, nach New York zu gehen. Aber alles, was ihr wirklich etwas bedeutete, waren ihre verdammten Figuren.
    Emmie würde ihr Haus und ihr Land verlieren, und die Gemeinde würde ihr die Kinder wegnehmen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß die Kinder getrennt und bei Fremden aufwachsen würden. Vor allem Lucius, das Baby, das noch so klein war.
    Es war eine weitere schmerzliche Erfahrung, und davon hatte ich endgültig genug.
    Ich war mit dem Polieren der Uhr fertig und nahm eine der Figuren daneben. Es war ein Engel, auf dessen Gewand die Worte standen: ALLMÄCHTIGER GOTT, GIB UNS DIE GELASSENHEIT ZU ERTRAGEN, WAS NICHT ZU ÄNDERN IST, DEN MUT ZU ÄNDERN, WAS WIR ÄNDERN KÖNNEN, UND DIE WEISHEIT, DAS EINE VOM ANDEREN ZU UNTERSCHEIDEN.
    Aber was, wenn man das nicht konnte? Wenn man die Dinge weder ändern, noch ertragen konnte?
    Ich packte den Engel und brach ihm den Kopf ab. Dann den einen und dann den anderen Flügel. Auch die Arme brach ich ab, und dann fragte ich ihn, wie gelassen er sich jetzt fühlte. Die einzelnen Teile steckte ich in die Tasche.
    Damit wurde ich meinen Zorn fast los. Den Rest mußte ich hinunterschlucken.

Au• gu • rie • ren
    Â»Wir könnten nach Inlet gehen und uns die Schaufenster von O’Hara’s ansehen«, sagte Ada Bouchard. »Sie haben gerade ein paar hübsche Sommerstoffe reinbekommen.«
    Â»Oder zum Moss Lake hinaufwandern«, sagte Abby.
    Â»Oder zum Dart’s Lake«, sagte Jane Miley.
    Â»Wir könnten Minnie Compeau besuchen und uns die Babys ansehen«, sagte Frances Hill.
    Â»Oder uns unter die Fichten setzen und lesen«, sagte ich.
    Â»
Lesen?
An einem Tag wie diesem? Du bist wohl nicht ganz bei Trost, Mattie«, sagte Fran. »Laß uns Strohhalme ziehen. Wer den kürzesten zieht, entscheidet, was wir machen.«
    Wir standen am Ende der Uncas Road, wollten einen Ausflug machen und mußten uns nur noch entscheiden, wohin. Es war Samstag, ein warmer, strahlender Frühlingsnachmittag. Wir alle hatten es geschafft. unseren Haushaltspflichten, unseren Eltern und kleinen Geschwistern zu entkommen, und wollten ein paar Stunden reden, lachen und im Freien sein.
    Fran brach ein paar Zweige von einem Busch ab und machte einen kürzer als die anderen. Gerade als wir mit dem Ziehen anfangen wollten, wurde mir meine Entscheidung plötzlich von jemand anderem abgenommen. Ein Pritschenwagen tauchte auf, der von zwei Braunen gezogen wurde.
    Â»Royal Loomis! Was führt dich denn hierher?« fragte Fran. Sie und Royal sind Cousin und Cousine. sehen sich aber überhaupt nicht ähnlich. Sie hat lockiges karottenrotes Haar und sirupfarbene Augen. Sie ist ziemlich klein, aber auf die gleiche Art, wie eine Dynamitstange ziemlich klein ist.
    Ich sah, wie Ada sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich, und Jane die Lippen zusammenpreßte, um sie röter zu machen.
    Royal zuckte mit den Achseln. »Ich hab eine Ausfahrt gemacht und bin hier gelandet.«
    Â»Wolltest wohl auf den See schauen?« fragte Fran neckisch.
    Â»So was in der Art.«
    Â»Wie romantisch.«
    Â»Hast du nichts zu tun, Fran. Irgendwelche Kinder erschrecken oder Kätzchen ertränken?«
    Â»Na schön, ich weiß, wann ich überflüssig bin.«
    Â»Wohl kaum. Hey, Matt, wie wär’s mit einer Spazierfahrt?«
    Es hätte mich fast umgehauen. »Ich?« fragte ich und hielt die Hand vor die Augen, um zu ihm hinaufzuschauen.
    Â»Steig doch auf.«
    Ich sah meine Freundinnen an und wußte nicht genau, was ich tun sollte. Fran blinzelte. »Na, mach schon!« flüsterte sie. Jane sah mich an, als hätte sie mich noch

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