Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)
nicht?«
Toska lachte. »Und was seid ihr? Leute, ihr redet hier mit dem Mann, der sich gewaltsam Zugang zu den Hinterzimmern der freien Gilde verschafft hat. Und er lebt noch, oder?«
Janner hob beschwichtigend die Hände. »Nachher teilen wir die Gruppen ein. Freiwillige sind willkommen. Schaut euch in Ruhe den Plan an und meldet euch dann. Wer hierbleiben möchte, passt auf das Lager auf und hält sich bereit. Es kann sein, dass wir bald umziehen müssen.«
»Was passiert mit der Beute?«, fragte einer der Männer.
»Den Teil werdet ihr lieben«, sagte Janner. »Wer mitkommt, kann behalten, was er will und verwenden kann. Den Rest geben wir weg. An die anderen Zellen. Wer immer es braucht.« Er senkte die Stimme, und die Männer schauten ihn mit großen Augen an. »In diesem Depot sind mehr Waffen und Geld, als ihr tragen könnt! Und wisst ihr, warum? Weil es die verdammte Kriegskasse des Kaisers ist, darum. In jeder Provinz gibt es ein solches Depot: Von hier kommt der Sold, damit statten sie ihre Soldaten aus. Die Präfekten trauen den Dons und ihren Banken schon lange nicht mehr. Ohne diese Depots ist das Imperium auf dem Festland Geschichte – versteht ihr?«
»Wann schlagen wir zu?«
»Übermorgen werden sie frisch aufgestockt, und es gibt einen großen Wachwechsel. Die meisten der stationierten Soldaten reisen mit den leeren Wagen zur Küste zurück, und die neuen bleiben bis zum nächsten Wechsel.«
»Das heißt«, fuhr Toska fort, dass sie noch nicht aufeinander eingespielt sind. Sie sind müde von der Reise und werden eine Weile feiern und sich kennenlernen wollen, statt zu exerzieren und das Lager aufzuräumen. Sie werden unvorbereitet sein.«
»Sie sind immer noch pherenidische Soldaten«, gab einer der Männer zu bedenken. »Wir sollten sie nicht unterschätzen.«
»Wir sollten sie aber auch nicht überschätzen«, sagte Janner und beugte sich vor, die Hände auf die Tischplatte gestützt. »Es wird allerhöchste Zeit, dass wir beginnen, an uns selbst zu glauben! Wir brauchen keine Dons und ganz sicher keine Präfekten, um unsere Felder zu bestellen und unsere Kinder großzuziehen. Wir sind groß genug, auf uns selbst achtzugeben!«
Die Männer murmelten zustimmend. »Also«, schloss Janner, »in zwei Tagen. Jetzt schaut euch den Plan an, erzählt es den anderen, und bereitet euch vor.«
Er und Toska verließen das Zelt und gingen ein wenig abseits in Richtung des Waldrands.
»Du redest die letzte Zeit ziemlich häufig von Kindern«, stellte Toska fest und hob eine Braue. »Sollte ich etwas wissen?«
»Toska«, lächelte Janner, »wenn ich deinen Rat als Familienvater benötige, wirst du es schon früh genug erfahren. Wie geht es Chiada und Pepe?«
Der kleine Mann zuckte die Schultern. »Gut, würde ich sagen. Sie haben wieder einen Vater und dafür keine Schule mehr.«
»Klingt nach einem fairen Handel.«
»Ich belästige dich ja ungern damit«, sagte Toska und kramte durch seine Taschen. »Aber es hat wieder neue Steckbriefe gegeben. Ich fand, das solltest du wissen.«
Janner entfaltete das Stück Papier und studierte den Aushang.
»Vom Präfekten Merildons persönlich«, sagte Toska und zeigte auf die Unterschrift. »Zweihundert Denare.«
»Sie überbieten sich«, staunte Janner. »In Eccleton waren es noch um die sechzig. Na ja.« Grinsend zerriss er das Papier. »Ich fühle mich erst in einer Provinz zu Hause, wenn es einen ordentlichen Steckbrief von mir gibt. Immerhin schreiben sie inzwischen die Namen richtig. Dafür ist die Summe leider nicht mehr gestaffelt.«
»Tot bringt ihr genauso viel wie lebend«, nickte Toska. »Deshalb wollte ich es dir zeigen.«
»Wie steht dein Kurs zur Zeit?«
Toska schaute unschuldig drein und wippte auf den Fersen. »Ich glaube, vier Denare lebend und einen warmen Händedruck tot.«
Janner klopfte ihm auf die Schulter. »Aus dir wird noch was!«
»Ehrlich gesagt macht es mir ein wenig Sorgen. Nicht wegen mir – aber wegen Sannah und den Kindern.«
»Du hast Zweifel?«
»Manchmal schon«, gab er zu. »Im Gegensatz zu dir hatte ich nie so große Ziele. Die wenigsten hier hatten die. Ich war bloß ein Kaufmann – alles, was ich wollte, war meiner Familie ein gutes Leben ermöglichen. Oder nimm Horb, der ist Tischler. Horb macht verdammt gute Tische – mit vier Beinen und einer Platte obendrauf für Brot und Wein. Dann haben plötzlich ein Haufen rülpsender, furzender Soldaten an seinem Tisch Platz genommen.«
»Phereniden furzen
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