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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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hatte riesiges Glück. Mein Bruder, der selten das Positive an einer Sache sieht, sagte: »Es ist nicht so schlimm, Billy.« Das ist für seine Verhältnisse ziemlich viel
…
ich vermisse dich, ach Gott, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisse
…
ich komme nächste Woche zurück, wenn du mich nicht sofort von hier wegholst.
    Ich bin so einsam, daß ich es nicht länger ertrage. Heute nacht vor einer Woche waren wir zusammen. Weißt du nicht mehr, wie sehr ich geweint habe, Liebster? Genauso weine ich ständig, seit ich Cortland verlassen habe …
    Nie ist von einem Carl Grahm die Rede, nur von einem Chester, einem »Lieben Chester«. Er wohnte in Cortland, nicht in Albany, weil die Briefe so an ihn adressiert sind. Und Grace wohnte auch dort, zumindest eine bestimmte Zeit lang, auch wenn der Absender auf ihren Briefen South Otselic lautet, denn sie erwähnt. daß sie Cortland verlassen hat, aber dorthin wieder zurückkehren will, wenn er sie nicht abholt.
    â€¦
ich bin furchtbar traurig
…
gestern habe ich Mama gesagt, daß du geschrieben hast, ich aber nichts erhalten hätte, und sie sagte: »Also Billy, wenn er geschrieben hätte, hättest du den Brief auch bekommen.« Sie meinte es nicht böse, aber ich wurde wütend und sagte: »Mama,
    Chester lügt mich nicht an, und ich weiß, daß er mir geschrieben hat.« Wenn du doch hier wärst, wie glücklich wäre ich dann … sie rufen mich zum Abendessen, und ich muß aufhören. Bitte schreib mir, sonst werde ich wahnsinnig …
    Â»Frannie sagt, ihr sei was aufgefallen«, flüstert mir Ada zu, und ich zucke zusammen. »Sie ist nach dem Abendessen zu ihr reingegangen, um sie sich anzusehen. Sie behauptet, daß sie eine große blutige Wunde im Gesicht hat und blaue Flecken.«
    Â»Fran übertreibt immer, das weißt du doch. Warum bist du denn wieder wach?«
    Â»Ich kann nicht schlafen. Du hast sie doch gesehen. Matt. Wie hat sie ausgesehen?«
    Â»Wie jemand, der ertrunken ist.«
    Â»Die Köchin sagt, der stellvertretende Sheriff sei auf dem Weg hierher. Und der Gerichtsmediziner. Und der Bezirksstaatsanwalt. Und die Leute von der Zeitung in Utica. Glaubst du, daß wir in die Zeitung kommen?«
    Â»Schlaf jetzt, Ada. Du hast doch gehört, was die Köchin gesagt hat. Wir haben morgen eine Menge zu tun.«
    Â»Sind diese Briefe von Royal?«
    Â»Ã„hm … ja. Ja, sind sie.«
    Â»Das sind aber viele. Da brauchst du ja die ganze Nacht, um sie zu lesen. Du mußt ihn wirklich lieben.« Darauf antworte ich nichts.
    Ada dreht sich auf die andere Seite, und ich öffne einen weiteren Brief. Er hat keine Anrede.
    S.Otselic
Sonntagnacht
    Ich war froh, von dir zu hören, und zugleich überrascht.
    Ich dachte, du hättest es gern, wenn ich dir liebevolle Briefe schreibe, aber deiner war so geschäftsmäßig, daß ich zu dem Schluß gekommen bin, du wünschst, daß meine auch so sind
…
Ich glaube – verzeih –, daß ich verstehe, wie meine Lage ist, und daß du sie mir nicht so schrecklich unverblümt klarmachen mußt. Ich kann meine Situation so klar sehen wie jeder andere, glaube ich … Du sagst mir, ich solle mir keine Sorgen machen, weniger darüber nachgrübeln, wie ich mich fühle und mich vergnügen. Glaubst du nicht, daß du dir auch Sorgen machen würdest, wenn du an meiner Stelle wärst? … Ich verstehe, wie du zu der Sache stehst. Du betrachtest sie als etwas Lästiges, womit man dich bedrängt. Du glaubst, wenn ich nicht wäre, hättest du den ganzen Sommer tun können, was du wolltest, und wärst nicht gezwungen, deine Stelle dort aufzugeben. Ich weiß, wie du dich fühlst, aber von Zeit zu Zeit zwingst du mich, diese Dinge wesentlich nüchterner zu sehen als je zuvor. Ich glaube nicht, daß dir in den Sinn gekommen ist, wie mir der Sommer vergällt wurde, und daß auch ich meine Stellung dort aufgeben mußte …
    War Grace krank gewesen?
frage ich mich. Mußte sie
deshalb ihre Stellung aufgeben? Hatten sie am gleichen
Ort gearbeitet? Vielleicht an dem Ort, von dem Mr.
Sperry gesprochen hatte – der Hemdenfabrik, die den betuchten Gillettes aus Cortland gehört. Aber warum hätten sie beide ihre Stellung aufgeben müssen? Es ergab keinen Sinn.
    â€¦
Chester, ich glaube nicht, daß du dir vorstellen kannst, wie leid es

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