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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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waren Nahtstellen zwischen Eisplatten. Und unter dieser tiefgefrorenen Oberfläche existierte möglicherweise noch eine Schicht aus flüssigem Wasser, ein Urmeer, in dem vielleicht uralte Lebensformen Zuflucht gefunden hatten…
    Er seufzte. Niemand wusste es. Es hatte auch niemand die Zeit und die Ressourcen, es herauszufinden. Die Menschen hatten zu viele Aufgaben, und zu viele Orte harrten der Erforschung.
    Es waren aber nicht die steinige Welt oder der Eismond – nicht einmal der seltsame Doppelstern –, sondern etwas viel Größeres jenseits dieses kleinen Sonnensystems, das ihn in den Bann zog.
    Er wandte sich um und richtete den Blick auf den Raum hinter den Sternen.
    Der Nebel umspannte den halben Himmel.
    Er bildete ein Kaleidoskop aus Farben und erstreckte sich von einem weißblauen Zentrum über ein grünes und orangefarbenes Mittelstück zu einer purpurnen und roten Peripherie. David verglich es mit einem riesigen Gemälde aus Wasserfarben, dessen Farben ineinander flossen. Er erkannte Schichtungen in der Wolke – durch die abgestuften Schatten wirkte das Gebilde erstaunlich plastisch- und eine feinere Struktur im Mittelpunkt.
    Das augenfälligste Merkmal der Gesamtstruktur war ein mit Staub angereichertes Muster aus dunklen Wolken, das als präzise V-Form vor der glühenden Masse hing. Es sah aus wie ein riesiger Vogel, der vor einer Feuerwand die Schwingen entfaltete. Vor der Vogel-Form hing wie Funkenflug ein Schleier aus Sternen, der ihn von der Wolke trennte. Der große Lichtstrom war die Galaxis, die hinter dem Nebel vorbeifloss und ihn scheinbar umkreiste.
    Die Struktur sprengte das Blickfeld. Einmal schien sie zum Greifen nah, wie eine gigantische animierte Skulptur; und dann wich sie zurück, bis in die Unendlichkeit. Er wusste, dass sein Vorstellungsvermögen, das auf den Tausend-Kilometer-Maßstab der Erde geeicht war, mit den gewaltigen Entfernungen, um die es hier ging, überfordert wurde.
    Rückte man die irdische Sonne ins Zentrum des Nebels, könnten die Menschen ein ganzes Sternenreich errichten und würden den Rand der Wolke doch nicht erreichen.
    Ein Gefühl des Wunders überwältigte ihn. Ich genieße das Privileg, sagte er sich, in einer solchen Zeit zu leben. Eines Tages würde wohl ein WurmCam- Forscher die Eiskruste des Monds durchstoßen und zum Kern vordringen. Vielleicht würden Wissenschaftler die Oberfläche des Planeten erkunden und Relikte der Vergangenheit ans Licht bringen.
    Er beneidete diese zukünftigen Forscher um ihr profundes Wissen, wusste aber auch, dass die Nachfahren auf seine Generation mit dem größten Neid zurückblicken würden.
    David war der Pionier der WurmCam- Forschung. Er hatte als Erster die Grenzen des Sonnensystems überwunden, und das war ein Verdienst, den spätere Generationen nicht für sich in Anspruch nehmen konnten.
     
    Lange Geschichte. Japanisches Labor. Wo er Tiger für Wunderheiler geklont hatte. Heather nur eine Leihmutter. David hat alles mit der WurmCam aufgenommen. Dann die ganze Bewusstseinskontrolle. Hiram wollte weitere Fehler vermeiden…
    Heather. Ich spürte keine innere Bindung. Weiß jetzt Bescheid. Zu traurig.
    Sie glaubte, seinen Puls in der unsichtbaren Berührung ihrer Handfläche zu spüren. Ja, zu traurig.
    Und dann wurde die Tür aufgestoßen.
    Mae Wilson kam mit gezogener Pistole herein. Ansatzlos schoss sie ein paar Mal rechts und links an Kate vorbei. Die Waffe hatte einen Schalldämpfer, so dass es nicht knallte, sondern nur plopp machte.
    Ein Schrei ertönte, ein Blutfleck schwebte in der Luft, und ein zweiter spritzte an der Stelle auf, wo die Kugel aus Bobbys Körper austrat.
    Kate wollte aufstehen. Sie spürte die Mündung von Wilsons Waffe am Hinterkopf. »Denken Sie nicht mal dran.«
    Bobbys SmartShroud versagte. Flimmernde konzentrische Kreise breiteten sich um seine Wunden aus. Kate erkannte ihn verzerrt und schemenhaft und sah, dass er die Tür zu erreichen versuchte. Vergeblich, denn dort warteten noch mehr von Hirams Schlägern.
    Nun erschien Hiram selbst in der Tür. Er verzog das Gesicht in einer undefinierbaren Gefühlsregung, als er Kate und Bobbys Körper sah. »Ich wusste, dass du nicht widerstehen würdest. Hab ich dich erwischt, du kleiner Scheißer.«
     
    Kate hatte für… wie lang in der Zelle gesteckt? Für einen Monat, zwei Monate gar? Hier draußen, in der düsteren Gruft des Wurmwerks, fühlte sie sich exponiert. Platzangst überkam sie.
    Die Kugel hatte Bobbys Schulter durchschlagen,

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