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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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hochmütige Blonde mit dem falschen Lächeln, war dem Gerücht nach eine Cousine der Königin.
    Nirene zeigte auf die andere Seite des Raums. »Sie heißt Bryn und ist die Tochter eines Steinhauers. Du kannst damit anfangen, sie aus dem Bett zu holen und ihr zu erklären, was von ihr erwartet wird.«
    Die, die sie sich erhofft hatte! Dawn lächelte, auch wenn eine nervöse Angst in ihr aufstieg. Bryn schlief in dem Bett, das bisher Selids gewesen war, der Helferin, die vor einer Woche oder etwas länger verschwunden war. »Kommt Selid denn nicht zurück?«, fragte Dawn.
    »Nein«, sagte Nirene kurz. »Am besten ist, du vergisst sie, und es ist auch nicht nötig, dass du Bryn etwas über sie erzählst.«
    »Ja, Sendrata.« Dawn hätte gerne gefragt, warum und wohin Selid gegangen war, aber darauf würde sie wohl keine Antwort bekommen.
    »Denk dran, als Duenna bist du verantwortlich für das, was dein Schützling tut. Du weißt, dass Königin Alessandra uns in ein paar Wochen besucht.« Nirenes Lippen wurden schmaler. »Du musst Bryn das Protokoll beibringen, damit sie dir keine Schande macht.«
    Dawn atmete tief ein. Natürlich wusste sie von dem bevorstehenden Besuch der Königin von Sorana. »Ich bringe ihr alles bei, was sie wissen muss, Sendrata.«
    »Sieh zu, dass dir das auch gelingt. Heute zeigst du ihr die Arbeitsbereiche und die Ländereien, du bist vom Unterricht befreit. Und versuche die Fähigkeiten, die Bryn haben könnte, herauszubekommen, damit ich nicht zu sehr enttäuscht werde, wenn ich ihr ihre Pflichten zuweise.«
    »Ich? Ihre Fähigkeiten rausbekommen?«
    Die Sendrata runzelte die Stirn. »Hast du nicht schon über zwei Jahre die Sterne studiert? Ishaan hat mir gesagt, deine Fortschritte wären angemessen.«
    Angemessen? Dawn wusste nicht, was sie von Nirenes Kommentar halten sollte. Ishaan lehrte sie den Himmel: die Sterne und Planeten, die von den Göttern beherrscht wurden und Menschen und Ereignisse beeinflussten. Sie war für das Studium der Sterne ausgewählt worden, weil sie in Mathematik die Beste in der Klasse war und die Position der Sterne am Himmel berechnen konnte. Aber Ishaan hatte Dawn gegenüber nie die leiseste Andeutung gemacht, dass ihre Fortschritte »angemessen« waren. Im Gegenteil, oft hatte er sie missmutig angesehen und beanstandet, dass sie so vieles nicht verstünde.
    Zum Glück wartete Nirene nicht auf eine Antwort, sondern stand auf und ging auf Alyces Vorhang zu. Alyce tat Dawn Leid, denn sie vermutete, dass sie die Duenna der anderen Helferin werden sollte, der eingebildeten Blonden. Seltsam, auch Alyce war nicht vom Vogel erwählt. Aber wer wusste schon, warum die Sendrata etwas tat. Ihre Anweisungen mussten befolgt werden und nicht hinterfragt.
    Während Dawn den Vorhang um das Bett, das so lange Selids Bett gewesen war, fortzog, fragte sie sich erneut, was aus Selid geworden war. Vom roten Kardinal erwählt und eine der begabtesten Prophetinnen im Tempel, hatte Selid alle mit der gleichen distanzierten Freundlichkeit behandelt. Als sie ging, war sie kurz davor, Priesterin zu werden. Ob ich jemals erfahre, was passiert ist?
    Noch immer waren es ein paar Minuten, bis der Gong zum Wecken ertönen würde. Dawn kniete sich neben Bryns Bett, Sie würde sie jetzt wecken und ihr zeigen, wo sie sich waschen konnte, bevor die anderen Helferinnen aufstanden.
    Schmutzige Strähnen von kastanienbraunem Haar lagen auf dem Kissen und Bryns Gesicht war völlig verschmiert. Ihre Kleidung sah fleckig und fadenscheinig aus und war am Saum und an den Schultern ausgefranst.
    Als Dawn eine von Bryns Händen hob, spürte sie Narben und Schwielen auf der Handfläche und an den Fingern.
    Da öffnete Bryn ihre aufgeweckten, goldbraunen Augen. »Wasser«, flüsterte sie.
     
    »Tut mir Leid, dass du nur alte Kleider und abgewetzte Schuhe bekommen hast«, sagte Dawn, nachdem sie Bryn Wasser gegeben hatte und mit ihr zum Magazin gegangen war, um sie mit sauberer Kleidung zu versorgen.
    »Das ist die Strafe dafür, wenn man arm ist. Reiche Helferinnen bekommen ihre Kleidung von zu Hause geschickt - jedes Jahr prachtvoller.« Sie schnaubte. »So viel dazu, dass wir im Tempel ›Schwestern‹ sind.«
    »Für mich sind das hier prachtvolle Kleider«, meinte Bryn, aber Dawn fand, dass ihr Schützling ziemlich schäbig aussah.
    Im Speisesaal weiteten sich Bryns Augen vor Staunen.
    Voller Ehrfurcht betrachtete sie den großen Raum, die hohen Fenster an zwei Seiten, die lackierten Tische und die

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