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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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älteren Helferinnen, die bedienten. Das Geschirr fasste sie so vorsichtig an, als befürchtete sie, es würde bei der Berührung zerbrechen. Dawn, Tochter eines Webers, erinnerte sich an ihren ersten Tag im Tempel und wie elegant ihr das schimmernde Porzellan vorgekommen war, wie weich die Servietten aus Leinen und wie sauber und glatt der Boden aus Granit.
    Nachdem das Tischgebet gesprochen war, wurde Bryn von Dawn den anderen jungen Frauen vorgestellt, die öfter am selben Tisch saßen. »Das ist Jacinta. Sie ist von der Taube erwählt.« Jacintas glänzender Zopf war mit blauen Bändern umwunden. Ihr Gewand fiel in eleganten Falten herab und ihre Haut wirkte frisch und rosig. Sie grüßte Bryn sanft und freundlich.
    »Und das hier ist Alyce«, sagte Dawn und zeigte auf das Mädchen ihr gegenüber. Alyce hatte blondes Haar und flinke blaue Augen. »Hat dich Nirene zur Duenna des anderen neuen Mädchens ernannt?«, fragte Dawn ihre Freundin.
    Alyce warf ihren Zopf über die Schulter. »Oh ja. Clea.
    Lord Erringtons Tochter, wie sie mir innerhalb von Sekunden klar gemacht hat.«
    »Sie stammt von König Zor ab«, warf Bryn ein.
    Alyce lachte. »Ich tu mir jetzt schon Leid. Ich bin ihre Duenna, aber sie kann es nicht ertragen, mit mir zusammen gesehen zu werden. Sie muss sofort gerochen haben, dass ich nur die Tochter eines Bäckers bin. Wie soll ich sie als meinen Schützling ein ganzes Jahr lang ertragen?«
    Sie zeigte mit der Gabel auf den Tisch hinter Dawn.
    »Sieh mal, die Federn haben Clea schon aufgenommen, noch bevor sie auch nur einmal an der Vogelweihe teilgenommen hat.«
    Dawn drehte sich um und sah Clea neben Eloise in der Gruppe der vom Vogel erwählten Helferinnen sitzen, die allgemein »die Federn« genannt wurden. »Natürlich!«, sagte Dawn bissig. »Bestimmt haben die sich schon als Säuglinge kennen gelernt, als sie durch die Schlösser ihrer Väter gekrabbelt sind, lange bevor sie Federn werden wollten.«
    »Federn?«, fragte Bryn verwirrt.
    »Vom Vogel erwählte eingebildete Puten«, erklärte Dawn. »Die Mädchen, die alle so spöttisch zu dir hingucken. Sie nennen sich selbst die Federn.« Sie hob ihren Becher. »Was werden wir lachen, wenn Clea von keinem Vogel erwählt wird.«
    »Sie glaubt, der Geier wird sie erwählen«, sagte Bryn.
    Dawn hatte gerade einen Schluck Milch getrunken.
    »Der Geier?« Sie verschluckte sich. Jacinta und Alyce auf der anderen Seite des Tischs erstarrten. »Mögen die Götter das verhindern«, sagte Dawn.
     
    Bryn beobachtete, wie die anderen zum Zeichen, dass sie mit Essen fertig waren, die Serviette auf den Tisch legten. Sie machte es ihnen nach.
    »Bist du dabei, der Steinbruchratte Manieren beizubringen, Dawn?«, ertönte eine Stimme schräg hinter ihr.
    Bryn drehte sich um und erblickte eine der jungen Frauen, die bei Clea am Tisch gesessen hatten. Das Mädchen hatte die schmalen Augenbrauen in die hohe Stirn gezogen und die vollen Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen. Die seidigen Ärmel ihres blauen Gewands wirkten, als wären sie noch keinen Tag getragen.
    Dawn blickte nicht auf. »Such mal jemand, der dir Manieren beibringt, Eloise.«
    »Wie rührend, dass du dich so für deine Ratte einsetzt.
    Aber sorg um Himmels willen dafür, dass sie ein Bad nimmt!« Eloise rauschte davon, umgeben von einer Gruppe vornehm gekleideter, kichernder Helferinnen.
    »Hör nicht auf sie«, sagte Dawn. »Sie ist vom Specht erwählt worden, und das bedeutet, dass ihr Schnabel unermüdlich ist.« Sie verzog grimmig das Gesicht. »Ich zeige dir jetzt das Gelände.«
    Auf ihren langen Beinen ging sie schnell zur Tür nach draußen und verbeugte sich vor der Wache dort. Der Soldat hatte einen Helm aus gehämmertem Messing, ein rotes, mit den Insignien der Tempelsoldaten besticktes Tuch lag über seinem Brustharnisch, an der Hüfte trug er ein Schwert und einen Dolch und auf dem Rücken einen Bogen.
    »Vor wem bewachen die uns eigentlich?«, fragte
    Bryn, als sie hinter Dawn hinaus ins Sonnenlicht getreten war.
    »Hat dir niemand gesagt, wie wertvoll die Worte des Orakels sind? Stell dir mal vor, die für Königin Alessandra oder Lord Errington bestimmten Prophezeiungen fallen jemand anderem in die Hände. Der Tempel hat einige der am besten ausgebildeten Krieger der Welt. Sie haben geschworen, ihr Leben für die Bewachung der Prophezeiungen und zum Schutz der Priester einzusetzen.«
    »Oh.« Bryn empfand sich mal wieder als schrecklich dumm. Über die Schulter blickte

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