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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Chester – nein
Carl,
sein Name ist
Carl
– sie genannt. Hatte ihr Pa ihr den gegeben? Oder vielleicht ihr Bruder? Er hört sich an wie ein Kosename, der von einem Bruder stammt. Lawton war der erste, der mich Mattie nannte. Tillie wäre viel hübscher gewesen. Oder Millie. Oder Tilda. Sogar Hilda.
    Ich öffne einen weiteren Brief.
    South Otselic
20. Juni 1906
    Mein lieber Chester,
    ich schreibe dir, um dir mitzuteilen, daß ich nach Cortland zurückkomme. Ich kann hier einfach nicht länger bleiben. Mama macht sich Sorgen und fragt sich, warum ich so viel weine, was mir zum Hals heraushängt. Bitte komm und bring mich weg, irgendwohin, Liebster … Meine Kopfschmerzen sind unerträglich heute abend. Ich befürchte, daß du nicht kommst, und ich hab so schreckliche Angst
…
Du hast gesagt, daß du kommen würdest, und manchmal weiß ich ganz einfach, daß du es tun wirst, aber dann denke ich über andere Dinge nach und bin genauso sicher, daß du nicht kommen wirst … Chester, auf der ganzen weiten Welt gibt es niemanden, der so unglücklich ist wie ich es im Moment bin, und daran bist du schuld. Nein, das meine ich nicht so, Liebster. Du warst immer sehr gut zu mir, und ich weiß, daß du es immer sein wirst. Du wirst einfach kein Feigling sein, das weiß ich …
    Ich hatte mir eine gute Nachricht erwartet in diesem
Brief. Also versuche ich es mit einem anderen.
    South Otselic
1. Juni 1906
    Mein lieber Chester,
    ich gehe gerade ins Bett und fühle mich so schlecht, daß ich dir einfach schreiben muß. Heute morgen bin ich erst gegen acht nach unten gegangen und wurde gegen zehn ohnmächtig, danach blieb ich bis Mittag im Bett. Am Nachmittag brachte mir mein Bruder einen Brief von einem der Mädchen, und nachdem ich ihn gelesen hatte, fiel ich wieder in Ohnmacht. Chester, ich bin nach Hause gegangen, weil ich dachte, ich könnte dir vertrauen. Inzwischen glaube ich, daß ich nach nächstem Freitag nicht mehr hier sein werde. Dieses Mädchen schrieb mir, daß du offensichtlich eine sehr vergnügliche Zeit hattest, und sie nimmt an, daß dir meine Rückkehr nach Hause gut getan hat, da du seit Wochen nicht mehr so fröhlich gewesen seist
…
ich hätte wissen müssen, Chester, daß du dich nicht um mich kümmern würdest, aber irgendwie habe ich dir mehr vertraut als jedem anderen …
    Draußen vor dem Fenster sind Stimmen zu hören. Stimmen von Männern. Ich erstarre. ». glaubt, sein Name sei Gillette.« Das sagt Mr. Morrison.
    Â»Wer?« fragt Mr. Sperry.
    Â»Mattie Gokey.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ja. Sie behauptet, sie habe gehört, wie ihn das Mädchen Gillette nannte. Chester Gillette.«
    Â»Verdammt, Andy, ich hab die Polizei in Albany angerufen und gesagt, daß wahrscheinlich ein Carl Grahm ertrunken sei, und sie gebeten, seine Familie zu benachrichtigen. So stand es im Fremdenbuch. ›Carl Grahm, Albany‹, nicht Chester Gillette …«
    Die Stimmen entfernen sich. Ich kann erkennen. daß die Männer, vom Bootshaus kommend, jetzt über das Rasenstück im Westen gehen. Sie wollen zur Veranda, wo sie abends immer einen Drink nehmen. und ich weiß, daß der Whiskey im Salon aufbewahrt wird.
    Ich laufe schnell aus dem Salon, den Gang hinunter. durchs Foyer und die Haupttreppe hinauf. Gerade als ich den ersten Treppenabsatz erreicht hab, geht die Vordertür auf, ich ducke mich hinter das Geländer und wage nicht, mich zu bewegen, nicht einmal zu atmen. aus Angst, eine Diele oder der Handlauf könnten knarzen.
    Â»â€¦und unten in Cortland gibt’s auch Gillettes«, sagt Mr. Sperry und schließt die Tür hinter sich. »Gut betuchte Leute. Einem von ihnen gehört eine große Hemdenfabrik.«
    Â»South Otselic, wo das Mädchen her ist. das ist doch in der Nähe von Cortland, oder?« sagt Mr. Morrison.
    Â»Etwas über dreißig Meilen entfernt. Hat Mrs. Morrison ihre Familie denn schon erreicht?«
    Â»Ja. Es sind Farmer.«
    Mr. Sperry holt tief Luft und atmet aus.
    Â»Schon eine komische Sache. Man würde doch denken, daß der eine in der Nähe des anderen wäre.«
    Â»Was meinst du? Die Orte?«
    Â»Die Leichen. Im Wasser. Man hätte doch meinen können, wir würden die eine nicht weit von der anderen finden. Es gibt doch keine nennenswerte Strömung in der Bucht. Jedenfalls nicht stark genug, um eine

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