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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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bin ich, dachte Neal, immer das lose Ende.
    Er goß sich und Chin Tee nach, dann lehnte er sich zurück. Er saß an einem Ort, wo alte Männer zwei Vergnügen verbanden, indem sie mit ihren Vögeln Teetrinken gingen. Er konnte das ein paar Augenblicke lang genießen. Außerdem war es jetzt ein anderes Spiel. Die zweite Tasse Tee war viel stärker, die dritte noch stärker, dann war die Kanne leer. Chin legte den Deckel verkehrt auf die Kanne, der Kellner nahm sie mit und kam eine Minute später mit einer frischen Kanne zurück. »Vielleicht kann ich sie nicht finden«, sagte Neal. »Aber ich kann nach ihr suchen.«
    »Stimmt.«
    Neal goß Tee nach.
    »Vielleicht kann ich eine große Show daraus machen, nach ihr zu suchen.«
    Chin nahm einen Schluck Tee und bewegte ihn im Mund umher. Dann legte er den Kopf in den Nacken und schluckte. »Vielleicht werden sie dann von den unfreundlichen Leuten, die nach ihnen suchen, gefunden.«
    »Genau.«
    Wenn sie mich einmal verfehlt haben, können sie mich wieder verfehlen. Aber ich werde sie diesmal nicht verfehlen.
    »Das ist verrückt.«
    »Spielen Sie mit?«
    »Klar.«
    Chin stand auf und winkte nach der Rechnung.
    »Sind Sie fertig?« fragte er Neal.
    »Noch nicht.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich will hier sitzen, den Tee austrinken und den Vögeln zuhören.«
    Die Vögel schienen ihn verstanden zu haben, denn sie begannen mit einer außergewöhnlich virtuosen Sinfonie. Selbst die alten Männer schwiegen, um zuzuhören und den Augenblick zu genießen. Als das Crescendo verklang, lachten alle, nicht höhnisch, sondern freudig über ein geteiltes Vergnügen.
    Neal Carey war hundemüde, hatte einen Jet-lag und einen Kulturschock, aber wenigstens wußte er, was nun zu tun war.
     
     
6
     
    Diesmal checkte er korrekt ins Banyan Tree ein, via Lobby und Rezeption. Er holte die Plastikkarte der Bank hervor – sollten sie ihn doch aufspüren! –, gab dem Hotelpagen ein Trinkgeld und zog zum zweiten Mal in sein Zimmer. Er goß sich einen hübschen Scotch ein, bestellte einen Weckruf für sieben Uhr und las zwei Kapitel Fathom, bevor er einschlief.
    Engel bewachten seinen Schlaf. Nicht die Engel, von denen Vater O’Connell immer geredet hatte, während Neal ihn vom Dublin Pub nach Hause führte und dabei um sein Kleingeld erleichterte, was ihn auf seine Art auch wieder an Engel glauben ließ. Diesmal waren die Engel ein paar Mitglieder der Triaden von Hongkong, die auf dem Korridor herumlungerten, die Eingänge beobachteten, die Treppen im Auge behielten, und das alles, ohne weiter aufzufallen.
    Darauf hatte Neal bestanden, sonst hätte er sich gar nicht bewachen lassen.
    »Es wird nicht klappen, wenn ich von einem Haufen Chinesen umgeben bin«, hatte er Ben Chin erklärt. »Ich muß wie ein leichtes Opfer aussehen.«
    »Ein Lockvogel«, stimmte Ben zu, »kein Problem.«
    Neal schlief friedlich, bis das Telefon um sieben klingelte. Er duschte und zog sich an – weißes Hemd, Khaki-Hose, unverwüstlicher blauer Blazer, kein Schlips – und marschierte hinunter in den Speisesaal. Beim Souvenir-Shop im Foyer kaufte er sich vorher einen South China Daily und einen International Herald. Dem Herald entnahm er vier Tassen Kaffee, zwei Scheiben Toast und drei Rühreier lang wichtige Sportnachrichten.
    Er kehrte auf sein Zimmer zurück, und das Päckchen lag tatsächlich auf seinem Bett, wie vereinbart. Er wußte nicht, wie Chin das an einem Nachmittag und Abend fertiggebracht hatte, aber es war alles da: fünfhundert Flugblätter mit dem Foto von Li Lan und Pendleton beim Dinner, darunter auf englisch und chinesisch: W ENN SIE DIESE L EUTE GESEHEN HABEN, RUFEN SIE M R . C ARET AN, es folgten die Telefonnummer seines Hotels sowie Neals Durchwahl. Außerdem hatte Chin ihm eine maschinengeschriebene Liste mit allen Galerien zusammengestellt, die vielleicht Bilder von Li Lan haben könnten. Ungefähr drei Dutzend, samt Adressen und Telefonnummern.
    Chin hatte die Galerien sogar geordnet: Er begann in Yaumatei, arbeitete sich die Goldene Meile herunter, dann hinüber nach Hongkong Island.
    Die erste Galerie befand sich im Hotel selbst und kam eigentlich gar nicht in Frage, aber sie war ideal, um eine neue Lüge zu testen.
    »Guten Morgen«, sagte Neal zu der Dame hinter dem Glastisch.
    »Guten Morgen. Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Hongkong?«
    Sie war eine Chinesin, Mitte Vierzig, schätzte Neal, und trug ein reich besticktes Jackett, das eher wie eine Uniform aussah. In der Galerie gab es

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