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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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tust.«
    Â»Das heißt was, Teddy?«
    Â»Was ich damit meine, ist vollkommen klar.«
    Â»Nein, ist es nicht, verdammt! Hab doch einmal in deinem Leben Mumm und sag, was du meinst!«
    Â»Du läßt mir keine Wahl, Emily. Wenn du nicht nach Hause kommst – und zwar zu meinen Bedingungen –, werde ich dafür sorgen, daß du unter ärztliche Aufsicht kommst.«
    Darauf folgte ein furchtbarer Knall und das Geräusch von brechendem Glas, dann hörte ich Miss Wilcox schreien: »Raus mit dir! Raus!«
    Â»Miss Wilcox! Miss Wilcox, alles in Ordnung?« rief ich und schlug gegen die Tür.
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein Mann stürmte an mir vorbei. Wahrscheinlich hätte er mich über den Haufen gerannt, wenn ich nicht beiseite getreten wäre. Er war groß und blaß, mit schönem, dunklem Haar und einem Schnurrbart, und würdigte mich kaum eines Blicks.
    Voller Angst um meine Lehrerin lief ich nach drinnen. »Miss Wilcox!« rief ich. »Miss Wilcox, wo sind Sie?«
    Â»Hier, Mattie.«
    Ich eilte in die Bibliothek. Der Schreibtisch lag umgestürzt am Boden, überall lagen Papiere verstreut. und der schöne apfelförmige Briefbeschwerer war in tausend Stücke zersprungen. Meine Lehrerin stand rauchend in der Mitte des Zimmers.
    Â»Miss Wilcox, geht’s Ihnen gut?«
    Sie nickte, aber ihre Augen waren rot, und sie zitterte. »Mir geht’s gut, Mattie«, sagte sie, »aber ich glaube, ich lege mich einen Moment hin. Laß alles, wie es ist. Ich kümmere mich später darum. Nimm dir in der Küche. was du findest. Dein Geld liegt auf dem Tisch.«
    Ich hörte ihre Worte, aber mein Blick war auf die Glasscherben und die verstreuten Blätter gerichtet. Das hatte er getan.
Maldiktion
war mein Wort des Tages. Es bedeutet böse Worte im Sinn eines Fluchs. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, und ich ging aus der Bibliothek, um die Vorder- und Hintertür zu verschließen. Als ich zurückkam, stand Miss Wilcox auf der Treppe.
    Â»Kommt dieser Mann wieder?« fragte ich sie.
    Sie drehte sich um. »Heute nicht mehr.«
    Â»Ich finde, Sie sollten den Sheriff rufen, Miss Wilcox.«
    Miss Wilcox setzte ein bitteres Lächeln auf und sagte: »Der würde nicht kommen. Es ist nicht verboten, zumindest noch nicht, daß ein Mann das Zuhause seiner Frau zerstört.«
    Ich erwiderte nichts, aber meine Augen müssen so groß und rund wie zwei Spiegeleier gewesen sein.
    Â»Ja, Mattie, das war mein Ehemann, Theodore Baxter.«
    Â»Baxter?
Baxter?
Dann sind Sie … dann sind Sie …«
    Â»Emily Baxter, Dichterin.«

Ab • szin• die • ren
    Wenn eine Frau auf einen Mann anziehend wirken will, muß sie gemäß einem Artikel in
Petersons Magazine
»aufmerksam jedes seiner Worte verfolgen, ihre eigenen Interessen den seinen unterordnen und die beredte Sprache des weiblichen Körpers einsetzen. um ihn wissen zu lassen, daß er das Zentrum ihres Universums ist, der Hauptgrund für ihre Existenz«. Mit den ersten beiden Ratschlägen konnte ich etwas anfangen, doch mit dem dritten hatte ich Schwierigkeiten.
    Ich dachte, es bedeutete, daß ich mit den Wimpern klimpern sollte, doch als ich das versuchte, sah mich Royal verwundert an und fragte, ob mir Sand in die Augen gekommen wäre.
    Wir waren etwa die Hälfte des Wegs zum Anwesen der Loomis hinuntergegangen. Daisy war erneut ausgerissen und hatte wieder ihren Zaun durchbrochen. Pa war wütend. Mrs. Loomis auch. Ich gab vor, es auch zu sein, aber in Wirklichkeit war ich froh, denn auf diese Weise bekam ich Royal zu sehen, ohne daß es so aussah, als hätte ich es darauf angelegt. Er war im Hof vor dem Stall gewesen, ganz wie ich gehofft hatte. Er half mir, Daisy und Baldwin wieder aus dem Teich zu holen, und begleitete mich dann nach Hause.
    Will und Jim kamen uns entgegen. Sie hatten sich die Angelruten über die Schulter gehängt und trugen einen Korb voller Forellen.
    Â»Ach, Mattie, Liebste, sei mein, bis der Niagara fällt!« flötete Jim.
    Â»Das werd ich, Royal, Liebling, bis der Rinnstein rinnt«, säuselte Will.
    Sie warfen sich Kußhände zu, bis Royal Daisy die Schlinge abnahm und Jim damit auf den Hintern schlug. Schreiend lief er davon, Will hinter ihm her. Dann fuhr Royal genau an der Stelle fort, wo er unterbrochen worden war, und erklärte mir, was Truthähne

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