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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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näherbringen sollten. Ihre Argumente waren schlagkräftig, ihre Sichtweise jedoch lief derart an den historischen Fakten vorbei, dass der ältere Mann sich gezwungen sah, seinen Standpunkt in roter Farbe am Rathaus zu verewigen.
    Toska wiederum hatte den Fehler gemacht, seine beiden Freunde öffentlich zu verteidigen. Als das nichts nützte, bestach er die Büttel, damit man sie gehen ließ. Es hätte auch beinahe funktioniert, wäre einer der Büttel nicht der Sohn eines Händlers gewesen, den Toskas Vater vor Jahren aus dem Geschäft gedrängt hatte.
    In Trestin lernten sie dann Masciano und Ropkin kennen. Masciano kam eigentlich aus Tanbria und hatte dort bereits im Bürgerkrieg gekämpft (April fragte sich, ob ein paar der Narben ihres Vaters von ihm stammten). Danach hatte er eine Weile Kisten im Hafen von Melnor geschleppt, bis das Waffen- und Schnapsgeschäft ihn immer weiter ins Inland lockte. Ropkin hatte als Rausschmeißer gearbeitet, bis er eines Tages den falschen Phereniden Kopf voran in den Schmutz warf. In der Nacht, als der Nebel das Gefängnis verschlang, waren sie geflohen.
    Andere, wie Wybart und Odwyn, waren gewöhnliche Räuber gewesen, denen aufgrund von Janners und Toskas Erfolgen der Umsatz in der Gegend wegbrach. Vor die Alternative gestellt, einem ehrlichen Beruf nachzugehen oder sich der größeren Gruppe anzuschließen, hatten sie nicht lange überlegen müssen.
    »Es sind nicht die besten Motive«, hatte Janner eingeräumt, »aber sie wissen, wie man kämpft« – ein Argument, dem Toska nicht nur zustimmte, sondern das ihn dazu brachte, nach weiteren Kandidaten zu suchen.
    Es brauchte nicht lange, bis sie fündig wurden.
    Die Fealva Niesel und Farnstein, deren einzige Vergehen sich, so Janner, auf schlechte Manieren und eine noch schlechtere Körperpflege beliefen, hatten ebenfalls nach Trestin verlegt werden sollen, ehe sich herumsprach, dass das Gefängnis mit ernsten Problemen zu kämpfen hatte. Kurz vor Holferton war ihr Transport umgedreht, hatte sein neues Ziel aber nie erreicht.
    »Ihr könnt entweder abhauen«, hatte Janner erklärt, als sie den erbeuteten Wagen aufbrachen und sechs unrasierte Gesichter ihnen entgegenblickten. »Oder ihr schließt euch uns an und nehmt euch zurück, was euch gehört.«
    Die Fealva hatten nicht lange gezögert. Auch Lysle und Fleik waren geblieben; einfache Strauchdiebe, aber mit einem bemerkenswerten Gerechtigkeitssinn für solche, fand Janner.
    Derril und seine Familie waren zu ihnen gestoßen, nachdem Toska begonnen hatte in den umliegenden Ortschaften um Unterstützung zu werben. Mit ihnen kam auch Horb, der große Stücke auf die Prophetin hielt, und auch die Geschichten über Janners Vater kannte. Derril verriet Janner nie, was er angestellt hatte, aber die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, und nach längerer Beratung hatte Horb Janner beiseite genommen und sich für Derril verbürgt – offenbar hatte er den Ehrgeiz, ihn auf den rechten Weg zu bringen.
    Mit Derrils Frau Claire stieg die Zahl der Frauen zwar auf drei; doch abgesehen von den Kindern war April nach wie vor die Jüngste im Lager, und es brauchte eine Weile, bis die Männer sie nicht mehr wie Luft behandelten, wenn es Schwierigkeiten gab.
    Janner hatte eher das umgekehrte Problem – im Guten wie im Schlechten.
    »Wieso soll ich von dir eigentlich Befehle entgegennehmen?«, hatte Wybart irgendwann gefragt und sich breitbeinig vor ihm aufgebaut. »Der Faun möchte wohl von mir bedient werden.«
    Janner ballte die Fäuste, und Toska und Masciano wollten schon eingreifen, doch April legte Janner die Hand auf die Schulterund trat vor. Dann nahm sie Schneeklinges Scheide vom Gürtel und hielt das Schwert Wybart entgegen.
    »Zieh«, forderte sie ihn auf. »Na los doch.«
    Einen Moment hatte der bärenstarke Mann gezögert, dann hatte er den Kopf geschüttelt, das schlanke weiße Heft gepackt und daran gezogen.
    April taumelte zwar einen Schritt nach vorn, die Klinge selbst aber rührte sich keinen Zoll aus der Scheide.
    Wybart riss noch einige Male daran, dann schnaubte er und stieß das Schwert von sich. »Ist das ein Trick?«
    »Kein Trick«, sagte April und schaute auffordernd in die grinsende Menge. »Noch wer?«
    Farnstein versuchte sein Glück, und nachdem er gescheitert war, wollte Niesel es auch probieren, die anderen aber, die schon länger dabei waren und die unheimlichen Eigenschaften des Schwertes erlebt hatten, lehnten dankend ab.
    Dann streckte April Janner das

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