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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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jemand den guten Doktor reinlegen will? Das scheint sie schon zu wissen. Ihr sagen, daß ich glaube, daß die CIA sauer auf Bobby-Baby ist und sie beide umlegen will? Sie fragen, ob sie mich in Mill Valley kaltmachen wollte? Würde sie es mir sagen? Soll ich ihr sagen, daß ich sie liebe, daß ich meinen Job und mein Studium hingeschmissen habe, um ihr zu folgen? Daß ich ohne sie nicht leben kann? Was wird sie tun? Pendleton stehenlassen und mit mir in die Trambahn steigen? Meine Hand halten? Was zum Teufel will ich hier eigentlich?
    Er sah sich um. Chan lungerte weiter unten herum. Sie tauschten einen kurzen Blick, dann drehte Neal sich um und ging wieder zum Observatorium. Vielleicht ist es wieder eine Falle, dachte er. Vielleicht kommt sie gar nicht.
    Sie kam. Pünktlich, und allein. Neal fühlte sich schuldig, als er sie sah. Sie stand auf der Aussichtsplattform, am Anfang der Lugard Road. Sie sah wunderbar aus. Sie trug eine schwarze Bluse, Jeans, Tennisschuhe. Sie hatte einen Mittelscheitel und trug den blauen Kamm auf der linken Seite. Das Panorama hinter ihr verblaßte. Sie sah Neal und winkte ihm zu, ihr die Lugard Road entlang zu folgen.
    Pendleton stand neben einer Bank hinter der ersten Biegung. Er genoß die Aussicht. Er trug ein weißes Hemd, eine ausgebeulte graue Hose und spielte mit einem Schlüsselbund. Li Lan berührte ihn am Ellenbogen. Er sah Neal an.
    Neal war keine zehn Meter entfernt, als Pendleton fragte. »Was wollen Sie?«
    »Reden.«
    »Reden Sie.«
    »Ich möchte Sie warnen…«
    Li Lans Blick ließ ihn schweigen. Sie sah über seine Schulter, auf ihrem Gesicht zeichneten sich Angst und Wut ab.
    »Bastard«, zischte sie Neal an. Sie packte Pendleton am Arm und schob ihn vor sich her den Weg entlang. Die beiden begannen zu rennen.
    Neal sah hinter sich und entdeckte Ben Chin. Er schrie ihn nicht an, sondern rannte hinter Li und Pendleton her, die gerade hinter einem großen Banyan Baum verschwanden. Kein Problem, dachte Neal, die holst du leicht ein. Er legte Tempo zu. Er hörte Ben Chin hinter sich.
    Li Lan war nicht allein gekommen. Es waren drei, und sie versperrten Neal den Weg. Sie sahen aus, als hätten sie denselben Lieblingsfilm – alle drei trugen weiße T-Shirts, Jeans, schwarze Lederjacken und Chopper, eine chinesische Kreuzung zwischen Schnitzmesser und Hackebeil. Neal konnte Lan und Pendleton in der Dunkelheit verschwinden sehen. Er sah den Ledermann in der Mitte an: ein großer, kräftiger Junge, der einfach nur den Kopf schüttelte. Neal blieb stocksteif stehen. Er hob die Hände und ging langsam rückwärts.
    »Okay… okay… ihr habt gewonnen«, sagte er. »Ich gehe einfach wieder zurück.« Ich gehe zurück bis Yorkshire, wenn ihr wollt. Zu Fuß. Und rückwärts.
    Er hörte Geräusche hinter sich. Vielleicht Ben Chin. Vielleicht hatte er doch nicht Wort gehalten und seine ganze hinterlistige Bande in den Büschen versteckt. Bitte, bitte… Neal wandte langsam den Kopf, nur um noch drei Ledermänner zu entdecken. Falsche Crew.
    Oh, Scheiße. Ben Chin, wo steckst du? Du bist ganz schön hart mit alten Frauen, Ben, aber wenn es um deinesgleichen geht…
    Neal riskierte einen Blick nach rechts. Vielleicht, vielleicht, gelang ihm ein Sprung über die niedrige Mauer. Bloß wußte er nicht, was dahinter war, ein netter weicher Busch oder ein Fünfzig-Meter-Abgrund mit einem fetten Stein am Ende.
    Ledermann eins hob seinen Chopper und beschrieb eine Zickzack-Bewegung vor der Brust. Neal hörte, wie die Typen hinter ihm näherkamen.
    Die Fünfzig-Meter-Sturz-Option erschien ihm nicht mehr so schlecht. Lieber auf einem Stein zerplatzen, als in Stücke gehackt werden. Seine 18.-Jahrhundert-Literatur-Freunde hätten das eine Hobson-Wahl genannt.
    Ledermann eins hob wieder seinen Chopper.
    Der Türöffner ließ sich aus dem Banyan-Baum direkt auf Ledermann eins fallen. Sie stürzten zu Boden. Der Türöffner packte den Knöchel eines anderen Gangmitgliedes und zog ihm die Füße weg. Der Türöffner war kein Gegner für den Ledermann eins, aber er hielt ihn lange genug am Boden, um Neal anzusehen und ihm mit einem Blick zu sagen, daß er durch die Lücke preschen sollte – er hatte die Tür geöffnet.
    Neal hörte Schritte hinter sich, dann auch von vorn, Chins Männer eilten zu Hilfe. Einer hackte Ledermann drei mit seinem Chopper quer über den Arm, während ein zweiter Neal über den Türöffner und den Ledermann eins zerrte. Dann schubste er Neal vor sich her.
    »Lauf!«

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