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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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stellte er fest, und sie sah glücklich aus. Manchmal schien sie ihm mehr für dieses Leben gemacht als er – als wäre ein geheimes Lager im Wald alles, was sie vom Leben je gewollt hatte.
    Er nahm aber an, dass mehr dahinter steckte. Sie redete immer noch nicht gern über die Zeit, bevor sie von zu Hause weglief, doch er ahnte, dass der Kaiser nicht der einzige Feind war, gegen den sie kämpfte.
    »Wie geht es dir?«, fragte er und setzte sich neben sie.
    »Gut.« Sie lächelte und streckte ihm die nackten Füße hin. »Du hast die Besprechung überlebt, wie ich sehe?«
    Janner nickte und streichelte kurz ihren Knöchel. Es hatte sich bewährt, besagte Treffen im kleinen Kreis früh morgens durchzuführen, bevor alle wach waren. So gab es weniger Diskussionen, und die Leute, die solche Diskussionen mit Vorliebe führten, konnten ausschlafen.
    »Alles so, wie wir’s verabredet hatten.«
    »Schon eine Idee, wie wir die Gruppen einteilen?«
    »Nein.« Er nahm sich Brot und Salami und schnitt sich mehrere
    Scheiben ab. »Darüber wollte ich erst mit dir reden.«
    Sie zuckte die Schultern. »Mir ist es gleich. Natürlich macht es mehr Spaß zu zweit.«
    »Ehrlich gesagt gibt es aber nicht viele, denen ich die zweite Gruppe anvertrauen würde.«
    »Was ist mit Toska? Wird er mitgehen?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Janner. »Aber das ist schon in Ordnung. Er ist ein schlauer Stratege und kann gut mit Leuten, aber …«
    »Er ist kein Krieger.«
    Er nickte und spielte nachdenklich mit dem Messer in seiner Hand.
    »Edric vielleicht?«
    Er verzog das Gesicht.
    »Du kannst ihn nicht leiden«, stellte sie fest.
    »Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, wie er dich ansieht?«
    Kurz verschlug es ihr die Sprache. Dann kniff sie die Augen zusammen. »Wie er mich ansieht ? So wie Lysle dich vielleicht? Der Junge sollte sich was schämen – er ist kaum älter als ich!«
    Er wandte den Blick ab, und sie musste lachen.
    »Vergiss es einfach«, winkte er ab. »Können wir zurück zum Thema, bitte? Ich hätte Edric gern bei der Gruppe am Haupttor dabei. Dafür kriegst du auch Lysle, wenn du willst.«
    »Okay«, lachte sie. »Machen wir’s so.«
    Er zögerte. »Was hältst du von Odwyn?«
    »Der mit Wybart kam? Der Stille, Bärtige?«
    Janner nickte.
    »Schwer zu sagen … bisher fand ich ihn ganz nett.«
    »Genau das sagen alle. Ich wüsste aber gern, ob wir ihm trauen können.«
    »Gib ihm eine Chance, dann weißt du’s.«
    Janner grunzte. »Dann übernimmt Odwyn die Ablenkung.« Er klappte sein viel zu dick belegtes Brot zusammen und biss hinein. April verfolgte sein Frühstück mit einer Mischung aus Ekel und Neid.
    »Was?«, fragte Janner und kaute.
    »War das alles, worüber du reden wolltest?«
    »Kommt drauf an«, meinte Janner und schluckte. »Gibt es denn etwas, was du mir sagen möchtest?«
    Sie hob die Brauen und schlug die Beine übereinander. »Ich weiß nicht.«
    »Hat es was damit zu tun, dass du in letzter Zeit morgens nichts mehr essen willst und nur dieses üble Gebräu trinkst?«, fragte Janner und deutete auf ihre Tasse.
    »Das ist dir aufgefallen?«
    »Du würdest dich wundern, was mir alles auffällt.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Nicht sicher?«
    »Aber ich glaube schon.«
    »Du glaubst?«
    Sie nickte. »Vielleicht.«
    Janner legte das Brot weg und fasste sie bei den Händen. »Willst du denn daran glauben?«
    Sie sah ihm in die Augen. Sie nickte wieder.
    »Dann wird es so sein«, sagte er, und sie fielen sich in die Arme und küssten sich. Ein höfliches Räuspern unterbrach sie. Toska stand hinter ihnen.
    »Da ist jemand, der dich sehen möchte«, sagte er.

    Den Juli über war ihre Bande beständig gewachsen. Lange schon hatten Armut und Willkür im Land selbst einfache Bürger gegen die Obrigkeit aufgebracht, und es schien, als hätte Merildon nur auf jemanden gewartet, der den Mut hatte, sich dem Präfekten und den Dons entgegenzustellen.
    Edric und Estermond stammten aus Nermering, genau wie Toska, und waren wie er wegen Verrat und Aufwiegelei verurteilt. Edric hatte schon mit jungen Jahren für den letzten Schulzen gearbeitet,es sich aber mit dessen Nachfolger verdorben, was eines Tages in einer unglücklichen Auseinandersetzung auf dem Dorfplatz endete. Estermond war eigentlich Lehrer, aber der Familie Parciole, die den örtlichen Don stellte, schon lange ein Dorn im Auge gewesen. Schließlich bekam er Besuch von ein paar Spezialisten, die ihm die Vorzüge der pherenidischen Fremdherrschaft

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