Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
damit postulierte er einen zunehmenden Integrationsgrad der Noosphäre, bis sie in einem superintelligenten Kollektivwesen kulminieren würde, das er als Omega-Punkt bezeichnete.«
    »Ja«, sagte sie und schloss die Augen. »›Das Ende der Welt: Die Projektion der Biosphäre auf die Noosphäre, die damit ein Höchstmaß an Komplexität und Zentralisierung erreicht…‹.«
    »Du hast de Chardin gelesen?«
    »Wir haben.«
    »Mir macht ein anderes Problem zu schaffen«, sagte er heiser. »Der Wurmwald. Mit den neuen nihilistischen Denkern kann ich nichts anfangen. Die Vorstellung, dass dieser Splitter aus Leben und Geist ausgerechnet im Moment transzendenten Verstehens von einem Felsbrocken vernichtet werden soll, ist schlicht inakzeptabel.«
    Sie berührte mit ihren kleinen Händen sein Gesicht. »Ich verstehe. Vertraue mir. Wir arbeiten daran.«
    Er schaute ihr lang in die jung-alten Augen, und er glaubte ihr.
    Die Lichtverhältnisse änderten sich nun, und es wurde merklich dunkler.
    Der blau-weiße Trabant verschwand hinter der Masse des Muttersterns. David sah, wie das Licht des Zwergsterns durch komplexe Gasschichten an der Peripherie des Riesen drang. Als der Kleine den verschwommenen Horizont des Großen touchierte, erkannte er, dass die dichteren Gaswirbel in den äußeren Schichten Schatten in der diffusen Atmosphäre warfen, die als Millionen Kilometer lange schnurgerade Linien auf ihn zuströmten. Das war ein Sonnenuntergang auf einem Stern, sagte er sich ehrfürchtig, eine Übung in Himmelsgeometrie und Perspektive.
    Das Schauspiel erinnerte ihn an die Sonnenuntergänge am Meer, an denen er als Junge immer Spaß gehabt hatte. Er war mit seiner Mutter am langen französischen Atlantik-Strand spazieren gegangen, und als dann die Lichtbahnen durch die dichten Wolken stachen, hatte er sich gefragt, ob er das Licht Gottes sah.
    Waren die Verbundenen wirklich die Keimzelle einer neuen Menschheit – eines höheren Bewusstseins? Stellte er hier eine Art von Erstkontakt mit einer Wesenheit her, die ihm vom Intellekt und Vorstellungsvermögen so überlegen war wie er seiner Urmenschen-Ahnin?
    Vielleicht musste die Menschheit auch eine höhere evolutionäre Stufe erklimmen und ihr mentales Potential verstärken, um die Möglichkeiten, die sich durch die WurmCam eröffneten, voll auszuschöpfen.
    Ihr werdet gefürchtet und verachtet, sagte er sich, und noch seid ihr schwach. Ich fürchte euch, und ich verachte euch. Christus wurde auch gefürchtet und verachtet. Doch die Zukunft gehörte Ihm. Wie sie vielleicht euch gehört.
    Vielleicht seid ihr meine Hoffnungsträger.
    Was auch immer die Zukunft bringt, ich vermisse die kesse Göre mit diesen uralten blauen Augen.
    Und es ärgert mich, dass du kein einziges Mal deine Mutter erwähnt hast, die das, was von ihrem Leben noch übrig ist, in dunklen Räumen verträumt. Bedeuten wir, die wir euch vorangegangen sind, so wenig?
    Mary schmiegte sich an ihn und umarmte ihn. Trotz der Betrübnis empfand er ihre menschliche Wärme als großen Trost.
    »Gehen wir nach Hause«, sagte sie. »Ich glaube, dein Bruder braucht dich.«
     
    Kate musste es ihm unbedingt sagen. »Bobby…«
    »Schnauze, Manzoni«, knurrte Hiram. Er war nun ernstlich wütend, fuchtelte wild mit den Armen und stiefelte im Raum umher. »Was ist mit mir? Ich habe dich geschaffen, du kleiner Scheißer. Ich habe dich geschaffen, um nicht im Bewusstsein sterben zu müssen…«
    »Dass alles umsonst war«, sagte Kate.
    »Manzoni…«
    Wilson trat vor, stellte sich zwischen Hiram und Bobby und behielt alle im Auge.
    Kate ignorierte sie. »Sie wollen eine Dynastie. Sie wollen, dass Ihre Nachkommen den abgerückten Planeten regieren. Weil David Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, haben Sie es noch mal versucht – ohne ihn diesmal mit einer Mutter zu teilen. Ja, Sie haben Bobby geschaffen, und Sie wollten ihn unter Kontrolle halten. Trotzdem will er Ihr Spiel nicht mitmachen.«
    Hiram sah sie an und ballte die Fäuste. »Was er will, spielt keine Rolle. Ich lasse mich nicht aufhalten.«
    »Nein«, sagte Kate nachdenklich. »Nein, Sie lassen sich nicht aufhalten, nicht wahr? Mein Gott, Hiram.«
    »Kate, würdest du mir vielleicht sagen, was du damit meinst?« fragte Bobby dringlich.
    »Ich will nicht behaupten, dass er den Plan von Anfang an verfolgt hätte. Aber es war immer eine Rückversicherung für den Fall, dass du nicht – kooperierst. Natürlich musste er warten, bis die Technologie

Weitere Kostenlose Bücher