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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Holztisch, auf dem etliche Aufnahmegeräte platziert waren. Bobby selbst hockte auf einer harten Bank an der Rückseite des Raums. Er war auf Kates Bitte hier, der einzige Zeuge bei diesem seltsamen Prozedere.
    Clive Manning, der Psychologe, den das Gericht als Gutachter für Kates Fall bestellt hatte, stand an der Vorderseite des Raums und tippte auf eine an der Wand befestigte SoftScreen. Schlecht belichtete und leicht verzerrte WurmCam- Bilder flackerten über den Bildschirm, während Manning den Ausgangspunkt suchte. Schließlich fand er die gewünschte Stelle. Es handelte sich um eine Bildsequenz, die Kate mit einem Mann zeigte. Sie standen in einem unaufgeräumten Wohnzimmer und führten eine offensichtlich heftige Auseinandersetzung, wobei sie sich anschrieen.
    Manning – ein großer, dünner und kahlköpfiger Mann in den Fünfzigern – nahm die Nickelbrille ab und schlug mit dem Bügel gegen die Zähne. Das war eine Angewohnheit, die Bobby zunehmend auf die Nerven ging, zumal die Brille an sich schon eine antiquierte Marotte war. »Was ist das menschliche Gedächtnis?« fragte Manning. Er starrte beim Sprechen Löcher in die Luft, als ob er einen Vortrag vor einem unsichtbaren Publikum hielte – was er vielleicht auch tat. »Es ist jedenfalls kein passiver Aufnahmemechanismus wie eine CD oder ein Tonband. Es ist eher mit einer Geschichtenerzähl-Maschine zu vergleichen. Sensorische Informationen werden zu Wahrnehmungssplittern zerkleinert, die wiederum zu Erinnerungsfragmenten zerhackt und gespeichert werden. Und nachts, wenn der Körper ruht, werden diese Fragmente aus dem Speicher geholt, wieder zusammengefügt und abgespielt. Jeder Durchlauf ätzt sie tiefer in die neurale Struktur des Gehirns ein.
    Außerdem wird eine Erinnerung jedesmal, wenn man sie abspielt oder aufruft, modifiziert. Wir fügen ein wenig hinzu, verlieren ein wenig, verursachen logische Brüche, füllen verblasste Abschnitte auf und verquicken sogar verschiedene Ereignisse.
    In extremen Fällen sprechen wir von Konfabulation. Das Gehirn erschafft die Vergangenheit immer wieder neu und produziert am Ende eine Version von Ereignissen, die mit den wirklichen Abläufen nur noch wenig gemein haben. Meine Arbeitshypothese lautet: Alles, woran ich mich erinnere, ist falsch.« Bobby glaubte, Ehrfurcht aus Mannings Stimme herauszuhören.
    »Das macht Ihnen Angst«, sagte Kate versonnen.
    »Ich wäre ein Narr, wenn ich keine Angst hätte. Wir alle sind komplexe und fehlerhafte Wesen, Kate, die gleichsam im Dunkeln umhertappen. Unser Geist ist eine vergängliche Blase aus Bewusstsein, die in diesem feindlichen Universum treibt. Vielleicht braucht er ein vertieftes Verständnis seiner Bedeutung und der Logik des Universums, um den Willen zum Überleben aufzubringen. Die WurmCam wird uns fortan in schonungsloser Offenheit mit der Wahrheit konfrontieren.« Er schwieg für einen Moment und lächelte sie an. »Vielleicht wird die Wahrheit uns alle in den Wahnsinn treiben. Oder vielleicht werden wir auch wieder zu Vernunft kommen, nachdem wir aller Illusionen beraubt wurden – und ich werde arbeitslos. Was meinen Sie?«
    Kate, die mit einem schwarzen Einteiler bekleidet war, saß mit den Händen zwischen den Schenkeln und hängenden Schultern da. »Ich meine, Sie sollten mit Ihrer Vorführung weitermachen.«
    Manning seufzte und setzte sich wieder die Brille auf. Er tippte auf die Ecke der SoftScreen, und das Fragment von Kates früherem Leben wurde abgespielt.
     
    Die Kate auf dem Bildschirm schleuderte etwas gegen den Typen. Er duckte sich, und das Wurfgeschoss zerplatzte an der Wand.
    »Was war das? Ein Pfirsich?«
    »Soweit ich mich erinnere«, sagte Kate, »war es eine Zwergpomeranze. Schon etwas überreif.«
    »Gute Wahl«, murmelte Manning. »Sie hätten aber noch einen Schluck Zielwasser trinken sollen.«
    »… Arschloch. Du siehst sie noch immer, stimmt’s?«
    »Was hat das mit dir zu tun?«
    »Es hat alles mit mir zu tun, du Stück Scheiße. Ich weiß nicht, warum ich das mit mir machen lasse…«
    Bobby hatte erfahren, dass der Mann auf der SoftScreen Kingsley genannt wurde. Er und Kate waren für ein paar Jahre ein Paar gewesen und hatten die letzten drei Jahre zusammengelebt – bis zu diesem Punkt, dem Moment, als Kate ihn endgültig vor die Tür gesetzt hatte.
    Bobby fühlte sich unwohl in der Rolle des Beobachters. Er kam sich vor wie ein Voyeur bei dieser jüngeren, anderen Frau, die damals nicht einmal von seiner Existenz

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