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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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hatte.
    »Werdet auch ihr euren Weg aus meinem Reich finden?«, fragte Ycille.
    »Die Wege werden weniger«, sagte Sarik. »Doch Cenaldi wacht noch über sie. Er wird uns zurückbringen.«
    »Ihr müsst ihm sagen, dass ich ihn liebe«, flüsterte Ycille. »Auch wenn der Wahnsinn mich wieder befällt. Er ist mein Leben.« Und sie griff nach einer blühenden Ranke, die sich ihr entgegenreckte, und pflückte zwei Blüten von ihr.
    »Bringt ihm diese von mir«, bat sie.
    Sarik versprach es.
    Dann ließen sie einander los, das Irrlicht flog traurig empor, und kaum dass sein Licht nicht mehr auf Ycilles Augen fiel, begann sich ein Schatten wellenförmig von ihr auszubreiten. Die Blumen begannen wieder zu welken, die Blätter färbten sich gelb, und die Dornenranken packten einander wieder wie eine Schlange, die sich selbst zu verschlingen sucht.
    Ycille sank zitternd in die Knie. »Geht«, sagte sie. »Ich kann mich nicht mehr lange zusammenhalten.«
    Sarik und das Irrlicht verließen die Lichtung und kämpften sich durch das Dickicht, das einer neuen langen Dunkelheit entgegendämmerte. Bis sie das Ufer erreichten, war die Insel schon wieder ein ebenso finsterer, schmerzensreicher Ort wie bei ihrer Ankunft. Nur die Blüten in Sariks Hand waren noch lebendig wie in dem Moment, da er sie aus Ycilles Hand empfangen hatte.
    Am Ufer wartete Cenaldi auf sie. Er stand aufrecht in seinem Boot, den Kopf zur Insel gewandt, und hatte die Kapuze zurückgeschlagen. Blutige Tränen rannen aus den dunklen Höhlen seiner Augen.
    Sarik sagte ihm, was Ycille ihm aufgetragen hatte, und reichte ihm die beiden Blüten. Zuerst erwiderte der Fährmann nichts, dann nahm er sie wortlos entgegen. Einen langen Moment schien er sie zu betrachten, dann ließ er sie in seinem Umhang verschwinden.
    Mit einem letzten leeren Blick zurück zur Insel nahm er Platz, dann setzten sie über.
    Ich wünschte, wir wären nicht hergekommen , dachte das Irrlicht.
    Wir stehen dem Ende nun näher als dem Beginn.

VI
DIE BALLADE VON BANNEISEN UND SCHNEEKLINGE.
ZWEITER TEIL

    Tot oder lebend – Seemannsgarn – Reiche Ernte – Offene Rechnungen – Janner trifft den Fuchs – Sariks Handel – Rückkehr nach Gabors Furt – Sturm auf Damosfels: Ouvertüre, Intermezzo, Coda – Die Karsai und der Kaiser

TOT ODER LEBEND
    D as Depot ist ausgezeichnet gesichert«, sagte Toska und wies mit dem Stock auf die Skizze, die er vor sich auf dem Tisch entrollt hatte. »Wir werden mehrere Gruppen brauchen, um reinzukommen: Eine kümmert sich um die Wachen am Seiteneingang, die größere fährt mit dem Wagen ans Tor. Außerdem gibt es eine Ablenkung hier hinten an einem der Türme. Wir nehmen sie in die Zange und bieten ihnen an, dass sie gehen können, wenn sie ihre Waffen niederlegen.«
    »Ist das denn notwendig?«, fragte eine Stimme. »Darauf gehen sie doch sowieso nicht ein.«
    Toska warf Janner einen fragenden Blick zu. Sie hatten den vergangenen Monat immer wieder versucht, die Neuen in ihrer Gruppe an diesen »fairen« Stil des Kampfes, wie er es nannte, zu gewöhnen, doch mit wenig Erfolg. Tatsächlich wurde es immer schwieriger, es den Männern begreiflich zu machen, je mehr Blut in den Provinzen vergossen wurde.
    »Ja«, sagte Janner und blickte dem Fragesteller in die Augen. »Das ist notwendig.« Dann nippte er an seinem Kaffee, als Zeichen, dass die Diskussion beendet war. Der Neue zuckte die Schultern und widmete sich wieder dem Plan. »Wie kommen wir durch die Tore? Die werden kaum offen stehen.«
    »Wir haben da was … Spezielles«, sagte Toska. »Ihr werdet schon noch instruiert. Sagen wir einfach, die Tore sind kein Problem.«
    »Ihr habt einen Schlüssel?«, fragte jemand.
    »Einen echt großen Rammbock«, witzelte ein anderer.
    »Wir haben drei Fässer lagandæisches Kanonenpulver«, seufzte Janner mit einem entschuldigenden Blick zu Toska. Er wusste, dass er seine zahlreichen Kontakte nicht gern verriet. »Zufrieden?«
    Die Männer im Zelt verstummten. »Das ist ganz schön teuer«, meinte dann einer.
    »Und verflucht gefährlich«, murmelte ein weiterer.
    »Gibt’s das denn wirklich?«, fragte ein dritter.
    »Belassen wir es dabei«, unterbrach Janner die Gespräche. »Wie Toska schon sagte, wir zeigen euch, was ihr zu tun habt, wenn es so weit ist. Wenn ihr euch daran haltet, ist das Pulver euer Freund.«
    »Ich dachte immer, die Lagandæer töten alle, die ihnen ihre Geheimnisse stehlen«, warf jemand kleinlaut ein. »Das sind doch Piraten, oder

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