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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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weg.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Können wir los?«
    »Es ist erst halb sieben. Wir haben genug Zeit.«
    »Ich möchte gerne früh genug dort sein.«
    »Die Liebe ist ein seltsames Spiel.«
    »Ich möchte nicht noch einmal reingelegt werden.« 
     
    Gegen die Massen auf der Star Ferry war eine Fahrt mit der New Yorker Subway ein Frühjahrspicknick. Neal erwischte einen ramponierten Sitz ganz hinten und fragte sich, wie Ben Chin ihm auf den Fersen bleiben wollte. Kaum waren alle an Bord getrampelt, legte die Fähre ab; sie absolvierte die neun-Minuten-Fahrt 455mal am Tag.
    Und was für neun Minuten! Vom Meer her sahen Hongkongs Hochhäuser wie Burgzinnen aus. Grauer Stahl und weißes Glas bildeten einen reizvollen Kontrast zu den grünen Hügeln dahinter. In der Dämmerung schimmerten die ersten Lichter, Neonreflektionen glitzerten im Wasser.
    Die meisten Passagiere kümmerten sich nicht um den Ausblick. Nur ein paar Touristen sahen hin. Die Pendler unterhielten sich, lasen Zeitung oder spuckten die Schalen von Sonnenblumenkernen aufs Deck. Ben Chin saß einfach da und starrte vor sich hin, drei Reihen hinter Neal.
    Neal beugte sich vor, um den Peak zu betrachten. Sein Atem ging schneller. Sie wird da sein, dachte er. Wie wird sie aussehen? Was wird sie anhaben? Was wird sie sagen? Wird sie Pendletons Hand halten? Die Eifersucht schmerzte.
    Verdammt, Neal, ermahnte er sich selbst. Versuch wenigstens, den Job nicht zu vergessen. Es geht um Pendleton, nicht um Li Lan. Yeah, aber du hast aufgehört mit diesem Job. Es wird keine Jobs mehr geben. Nur noch sie.
    Die Menge wurde unruhig, gleich würde die Fähre anlegen. Neal stand auf. Widerstand dem Impuls, einen Blick hinter sich zu werfen. Chin würde ihm zweifellos weiterhin auf den Fersen bleiben können. Die Crew entfernte die Ketten, die Passagiere trampelten an Land.
    Neal hatte seinen Reiseführer studiert und wußte, wo er hin mußte. Er überquerte die breite Connaught Road und ging Richtung City Hall zur Des Voeux Road, bog nach links ab und fand am Fuße der Garden Road die Straßenbahnstation.
    Er wartete fünf Minuten auf einen der kleinen grünweißen Wagen, setzte sich dann vorne rechts ans Fenster. Chin saß links hinten am Gang. Neal hatte keinen von Chins Leuten gesehen und hoffte, daß der Schnüffler sein Wort gehalten hatte.
    Die Straßenbahn ruckte an und wand sich den Steilhang hinauf. Die meisten Mitfahrenden stiegen an den ersten beiden Haltestellen aus, Kennedy Road und Macdonnell Road. Bambus und Tannen wuchsen auf beiden Seiten der Gleise. Manchmal wurde der Weg so steil, daß die Tram der Schwerkraft nachzugeben schien, und Neal hatte das Gefühl, sie würde gleich nach hinten kippen und auf die Hochhäuser stürzen, die direkt hinter und unter ihnen zu stehen schienen. Er sah im Geiste das reißende Stahlkabel, sah den Wagen durch die Luft schleudern, bis er am Beton und Stahl der Stadt zerschellte.
    Schließlich erreichte die Straßenbahn die Upper Peak Station. Neal stieg mit zitternden Beinen aus. Sie hatte gesagt, sie würden sich am Observatorium treffen. Es war nicht schwer zu finden, nur ein paar Meter links von der Haltestelle. Er war vierzig Minuten zu früh, aber er sah sich schnell um, vielleicht war sie ja doch schon da. War sie nicht, also wandte er sich dem Ausblick zu.
    Man konnte bis zur chinesischen Grenze sehen. Die braunen Berge wurden grau in der Dämmerung. Neal konnte die Halbinsel Kowloon erkennen, ihre Betonbauten, die Docks, Hotels und Bars, deren Lichter durch die Dunkelheit schimmerten. Der Star Ferry Pier leuchtete in hellem Neonlicht, die Boote schalteten ihre Navigationsleuchten ein. Direkt unter ihm verwandelten sich die Kommerztürme Hongkongs in riesige Lichtsäulen.
    Er zwang sich, den Blick vom Panorama abzuwenden und die Umgebung zu begutachten. Er ging nach rechts einen Lugard Road genannten Spazierweg entlang, der in einen dichten Wald führte. Eine Steinmauer begrenzte den Weg, Trampelpfade führten hinein in das Dickicht. Es gab ein paar Bänke am Wegesrand, von denen aus man die Aussicht genießen konnte. Kaum ein Tourist jedoch kam über das Observatorium hinaus, und bis auf ein paar Jogger und ein Liebespaar war der Weg verlassen. Neal ging zehn Minuten dort entlang, dann kehrte er um. Er hatte nichts Verdächtiges bemerkt, keine Falle, keinen Hinterhalt. Er sah auf die Uhr: noch zwanzig Minuten. Er ging zur Straßenbahnhaltestelle und wartete.
    Was werde ich tun? fragte Neal sich. Ihr sagen, daß

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