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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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hispid wäre.«
    Sie dachte einen Moment nach. »Pas Gesicht mit Bartstoppeln. Und das Ferkel.«
    Â»Das stimmt«, antwortete ich lachend.
    Sie lächelte mich an und nahm meine Hand. »Ich bin froh, daß du nicht aufs College gehst, Matt. Ich bin froh, daß du hierbleibst. Du gehst doch nicht weg. oder? Du bleibst doch hier und heiratest Royal Loomis? Abby sagt, er ist verknallt in dich.«
    Â»Ich gehe nirgendwo hin, Beth«, erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Immer deutlicher erkannte ich, daß mein Wunsch, aufs College zu gehen. nichts anderes als ein Traum war. Ich konnte nicht fortgehen. Tief in meinem Inneren hatte ich das immer gewußt. Selbst wenn ich nicht mit Royal liiert wäre. Selbst wenn ich bei Miss Wilcox genügend Geld verdienen würde, um mir eine Fahrkarte zu kaufen, und Pa mich höchstpersönlich zum Bahnhof brächte. Denn ich hatte meiner Mama versprochen, daß ich bleiben würde.
    Jetzt versuchte ich, mir meine Zukunft vorzustellen. Meine wirkliche Zukunft, nicht die, von der ich träumte. Ich überlegte mir, was Royal und ich am Memorial Day machen könnten – uns die Stadtkapelle in Old Forge anhören oder nach Inlet fahren und ein Picknick machen. Oder einen Teil der drei Dollar, die ich bei Miss Wilcox verdient hatte, für ein Stück Stoff für einen neuen Rock ausgeben oder alles für meinen zukünftigen Hausstand sparen.
    Als wir bei Emmie ankamen, wunderte ich mich. daß alle Kinder im Freien waren. Tommy und Susie standen mit Lucius, dem Baby, unter einer Fichte. Jenny, Billy, Myrton und Clara standen mit durchgeweichten Kleidern und klatschnassem Haar in dem schlammigen Hof. Beim Blick auf den Kamin der elenden Hütte, sah ich, daß kein Rauch daraus aufstieg. Die armen Dinger waren total durchgefroren und hatten nicht mal ein Feuer, an dem sie sich wärmen konnten. Sie würden sich furchtbar erkälten. Zorn flammte in mir auf. Die meiste Zeit tat mir Emmie zwar leid. aber manchmal brachte sie mich auch zur Raserei. Sie war siebenfache Mutter, brauchte aber in Wirklichkeit selbst noch eine Mama.
    Sobald die Kinder Beth und mich sahen, umringten sie uns wie Kätzchen die Milchschüssel.
    Â»Was macht ihr Kinder denn im Regen draußen?« fragte ich.
    Â»Ma hat uns rausgeschickt. Sie hat zu tun«, sagte Myrton und wischte sich die Nase am Ärmel ab.
    Â»Was zu tun?« fragte ich.
    Â»Mr. Loomis ist da. Er hilft ihr, den Ofen zu reparieren. Sie hat gesagt, daß es gefährlich ist und daß wir nicht ins Haus zurück dürfen, bis er fertig ist«, sagte Tommy.
    Â»Das ist doch albern. Ich bin sicher, daß man reingehen kann«, antwortete ich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was beim Reparieren eines Holzofens gefährlich sein sollte.
    Â»Matt, du kannst nicht reingehen. Tu’s nicht.« In Toms Stimme schwang ein Anflug von Ärger mit. »Sie haben den ganzen Ofen auseinandergenommen. Die Teile sind überall auf dem Boden verstreut.«
    Â»Ach Tom, es ist doch bloß ein Ofen. Ich paß schon auf«, sagte ich gereizt. »Schließlich bin ich den ganzen Weg durch den Regen gestapft, weil du mich darum gebeten hast, und ich geh nicht wieder fort, bevor ich deine Ma nicht gesehen hab.«
    Ich stieg die zerbrochenen Stufen zur Veranda hinauf. Das einzige Vorderfenster befand sich gleich neben der Tür, und bevor ich klopfte, warf ich einen Blick hinein, um sicherzugehen, daß keine Ofenteile an der Tür lagen. Doch was ich sah, ließ mich vor Schreck erstarren.
    Emmie beugte sich über den Ofen, und ihre Röcke waren bis zur Taille hochgeschoben. Mr. Loomis stand mit heruntergelassener Hose hinter ihr. Und keiner von beiden reparierte irgendwas.
    Ich drehte mich um, packte Beth am Arm und riß sie von der Veranda herunter. »Au, Mattie! Laß mich sofort los!« brüllte sie.
    Â»Tommy … sag deiner Ma … daß ich später noch mal komme, ja? Verstanden, Tom? Da … da … sind ein paar Brötchen. Bring sie ihr rein, wenn … wenn du kannst.«
    Tom antwortete mir nicht. Seine mageren Schultern sackten herunter unter der Last des Wissens. Auch ich spürte diese Last, und sie machte mich wütend. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Tommy nahm die Brötchen, sah mich aber nicht an, worum ich froh war, denn ich hätte seinen Blick nicht ertragen.
    Â»Gehen wir nicht rein, Matt? Ich dachte, du

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