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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Paarung schien die gesteigerte Klarheit bewirkt zu haben, auf die Renchald gehofft hatte.
    Kiran richtete sich auf. »Es sollte so formuliert werden: Stellt Lady Lindenhals weißen Lieblingshengst, den mit dem schwarzen Fleck auf der linken Flanke, auf die Weide und erlaubt niemandem, ihn zu reiten.«
    Clea nickte leicht.
    Renchald schrieb die Prophezeiung auf. Lieber hätte er Lord Lindenhai eine günstigere Nachricht geschrieben, doch er wollte die Vision nicht verfälschen. Der gute Ruf des Orakels beruhte auf Prophezeiungen, die sich als wahr erwiesen.
    Er legte die Feder nieder. »Du kannst gehen«, sagte er zu Clea. »Wir treffen uns in einer Woche zur selben Zeit wieder.«
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, saß Kiran aufrechter da. »Clea wollte es Lord Lindenhai ermöglichen, seiner jungen Frau den Hals zu brechen, wenn ihm der Sinn danach steht«, sagte er. »Ich will nicht noch einmal paarweise mit ihr prophezeien.«
    Oh, Keldes, gib mir Geduld! »Der Unterricht ist noch nicht beendet«, sagte Renchald mild. »Durch die Praxis wirst du noch erheblich mehr lernen.«
    Kiran sah ungeheuer wütend aus, doch der Meisterpriester wusste, dass er sein Wort nicht brechen würde.
     
    Aufgewühlt verließ Kiran Renchalds Allerheiligstes. Er machte einen Umweg über kleinere Flure, denn er befürchtete, Clea würde irgendwo im Hauptkorridor auf ihn warten. Er landete in einem Flügel mit ihm unbekannten Räumen, und er war froh, auf einen älteren Helfer zu stoßen, der ihm den Weg zum nächsten Ausgang zeigen konnte.
    Als er im Freien war, atmete er die frische Luft in tiefen Zügen ein. Er hörte den Gong zum Essen, beachtete ihn aber nicht, sondern ging schnell in Richtung See und Wald. Dort pfiff er leise nach Jack. Der Abendwind fuhr ihm in die Haare, stieß ihm gegen die Wangen und streichelte seinen Hals. Jack kam an seine Seite gesprungen.
    Kiran lief so schnell, dass er, wenn Jack nicht gewesen wäre, Bryn übersehen hätte, die auf dem flachen Felsen am See saß und ins Wasser starrte. Der Hund begrüßte sie begeistert.
    Kiran fiel wie immer in der letzten Zeit auf, dass der Wind, für den er gerade noch so dankbar gewesen war, sie nicht berührte. Das stimmte ihn noch trübsinniger.
    »Kiran«, fragte Bryn, »geht es dir nicht gut?«
    Er setzte sich neben sie. Ihre braunen Zöpfe lagen schlaff auf ihrem fadenscheinigen Gewand und sie sah müde aus. Kiran holte tief Luft. Es wurde Zeit, dass er den Versuch machte, ihr zu helfen.
    »Bryn«, fragte er leise, »vertraust du mir?«
    Sie beugte sich vor und streichelte Jack, wobei einer ihrer Zöpfe über die Schulter rutschte und ihr Gesicht teilweise verdeckte. »Der Einzige, dem ich mehr vertraue als dir, ist Jack.« Der Hund grinste ihm frech zu und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden.
    Wie beruhigend es war, neben ihr zu sitzen und nicht neben Clea. Bryn sah ihn nicht an, als wäre er eine köstliche Delikatesse und sprach in normalem Tonfall mit ihm.
    Er räusperte sich. »Vertraust du mir genug, um mich deinen Geist mit meinem verbinden zu lassen?«
    Sie blickte ihn mit ihren goldbraunen Augen aufmerksam an. »So wie du es mit Jack tust?«
    »So ähnlich.«
    Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. »Würdest du dann meinen Geist so gut kennen wie den von Jack?«
    »Ich würde nur nach einer Sache suchen.«
    »Wonach?«
    »Cleas Fluch.«
    Bryn legte die Hände auf den Magen. »Woher weißt du, wo du danach suchen musst?«
    »Ich denke, dass er sich vom Rest deiner inneren Landschaft unterscheidet«, sagte er, und dann merkte er, dass er eine von Renchalds geheimen Formulierungen laut ausgesprochen hatte: »Innere Landschaft«.
    Nach den Worten des Meisterpriesters trugen alle Menschen eine Landschaft in sich, in der sich ihr innerstes Wesen widerspiegelte. Diese persönlichen Landschaften waren Teil der »Abanya«, dem riesigen ätherischen Land, das für die meisten unsichtbar parallel zur körperlichen Welt existierte. Menschen besuchten die Abanya im Schlaf, doch lebten sie ihr Leben, ohne ihre Existenz wahrzunehmen.
    Ein Teil von Kirans Ausbildung zur paarweisen Prophezeiung beinhaltete auch, die Abanya nicht nur wahrzunehmen, sondern sich bewusst darin zu bewegen. Um das zu können, hatte er einen starken und konzentrierten
    »Traumkörper« entwickelt. Renchald hatte ihm erklärt,
    dass jeder Mensch eine innere Landschaft und einen Traumkörper hatte, doch die wenigsten waren sich seiner Bewegungen bewusst (höchstens als

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