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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Traumfragmente jenseits der Erinnerung) und hatten keine Kontrolle darüber, wohin er sich bewegt. Begabte Propheten nutzten den Traumkörper, um zu anderen Orten und in andere Zeiten zu reisen, doch nur wenige waren so ausgebildet, dass sie sich willentlich frei durch die Abanya bewegen konnten.
    Kiran aber hatte es gelernt. Er wusste, dass er Bryns innere Landschaft betreten konnte, doch es wäre nicht richtig, das ohne ihre Zustimmung zu tun.
    »Ich glaube, dass der Fluch sich vom Rest deines Geistes unterscheiden muss«, sagte er eifrig. »Vielleicht versucht er zu tun, als gehöre er dort hin, aber irgendwie wird er herausstechen – wie eine Wüstenpflanze hier neben dem See.«
    Sie blickte zu Boden. »Es ist einfach so, dass es Dinge in meinem Kopf gibt, von denen ich nicht will, dass du sie siehst.«
    Kiran glaubte sie zu verstehen. »Würde es dir helfen, wenn ich dir meine Geheimnisse anvertraue?«
    Sie sprang so schnell auf, dass Jack ihr vor die Füße geriet. Sie stolperte und wäre fast gefallen. »Ich will kein Geheimnis von dir als Tauschgeschäft!«, sagte sie. Sie senkte den Blick. »Ich danke dir. Aber nein. Ich will meinen Geist nicht mit deinem verbinden.« Und mit schnellen Schritten ging sie auf den Tempel zu.
    Kiran ging ihr nicht nach. »Hmmm«, brummte er Jack zu, als sie außer Sicht war. Der Hund blickte ihn vorwurfsvoll an. »Du meinst wohl, du hättest gewusst, was du sagen sollst«, meinte Kiran als Antwort auf den Blick.
    »Jack, Menschen sind kompliziert.«
    Der Hund schnaubte.
    »Renchald weiß bestimmt, was mit dem Fluch zu machen ist«, sagte Kiran leise. »Aber ich möchte ihn nicht fragen. Ich glaube, er weiß, was mit Bryn passiert ist.
    Und er hat nichts getan, um ihr zu helfen. Stattdessen hat er Clea gefördert.« Kiran blickte zu den verblassenden Sonnenstrahlen, die im See versanken. »Und jetzt hat unser Meisterpriester Cleas Verfluchungen unter Kontrolle.«

 
     
Herbst
     
     
     
15
     
    Dieses Jahr war den Helfern des Tempels zur Tagundnachtgleiche im Herbst ein freier Tag zugestanden worden. Wenn sie wollten, konnten sie zum Erntefest nach Amarkand gehen. Im Tempel würde kein Fest stattfinden.
    Kiran schwang seinen Stock in hohem Bogen. Es war ein gutes Gefühl, sich außerhalb der hoch aufragenden Tempelmauern zu bewegen und mit Brock und Jack über die Stoppelfelder zu wandern. Sie gingen querfeldein und wollten dann weiter vorne wieder auf die Landstraße stoßen.
    Jack raste los, um ein Kaninchen zu jagen. Kirans Stock pfiff durch die Luft, als er ihn wieder schwingen ließ.
    »Vorsicht, Stuko«, sagte Brock und hielt etwas Abstand. Gerstenstoppeln knackten unter seinen Füßen.
    Kiran seufzte. »Hab doch Vertrauen, Eulengesicht. In Mathematik bin ich vielleicht nicht gerade der Beste, aber von Stöcken verstehe ich was.«
    »Es ist auch nicht deine mathematische Intelligenz, vor der ich Respekt habe, sondern dein kräftiger Arm.
    Ich möchte nicht am falschen Ende vom Stock sein.«
    »Es ist doch nicht dein Kopf, auf den ich mir vorstelle einzudreschen.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, sagte Brock und nach ein paar Schritten fragte er: »Welcher Kopf ist es dann?«
    Mit gerunzelter Stirn blickte Kiran zu seinem Freund.
    »Cleas.«
    Brock kicherte. »Warum verfolgt sie dich dann wie ein blutrünstiger Bussard auf der Jagd, wenn du ihren Kopf am liebsten aufgespießt sehen möchtest?«
    Kiran schlug nach einem trockenen Gerstenhalm.
    »Wie ein Bussard auf der Jagd nach Blut«, war eine allzu passende Beschreibung. Jedes Mal, wenn er mit Clea paarweise prophezeite, konnte er spüren, wie sie nach undichten Stellen in seinen inneren Barrieren suchte, um mehr von ihm zu bekommen, als er geben wollte.
    Und obwohl er gehofft hatte, Bryn helfen zu können, ließ Bryn das nicht zu.
    Brock deutete nach vorne. »Ärger.«
    Sie näherten sich einer Baumgruppe, aus der Gridley Laversham eine Gruppe von Flügeln führte: Lambert, Haig, Everett, Leonard und Fulton. Alle waren sie Söhne von Lords. Und alle trugen sie einen kräftig aussehenden Knüppel.
    Kiran sah sich schnell nach Jack um, der aber nirgends zu sehen war, und stieß seinen Stock in den Boden. »Ich rate dir abzuhauen«, sagte er zu Brock. An einem anderen Tag und in einer anderen Stimmung wäre er vielleicht auch geneigt gewesen, davonzurennen und einem Kampf zu vermeiden. Aber nicht heute.
    Brock verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich steh das mit dir durch, Stuko.«
    Gridley und seine Bande bauten

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