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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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steht noch nicht einmal vor Gericht. Das Oberste Gericht arbeitet zur Zeit den rechtlichen Rahmen für die Zulässigkeit von WurmCam- Beweismitteln aus, und in der Zwischenzeit sind viele Fälle – einschließlich der Kates – auf Eis gelegt worden.«
    Mit einem impulsiven Fingerzeig löschte er die SoftScreen.
    »Beunruhigt dich das denn nicht?« fragte Mary. »Wie sie mit den WurmCams umgehen?«
    »›Sie‹?«
    »Große Unternehmen spähen sich gegenseitig aus. Das FBI späht uns alle aus. Ich halte Kate für unschuldig. Aber irgendjemand hat IBM bestimmt ausspioniert – mit einer WurmCam. Entweder soll jeder eine WurmCam bekommen oder gar keiner«, sagte sie mit jugendlicher Leidenschaft.
    »Vielleicht hast du Recht«, erwiderte er. »Aber das wird nicht geschehen.«
    »Aber das Zeug, das du mir gezeigt hast, die nächste Generation und die Quetsch-Vakuum-Methode…«
    »Du solltest das mit jemand anderem diskutieren.«
    Sie saßen für eine Weile schweigend da.
    »Wenn ich einen Zeit-Betrachter hätte«, sagte sie dann, »würde ich ihn ständig benutzen. Aber ich würde ihn nicht dafür verwenden, mir nur beschissenen Kram anzusehen. Ich würde mir schöne Dinge anschauen. Wieso gehst du nicht etwas weiter zurück, in eine Zeit, wo du glücklich warst mit ihr?«
    Darauf war er noch gar nicht gekommen, und er zuckte zusammen.
    »Wieso nicht?« fragte sie.
    »Weil es vorbei ist. Es ist Vergangenheit. Welchen Sinn hätte es, zurückzublicken?«
    »Wenn die Gegenwart beschissen und die Zukunft noch schlimmer ist, dann ist die Vergangenheit alles, was einem bleibt.«
    Er runzelte die Stirn. Mary war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie war blass, wirkte aber gefasst, und der Blick der offenen blauen Augen war fest. »Du vermisst deinen Vater?«
    »Natürlich vermisse ich ihn«, sagte sie mit einem Anflug von Ärger. »Vielleicht ist das auf dem Planeten anders, von dem du kommst.« Ihr Blick wurde milder. »Ich würde ihn gern sehen. Nur für eine Weile.«
    Ich hätte sie nicht hierher bringen sollen, sagte er sich.
    »Später vielleicht«, meinte er sanft. »Komm mit. Das Wetter ist schön. Fahren wir ans Meer. Bist du schon mal gesegelt…?«
    Es dauerte eine Weile, bis er sie überredet hatte, mitzukommen.
    Später erfuhr er durch einen Anruf von David, dass ein paar Unterlagen und handschriftliche Aufzeichnungen über Quetsch-Vakuum-Wurmlöcher von dessen Arbeitsplatz verschwunden waren.
     
    »Eigentlich war es Disney«, sagte Hiram, während er im Licht von Proxima stand. »In Zusammenarbeit mit Boeing haben sie eine riesige WurmCam- Fertigungsstätte im alten Raumschiff-Montagegebäude in Cape Canaveral errichtet. Früher wurden dort Mondraketen montiert. Und heute werden Spionagekameras zu den Sternen geschickt. Das ist schon was, nicht? Natürlich vermieten sie die virtuelle Anlage hauptsächlich an Wissenschaftler, und das Boeing-Management lässt die Belegschaft in der Mittagspause hier spielen. Sie nehmen schon jeden verdammten Planeten und Mond im Sonnensystem ins Visier, ohne die klimatisierten Labors überhaupt zu verlassen.
    Disney macht Kasse. Es scheint so, als ob Mond und Mars in Themenparks für virtuelle WurmCam- Reisende umgewandelt würden. Ich habe gehört, die Apollo- und Viking-Landezonen seien besonders populär, obwohl die alten sowjetischen Lunochods ebenfalls eine große Attraktion sind.«
    OurWorld hat sich bestimmt auch ein Stück vom Kuchen abgeschnitten, sagte David sich.
    Hiram lächelte. »Du bist plötzlich so still, David.«
    David überprüfte seine Gefühlslage: Staunen, unterlegt von Unbehagen. Er nahm ein paar Steine auf und ließ sie fallen; der langsame Fall in der schwachen Gravitation war ganz authentisch. »Das ist real. Ich muss wohl hundert fiktive Dramen und tausend spekulative Studien über Missionen zu Proxima gelesen haben. Und nun sind wir hier. Es ist ein Millionen Jahre alter Traum, hier zu stehen und das zu schauen. Wahrscheinlich ist es ein so intensiver Traum, dass er der Raumfahrt endgültig den Todesstoß versetzen wird. Schade. Aber es ist eben nur ein Traum. Wir befinden uns noch immer in diesem kühlen Hangar am Stadtrand von Seattle. Indem sie uns das Ziel weist, ohne uns gleichzeitig die anstrengende Reise abzuverlangen, wird die WurmCam uns zu einem Planeten von Stubenhockern machen.«
    »Du meinst nicht, dass du ein wenig zu schwarz siehst?«
    »Nein, meine ich nicht. Hiram, vor der WurmCam hatten wir die Existenz des Planeten von

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