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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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einem Ganzen sich zusammenfügen, ist es, als ob man auf einem Berg steht und die Wolkendecke für einen Moment aufreißt. Die Fernsicht ist unglaublich.«
    »Ja«, sagte er. »Ich hatte ein paar solcher Momente in meinem Leben. Dafür kann ich mich glücklich schätzen.«
    Sie drückte ihm die Hand. »Ich habe dieses Gefühl die ganze Zeit. Ist das nicht wunderbar?«
    »Hast du eine Ahnung, weshalb die Leute Angst vor euch haben?«
    »Sie fürchten sich so sehr vor uns«, sagte sie ruhig, »dass sie uns jagen. Sie greifen uns an. Aber sie können uns kein Leid zufügen. Wir sehen sie kommen, David.«
    Bei diesen Worten lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    »Und selbst wenn einer von uns getötet würde – selbst wenn ich getötet würde –, dann würden wir, die größere Wesenheit, weitermachen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das Informations-Netzwerk, über das die Verbundenen sich definieren, ist groß und wird immer größer. Es ist unzerstörbar, wie ein Internet des Geists.«
    Er runzelte irritiert die Stirn. »Ist dir die Bindungs-Theorie ein Begriff? Sie beschreibt psychologisch unser Bedürfnis, enge Bindungen zu knüpfen und soziale Kontakte zu pflegen. Wir brauchen solche Beziehungen, um die schreckliche Wahrheit zu verdrängen, mit der wir schon in der Kindheit konfrontiert werden – dass jeder von uns allein ist. Der größte Kampf der menschlichen Existenz besteht darin, sich mit dieser Tatsache zu arrangieren. Und das macht den eigentlichen Reiz des Verbundenen aus.
    Der Chip im Kopf ist letzten Endes unnütz«, fuhr er in schonungsloser Offenheit fort. »Beim Sterben ist jeder allein. Das gilt für mich, und für dich auch.«
    Sie schien ihm das nicht einmal übel zu nehmen, sondern lächelte nur milde. Das beschämte ihn.
    »Vielleicht irrst du dich«, sagte sie. »Vielleicht werde ich ewig leben und den Tod meines – Marys – Körpers transzendieren. Ich, das Bewusstsein und die Erinnerungen, werde nicht etwa auf einen anderen Körper übertragen, sondern – verteilt. Die anderen werden sich mein geistiges Erbe teilen. Wäre das nicht wundervoll?«
    »Wärst du dann noch immer du selbst?« flüsterte er. »Würdest du dem Tod auf diese Art und Weise wirklich ein Schnippchen schlagen? Oder wäre dieses vererbte Selbst nur eine Kopie?«
    Sie seufzte. »Ich weiß es nicht. Zumal die Technologie noch nicht anwendungsreif ist. Also werden wir weiter von Krankheiten betroffen, Unfällen zum Opfer fallen und das Zeitliche segnen. Kummer wird unser ständiger Begleiter sein.«
    »Je weiser man ist, desto schmerzlicher die Erkenntnis.«
    »Ja. Die Menschen sind tragische Gestalten, David. Je zahlreicher die Verbundenen werden, desto deutlicher sehe ich es. Umso stärker fühle ich es.« Ihr mädchenhaftes Gesicht schien plötzlich die Züge einer alten Frau anzunehmen.
    »Komm mit«, sagte er. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
     
    Kate fuhr herum und riss die Hand weg.
    Sie kaschierte das erschrockene Japsen mit einem Hüsteln und führte die Hand pro forma zum Mund. Dann legte sie ihre Hand wieder auf die Bettdecke, wo sie zuvor gelegen hatte.
    Und dann verspürte sie diese sanfte Berührung erneut. Die Finger waren warm und kräftig, trotz des SmartShroud- Handschuhs, in dem sie wohl steckten. Sie spürte, wie die Finger über ihre Handfläche glitten, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen und tat sich am Pfirsich gütlich.
    ’tschuldigung. Wollte dich nicht erschrecken. Gab keine Möglichkeit, dich zu warnen.
    Sie lehnte sich etwas zurück, um ihre Signale hinter dem Rücken zu verbergen. Bobby?
    Wer sonst??? Netter Knast.
    Im Wurmwerk, stimmt’s?
    Ja. DNA-Spur. Mit Davids Hilfe. Flüchtlings- Methode. Mit Marys Hilfe. Die ganze Familie.
    Hättest nicht kommen sollen, signalisierte sie hastig. Genau das, was Hiram will. Dich fangen. Ich bin der Speck, du die Maus.
    Lass dich nicht im Stich. Brauch dich. Sei bereit.
    Hab’s einmal versucht. Wachen sind auf der Hut …
    Sie riskierte einen Seitenblick, sah aber kein Anzeichen für seine Präsenz außer einem kaum wahrnehmbaren Schemen, einer Kuhle in der Bettdecke, einem leichten Flimmern. Die SmartShroud- Technologieentwickelte sich offensichtlich synchron zur WurmCam.
    Das ist vielleicht meine letzte Chance, sagte sie sich. Er muss es wissen.
    Bobby. Ich habe David gesehen. Hatte Neuigkeiten. Über dich.
    Wie über mich?, signalisierte er zögerlich.
    Deine Familie… Ich kann’s nicht, sagte sie sich. Frag Hiram, antwortete sie

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