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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schienen sich aus Bambusdschungeln zu erheben. Flüsse und Wasserfälle rauschten wie auf grüner Seide. Ganz Szechuan breitete sich vor ihr aus. Hinter ihr wartete, grau und steil, Emeis Gipfel. Der Anblick ihrer eigenen Seele wartete auf sie, und sie hatte lange daraufgewartet.
    Der Sonnenuntergang würde violett werden. Das konnte sie schon sehen. Wie angemessen, dachte sie, daß sie einander unter einem roten Himmel treffen würden.
    »Beeil dich!« rief sie ihm zu.
    Es gibt viel an ihm zu lieben, dachte sie, während er schneller wurde. Er lief nicht, schlurfte nur, aber sie bewunderte ihn dafür. Welchen Schmerz er litt! Was für ein dummer Mann! Und welchen Preis seine Dummheit gekostet hatte!
    »Kannst du weitergehen?« fragte sie, als er sie erreicht hatte. Er war schweißgebadet. Sein Gesicht war grün vor Schmerz.
    »Yeah. Was glaubst du, wie weit sie hinter uns sind?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir können es schaffen, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Bitte bleib nicht zurück.«
    Sie drückte seine Hand, dann drehte sie sich um und begann den allerletzten Aufstieg. Sie hatte versucht, ihn zu ermutigen, vielleicht auch sich selbst, aber in ihrem Herzen wußte sie, daß es zu spät war. 
     
    Simms beobachtete sie. Wenn er eine bessere Waffe hätte, könnte er es von hier versuchen, aber dann wären immer noch Carey und Pendleton übriggeblieben. Nein, besser warten, bis sie alle nett und friedlich auf dem Gipfel waren.
    Er sah hinunter zu Peng, der die letzten Biegungen hinaufschnaufte. »Gott im Himmel, machen Sie schnell!« brüllte Simms.
    Nichts ist nutzloser als ein fetter Chinese, dachte er. Und der Junge ist auch völlig überflüssig.
    Scheiße, ich kann es mir nicht leisten, auf sie zu warten.
    Also los, befahl er sich selbst. Bring’s hinter dich.
    Er ging hinaus auf den Sattel. 
     
    Neal kroch auf Händen und Knien. Der Weg war so steil, daß er nicht aufstehen und gehen konnte, also kroch er. Li Lan machte es genauso, bloß schneller, viel schneller. Alle paar Meter stießen Neals Rippen gegen irgendeinen Stein, und der feurige Schmerz hielt ihn ein paar wertvolle Sekunden in Schach.
    Er hörte sie rufen: »Hier oben ist es flach! Du schaffst es!«
    Er schleppte sich weiter, krallte sich mit den Fingern in den Dreck, Stück für Stück. Er schien Stunden zu brauchen, bis er sie erreichte. Sie saß hinter einem großen Stein an der Bergseite des Weges. Sie zog ihn zu sich hoch.
    Er konnte jetzt den Gipfel sehen. Ein kleiner Holzpavillon schien an einer Ecke zu stehen. Zwei Männer – nein, drei – standen vor dem Pavillon und sahen zu ihnen hinunter. Zwei waren kräftig und nicht allzu groß, einer groß und dünn. Pendleton? Neal war nicht sicher.
    Dann hörte er die Stimmen. Li Lan stand auf und spähte über den Fels. Dann schlug sie frustriert und wütend die Faust auf den Stein. Sie sah Neal an.
    Tränen liefen über ihr Gesicht. »Es ist zu spät!«
    Neal beugte sich über den Fels. Seine Rippen schienen zu explodieren. Er sah Simms vorsichtig über den Sattel gehen, er war schon fast am Fuß der Leiter. Peng wackelte hundert Meter hinter ihm her, dicht gefolgt von Wu.
    Neal sah Li an.
    »Wir können rennen. Wir können es schaffen. Wir können sie warnen.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Schicksal ist Schicksal. Du kannst es nicht ändern. Ihr Amerikaner glaubt immer, daß ihr es ändern könnt. Ihr müßt lernen, euer Schicksal zu sehen, lernen, die Wahrheit zu sehen. Sehen, was deine Dummheit, Selbstsüchtigkeit und Lust angerichtet haben.«
    »Liebe.«
    »Nein, Lust. Ich habe dich gebeten, aufzuhören, aber du wolltest nicht aufhören. Jetzt sieh, was du getan hast. Sieh, was wir getan haben. Akzeptiere es.«
    Neal holte die Pistole aus dem Hosenbund.
    »Geh. Ich schinde Zeit.«
    »Neal Carey, hör mir einmal zu. Ich liebe dich nicht. Das ist die Wahrheit. Ich liebe Robert. Das ist die Wahrheit. Ich wollte nie bei dir bleiben. Das ist die Wahrheit. Ich habe mit dir geschlafen, um dein Schweigen zu kaufen. Aber jetzt ist dein Schweigen wertlos.«
    Sie zeigte den Berg hinauf. Sie hat recht, dachte er. Alles, was sie sagt, ist wahr. Alles, was ich getan habe, habe ich ihretwegen getan. Weil ich sie wollte und sie nicht haben konnte.
    »Renn«, sagte er. »Wenn du rennst, kannst du es schaffen.«
    »Mach dieses Opfer nicht für mich. Ich liebe di…«
    »Ich weiß. Du liebst mich nicht. Noch tue ich’s.«
    Aber ich liebe dich, dachte er.
    Sie drehte sich um und

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