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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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wolltest Emmie besuchen?«
    Â»Später, Beth. Emmie ist beschäftigt. Sie repariert den Ofen, das ist gefährlich.«
    Â»Aber du hast doch gesagt …«
    Â»Egal was ich gesagt hab! Komm jetzt mit!«
    Beth jammerte und rieb sich den ganzen Heimweg über den Arm. Und ich versuchte, mir einzureden, daß ich eigentlich gar nichts gesehen hatte, denn es war so häßlich und gemein gewesen und erinnerte eher an Tiere im Viehstall als zwei menschliche Wesen. Es sah nicht aus wie
sich lieben,
sondern wie all die schmutzigen Wörter, die ich dazu gehört hatte. Ich fragte mich, ob Minnie auf diese Weise ihre Babys bekommen hatte. Ob Mama uns so bekommen hatte. Ob es zwischen Royal und mir so sein würde, wenn wir verheiratet waren. Wenn dies der Fall sein sollte. dann brauchte er mich gar nicht anzufassen.
    Der arme Tommy. Im Gegensatz zu ihm hatten seine Geschwister offensichtlich nicht begriffen, was vor sich ging. Ich hoffte, Mrs. Loomis würde nichts herausfinden. Oder Royal und seine Brüder. Es würde sie furchtbar verletzen. Beth hatte nichts gesehen, und Tommy war sicher zu beschämt, um etwas auszuplaudern. Es würde geheim bleiben. Niemand würde je davon erfahren.
    Als wir schließlich mit durchweichten Schuhen und schlammverspritzten Röcken in unsere Einfahrt einbogen, fiel mir doch noch eine Möglichkeit ein, mein Wort des Tages anzuwenden. Mr. Loomis’ Hemdzipfel hatten sein nacktes Hinterteil nicht ganz bedeckt, und ich hatte – ganz gegen meinen Willen – gesehen, daß es blaß, schlaff und scheußlich hispid war.

L
eg die Briefe weg, Mattie,
versuch ich mir einzureden.
    Nein,
antwortet eine innere Stimme.
    Du bist nicht besser als deine Tante Josie. Nur sie würde die Post anderer Leute lesen. Du bist eine Schnüfflerin.
    Ist mir egal.
    Hör auf damit. Geh schlafen. Du weißt alles, was du wissen mußt.
    Aber das stimmt nicht. Ich weiß, daß Grace schwanger war, und ich weiß, daß Chester Gillette dafür verantwortlich war. Und ich glaube, daß sie durchbrennen wollten, als sie ins Glenmore kamen. Nur eines weiß ich nicht, und wenn ich das herausgefunden habe. leg ich die Briefe weg und geh schlafen: Ich weiß nicht. warum sich Chester Gillette als Carl Grahm ins Fremdenbuch eingetragen hat, und bis ich das herausgefunden habe, werde ich weiterlesen.
    South Otselic
25. Juni 1906
    Lieber Chester,
    ich bin viel zu müde, um einen richtigen Brief zu schreiben oder auch nur die Zeilen einzuhalten, aber ich bin den ganzen Tag bedrückt gewesen und kann nicht schlafen gehen, weil es mir leid tut, daß ich Dir heute morgen einen so bösen Brief geschrieben habe. Also schreibe ich Dir jetzt, um Dich um Verzeihung zu bitten, Liebster.
    Ich war verärgert und habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Es tut mir schrecklich leid, Liebster. Erst wenn Du mir schreibst und mir sagst, daß Du mir vergibst, wird es mir wieder gutgehen … ich bin sehr müde heute abend, Liebster.
    Ich habe Mama heute beim Nähen geholfen
…
neue Kleider anprobieren ist mir immer ein Greuel gewesen, aber jetzt ist es noch viel schlimmer.
    O Chester, Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, wenn diese Sorge endlich ausgestanden ist
…
ich habe Angst, daß mir die Zeit schrecklich lang wird, bis ich Dich wiedersehe, Chester
…
Ach, Liebster, ich bin so traurig. Bitte komm nicht erst Ende der Woche. Kannst Du nicht schon Anfang der Woche kommen? Chester, ich brauche Dich mehr, als Du Dir vorstellen kannst …
    Ich lese weiter, finde aber nichts über Carl Grahm in den Briefen. Vielleicht suche ich an der falschen Stelle. Ich lege den Brief weg und blättere das Bündel durch. bis ich endlich ein paar Briefe von Chester finde. Ich öffne den ersten.
    21. Juni
    Liebe Grace,
    bitte entschuldige Papier und Bleistift, aber ich schreibe nicht von zu Hause und habe hier nichts anderes. Gestern abend erhielt ich Deinen Brief, der mich ein wenig überraschte, obwohl ich mir schon dachte, daß Du bedrückt sein würdest.
    Mach Dir nicht so viele Sorgen, denk nicht so oft darüber nach, wie Du Dich fühlst, sondern laß es dir gutgehen …
    Dann kommt er wieder auf eine Reise zu sprechen. die einige seiner Freunde unternehmen, und daß er vor dem siebten Juli nicht aus Cortland weg könne, aber nichts über Carl Grahm. Ich öffne den nächsten.
    2. Juli

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