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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Uhr um und hielt sie vor’s Gesicht, um sie zu bestaunen.
    Ach, warum nicht?
    »Hör mal«, sagte Neal. »Ich brauch’ sie noch. Ich kauf morgen eine neue, und dann kannst du diese haben. Oder die neue, okay?«
    Er streckte die Hand aus. Der Türöffner nahm die Uhr ab und legte sie in Neals Hand. Er sah unendlich traurig aus.
    »Morgen«, sagte Neal. Verdammt, wie erklär’ ich das? Er fuhr mit dem Zeigefinger zwölfmal im Kreis über das Zifferblatt der Uhr. »Morgen?«
    Der Türöffner nickte grinsend.
    Neal deutete auf das Handgelenk des Jungen. »Morgen bekommst du sie. Okay?«
    »Okay.«
    »Okay. Und jetzt muß ich schlafen.«
    Der Türöffner verneigte sich und ging rückwärts davon. Neal ging auf sein Zimmer und goß sich einen Scotch ein. Er nippte daran und versuchte, Fathom zu lesen, dann gab er auf und ging ins Bett. Er war tot und kaputt.
    Das Telefon weckte ihn. Die Digitaluhr auf dem Nachttisch zeigte zwanzig nach vier nachmittags.
    »Hallo«, sagte Neal.
    »Hören Sie auf.«
    »Ich hab’ noch nicht mal angefangen, Lan.«
    »Hören Sie auf. Sie wissen ja nicht, was Sie anrichten.«
    »Warum kommen Sie dann nicht her und sagen es mir?«
    Stille.
    »Bitte«, sagte sie. »Bitte lassen Sie uns in Frieden.«
    »Wo sind Sie?«
    »Jemand wird verletzt werden.«
    »Deswegen versuche ich, Sie zu finden. Zuerst dachte ich, Sie hätten mich in Position gebracht für den Schuß im Jacuzzi. Mittlerweile glaube ich, der Schuß galt Pendleton.«
    Sie reagierte nicht so, wie er erwartet hatte. Statt Angst oder Dankbarkeit zu zeigen, lachte sie.
    »Glauben Sie das wirklich?« fragte sie.
    »Vielleicht hoffe ich es.«
    »Ich bitte Sie noch einmal – lassen Sie uns in Frieden. Sie helfen bloß den anderen.«
    »Welchen anderen?«
    »Hören Sie mit dieser dummen Suche auf. Es ist gefährlich.«
    »Für wen?«
    »Für uns alle.«
    »Wo sind Sie? Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Sie reden mit mir.«
    Oh, stimmt ja.
    »Ich möchte Sie sehen.«
    »Bitte, vergessen Sie uns. Vergessen Sie mich.«
    Nein, Li Lan, das kann ich nicht.
    »Lan, ich mache morgen weiter. Ich werde in jede Galerie Hongkongs gehen. Ich werde Ihr Bild in der ganzen Stadt herumzeigen, und ich werde daraus ein Riesenspektakel machen, es sei denn, Sie treffen sich heute noch mit mir.«
    Pause, Pause, Pause.
    »Einen Augenblick«, sagte sie.
    Er wartete. Er konnte sie sprechen hören, konnte aber nichts verstehen. Vielleicht sprach sie mit Pendleton?
    »Das Observatorium auf dem Victoria Peak, acht Uhr. Werden Sie da sein?«
    »Ja.«
    »Okay.«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, daß ich allein kommen soll?«
    »Sie machen sich lustig. Ja, kommen Sie allein.«
    Sie legte auf.
    Neals Herz raste. Wenn das Liebe ist, dachte er, können die Dichter sie behalten. Aber dreieinhalb Stunden sind eine ganz schön lange Zeit.
    Er bat um einen Weckruf um sechs und lag wach, bis das Telefon klingelte. 
     
    Zum Victoria Peak zu kommen, konnte nicht so schwierig sein, dachte Neal. Dort alleine hinzukommen, war unmöglich. Hatte Ben Chin jedenfalls gesagt.
    »Auf keinen Fall«, hatte Chin gesagt und den Kopf geschüttelt.
    »Mein Scheckbuch, meine Regeln.«
    »Das war etwas anderes.«
    »Wieso?«
    Neal hatte ein Glas Scotch neben sich stehen, unberührt nach dem ersten Schluck.
    »Cousin Mark wäre echt sauer, wenn man Sie umbringt.«
    »Niemand bringt mich um.«
    »Warum will sie sich auf dem Peak treffen? Warum nicht hier im Hotel?«
    »Sie hat Angst, und sie traut mir nicht. Sie will sich in der Öffentlichkeit treffen.«
    »Warum dann nicht auf einer Fähre?«
    »Auf einer Fähre kann man nicht weglaufen.«
    »Genau.«
    Neal saß auf dem Bett und zog seine Slipper an.
    »Ich werde nicht mit Ihrer ganzen Bande im Schlepptau dort aufkreuzen.«
    »Sie werden nicht merken, daß sie da sind.«
    »Ich habe gesagt, daß ich allein komme.«
    »Hat sie gesagt, daß sie allein sein wird?«
    Ein Punkt für dich.
    »Nein, ich schätze, sie wird Ihren Freund dabei haben.«
    »Ich schätze, sie wird einen ganzen Haufen Freunde dabei haben. Und das sollten Sie auch tun.«
    Neal stand auf und zog sein Jackett an.
    »Nein.«
    »Okay. Nur ich.«
    »Nein.«
    »Wie wollen Sie mich daran hindern, Ihnen zu folgen?«
    Stimmt.
    »Okay, aber nur Sie.«
    Chin grinste und leerte seinen Scotch.
    »Aber Sie halten sich im Hintergrund«, sagte Neal, »außer Sicht. Und außer Hörweite. Ich will allein mit ihr reden. Wenn wir uns getroffen haben und alles in Ordnung ist, verschwinden Sie. Weit

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