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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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bereits zu viele Verzögerungen gegeben. Der letzten davon verdankst du dein Leben.« Trotzig erwiderte Janner seinen Blick. »Außerdem gibt es einen sicheren Weg hinein«, schloss der Zauberer. »Ich habe euch nicht ohne Grund in diesen Steinkreis geführt.«
    »Ach ja?« Janner ließ verwirrt den Blick über die mannsgroßen Menhire schweifen. »Und wo ist er? Ich kann ihn nicht sehen.«
    »Ich glaube, er beginnt in diesem Stein dort«, sagte Sarik. »Aber ich kann erst sicher sein, wenn der Mond aufgeht.«
    Argwöhnisch klopfte Janner mit der Faust auf den moosbewachsenen Fels, was nicht einmal ein Geräusch verursachte. »So eine Art magisches Portal vielleicht?«
    »Nein«, lächelte Sarik entschuldigend. »Ein hundsgewöhnlicherGeheimgang, wie du sagen würdest, zwei Meilen bis in die Keller des Ordens. Bloß der Mechanismus funktioniert nur bei Mondlicht.«
    Hilfesuchend schaute Janner zu April.
    »Ich muss mit ihm gehen«, sagte sie leise. »Ich habe es ihm versprochen.«
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, sagte er. »Nicht noch einmal.«
    »Du musst aber«, sagte sie und warf einen Blick zu Sarik, der ihren Streit ungerührt verfolgte. »Ich will es so.«
    »Du willst es so«, wiederholte Janner.
    »Wir haben wirklich keine Wahl«, beharrte sie. »Die Gelegenheit ist zu gut, sie nicht zu nutzen. Reite los und nimm die anderen Pferde mit. Schlage Alarm! Ruf alle, die dich hören können. Sag ihnen«, und sie lächelte, »sag ihnen, dass Banneisen und Schneeklinge den Kaiser in die Falle gelockt haben und ihre Hilfe brauchen. Ich muss aber mit Sarik gehen – ich habe ihm mein Wort gegeben.«
    Als sie den Zauberer ansah, standen Wehmut und Hoffnung in ihrem Blick. »Vielleicht erfahre ich dann endlich, wieso ich dich seit meiner Kindheit kenne?« Sie löste Schneeklinges Scheide von ihrem Gürtel. »Oder warum ich vom Tag meiner Geburt an von Schneeklinge geträumt habe und seitdem an das Schwert gebunden bin.«
    Sie streckte es Janner hin. »Zieh«, sagte sie, so wie damals, als sie Wybart an der Nase herumführten; nur diesmal hielt sie das Schwert nicht mit den Fingern. »Na los doch.«
    Janner fluchte und schüttelte den Kopf. Dann machte er zwei schnelle Schritte auf sie zu, stieß das Schwert beiseite, packte und küsste sie.
    »Ich will mit dir nach Fængos«, sagte er. »Ich will uns ein Haus bauen, mit einem Garten für unser Kind. Ich will das nicht aufs Spiel setzen.«
    »Ihr wird im Orden nichts passieren«, sagte Sarik. »Ich gebe dir mein Wort darauf.«
    April lächelte dem Zauberer dankbar zu, dann strich sie Janner über die Wange und küsste ihn. »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch«, sagte er und drückte sie noch einmal fest an sich. »Und ich bin so schnell ich kann wieder zurück.«
    Dann löste er sich von ihr, ging raschen Schrittes zu seinem Pferd und band Nell und Sariks Stute daran fest. Dann schwang er sich in den Sattel. »Wenn ihr etwas zustößt, dann töte ich dich«, drohte er Sarik mit ausgestrecktem Finger. Sarik neigte den Kopf, als hätte er nichts anderes erwartet. Dann wandte Janner sich ab und ritt davon.
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. April lächelte verlegen und schlang die Arme um sich.
    »Wann geht der Mond denn auf?«, fragte sie.
    Doch Sarik hatte sich schon wieder den Steinen gewidmet und war damit beschäftigt, ein paar alte Schriftzeichen unter dem Moos freizulegen.
    Eine knappe Stunde, nachdem Janner aufgebrochen war, rief er sie zu sich.
    »Es ist so weit«, sagte er. »Wir können jetzt gehen.«
    »Es scheint aber kein Mond.«
    Sarik schloss kurz die Augen. »Das sind nur die Wolken«, sagte er, und in diesem Moment rissen sie auf und ein heller, silberner Strahl brach hindurch und traf auf den Stein. Sariks Finger glitten über die Symbole, folgten dem Strahl, und drückten dann zu. Drei Zeichen, die in einem ungefähren Dreieck angeordnet waren, versanken im Stein, und ein schmaler Spalt tat sich auf, gerade groß genug, um hindurchzutreten. Drinnen herrschte rabenschwarze Nacht.
    »Komm«, sagte er und streckte April die Hand hin.
    Sie folgte ihm zwei Schritte in die Dunkelheit, dann drehte sie sich zum Irrlicht um, das stumm vor dem Ausgang schwebte und keine Anstalten machte, ihnen zu folgen.
    »Kommt Schneeweiß denn nicht mit?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Sarik, hob eine Laterne vom Boden auf und entzündetesie. »Es will lieber hier auf uns warten. Und wenn ich eins in meiner Zeit mit Irrlichtern gelernt habe, dann, dass man

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