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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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aus meinem Kerker, da erwartet er mich auch schon wieder.«
    »Keiner geht mehr in irgendwelche Kerker«, widersprach sie. »Das da drüben in der Festung sind Freunde von uns. Ist es nicht so, Sarik?«
    Sarik gab erst keine Antwort und ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Leises Hämmern drang an ihre Ohren. »Es sind dieselben Truppen«, bestätigte er dann, ohne auf Aprils Frage einzugehen. »Zumindest ein Teil. Der Rest könnte aus Melnor stammen. Sie müssen mit Schiffen an der Küste gelandet sein. Ich frage mich, was sie vorhaben – sie sollten von diesem Ort gar nicht wissen.«
    »Das ist fast eine Legion«, keuchte April und gab Janner das Fernrohr zurück. »Was machen wir jetzt?«
    »Du hast recht«, sagte Janner da, und ein seltsamer Schimmer trat in seine Augen. »Es ist nur eine Legion . Und nicht einmal eine ganze.«
    »Erklär mir bitte, was dich daran freut.«
    Er rang nach Worten. »Ich meine, aus welchem verrückten Grund auch immer der Kaiser uns gefolgt ist, oder uns erwartet … Er ist hier – mitten in Teveral … mit kaum einer Legion, ohne Reiter, ohne Hilfstruppen, ohne Kriegsmaschinen … nur mit dem Nötigsten … verstehst du?«
    »Dann muss er ganz schön wütend auf uns sein.«
    Janner grinste. »Gut möglich. Und zu zweit möchte ich es auch nicht mit ihm aufnehmen.« Er warf Sarik einen prüfenden Blick zu, doch der Zauberer schien sich nur am Rande für den Verlauf des Gesprächs zu interessieren und hatte begonnen, die alten Menhire im Schein des Irrlichts einer gründlichen Inspektion zu unterziehen. Die Pferde, die sich mittlerweile an die fliegende Lichtquelle gewöhnt hatten, gingen ihnen gelassen aus dem Weg.
    »Teveral hat noch keine richtigen Streitkräfte«, fuhr Janner fort. »Aber eine sehr schlagkräftige Miliz. Wenn es gelänge, alle Einheiten der Region hier zusammenzuziehen …«
    »… könnten wir es mit den Soldaten da unten aufnehmen«, beendete sie lächelnd den Satz.
    Janner nickte entschlossen. »Es wäre eine einmalige Gelegenheit: Der Kaiser tot, das Imperium erst einmal mit sich selbst beschäftigt … Neoris Rodus hat stets darauf geachtet, dass keiner seiner Senatoren und Generäle zu mächtig wird, und er hat keine Kinder. In der Hauptstadt bräche Chaos aus, und wahrscheinlich würde sich das Militär erst einmal zurückziehen. Es wäre genau die Art von Atempause, die Gull und die Provinzen brauchen.«
    »Es wäre die Freiheit«, sagte April, und der Gedanke ließ sie neuen Mut fassen.
    »Es wäre die Freiheit«, nickte Janner. »Für alle.«
    »Aber woher sollen wir die Hilfe bekommen?«
    »Die nächste Stadt mit einer Telegraphenstation ist mindestens einen Tagesritt entfernt«, überlegte Janner mit Blick auf die Pferde. »Vielleicht auch zwei. Aber ich könnte es schaffen. Ich könnte die Nachricht überall verbreiten … Ich bin sicher, sie würden sofort reagieren. In vier bis fünf Tagen könnten wir eine kleine Armee hier versammelt haben.«
    »Wenn die Festung der Belagerung denn so lange standhält.«
    »Darum würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Sarik da und kehrte zu ihnen zurück. »Seht euch doch um.« Er deutete in die baumlose Ebene. »Es gibt hier nichts, aus dem man Belagerungsmaschinenbauen könnte. Mir scheint, sie haben schon ihre eigenen Schiffe zerlegt, so verzweifelt sind sie. Sie könnten den Orden ein ganzes Jahr lang belagern, es würde ihn nicht kümmern. Und die Zeit in der Festung vergeht nicht unbedingt so schnell wie draußen.« Er legte den Kopf schief, als lauschte er. »Die Frage ist, ob ihr es in vier bis fünf Tagen nicht mit mehr als nur einer Legion zu tun habt. Wahrscheinlich haben sie Verstärkung angefordert, bevor sie in See stachen.«
    »Und dennoch«, sagte Janner und senkte den Blick, als schämte er sich dafür, wie ein kleines Kind zu klingen. »Dennoch …«
    »Janner hat recht«, sagte April. »Wir müssen die Gelegenheit ergreifen. Du hast selbst gesagt, dass die Zeiten sich ändern. Dies ist die Chance, dass die neuen Zeiten auch gute werden.«
    Sarik sah sie verwundert an, als spräche sie eine Sprache, die er nicht verstand.
    »Du hast versprochen, mich in den Orden zu begleiten.«
    »Das steht völlig außer Frage«, mischte Janner sich ein. »Wenn der Orden ein Jahr Belagerung aushalten kann, soll er sich noch ein paar Tage gedulden. Bis dahin sprechen gut tausend Gründe dagegen, da reinzugehen.«
    »Es ist wichtig, dass wir den Orden bald aufsuchen«, widersprach Sarik. »Es hat

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